«Gier ist die erste und absolute Todsünde»
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Bank-Kunden zu Pierin Vincenz:«Gier ist die erste und absolute Todsünde»

Blick-Leser zum Prozess gegen Ex-Raiffeisen-Boss Pierin Vincenz (65)
«Was bis jetzt entdeckt wurde, ist bestimmt nur die Spitze des Eisbergs!»

Ex-Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz (65) galt als volksnaher und bodenständiger Banker. Bis seine Spesenaffäre ans Licht geriet. Ab heute wird ihm in Zürich der Prozess gemacht. Die Blick-Community ist empört.
Publiziert: 21.01.2022 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2022 um 16:33 Uhr
Für Reisen für sich und seine Ex-Frau Nadja Ceregato hat Vincenz offenbar ordentlich in die Spesenkasse gegriffen.
Foto: Sobli
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Community-Team

Ausgaben von über 500'000 Franken soll Ex-Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz (65) unrechtmässig über Spesen abgerechnet haben. So steht es in der Anklageschrift gegen den ehemaligen Bankmanager, der sich ab heute Dienstag in Zürich vor Gericht verantworten muss. Unter den angeblich geschäftlichen Ausgaben: Besuche in Stripclubs, Luxushotels, private Reisen. Alle aktuellen Infos zum Verfahren gibts im Liveticker.

In der Blick-Community kommen Vincenz' Spesen-Exzesse alles andere als gut an. Leserin Raki Perry schreibt: «Der Herr hat die Bank nach Strich und Faden betrogen!» Es sei sehr sonderbar, dass die Bank davon nichts bemerkt habe. «Da werden wir Kleinsparer von der Bank mit Spesen abgezockt und dieser Vincenz verschleudert unser Geld.», beschwert sich Leser Hansruedi Bopp. «Typisch, Wasser predigen und Wein trinken. Nimmt mich nur Wunder, ob er das Geld zurückbezahlt?»

Das Bild des volksnahen Managers bröckelt

Der Blick in die Kommentarspalte zeigt: Dem als bodenständig bekannten Bankmanager hätten viele offenbar keinen derartigen Skandal zugetraut. «Wahnsinn, wie abgehoben man hinter den Kulissen sein kann. Dafür gehört er zur Rechenschaft gezogen», schreibt Leser Markus Hunziker. «Was er insgesamt für die Raiffeisenbank getan hat, war natürlich sehr positiv! Trotzdem gehört sich so ein Verhalten absolut nicht.»

Entsprechend enttäuscht sind Bürgerinnen, Bankkunden und nicht zuletzt die Blick-Leserinnen: «Mich hat er einfach nur enttäuscht. Ich sah ihn als bodenständig, kundenfreundlich, und ehrlich. Und jetzt? Ausser Spesen nix gewesen», schreibt Jeannette Steinle. Auch Leser Heinz Wüthrich ist enttäuscht: «Und all die gutgläubigen Kassenmitglieder, meist aus kleineren Ortschaften, glaubten, was für ein toller Manager er war.»

Einige Leser sind verwundert über die «menschlichen Abgründe» in der Affäre Vincenz. «Gerade bei vermeintlichen Saubermännern sind sie besonders tief. Vincenz mit seiner Weissgeldstrategie investierte offensichtlich in eine Menge weisser Bettwäsche», schreibt Leser Stefan Zaugg, und spielt damit auf die zahlreichen Luxushotel-Aufenthalte an. «Einfach nur dekadent», findet das Leser Adelbert Pfister-Braida.

«Es wird nicht viel Handfestes übrig bleiben»

Insgesamt scheinen sich in der Blick-Community zwei Lager abzuzeichnen: Jene, die die Glaubwürdigkeit des Ex-Bankchefs verloren sehen, wie etwa Urs Haslibach: «Ich glaube, was bis jetzt bei Vincenz entdeckt wurde, ist nur die Spitze des Eisbergs seiner Abgründe.» Und jene, die mit einem eher milden Urteil rechnen. «Da war so wenig wirklich Strafbares und auch Beweisbares dabei, dass Vincenz garantiert mit einer Bewährungsstrafe wegkommt. Und vielleicht muss er eine kleine Summe zurückzahlen», schreibt Leser Rainer Maier.

Leser Martin Hochuli ist sich sicher: «Ich nehme gerne Wetten an. Von den Vorwürfen wird nicht viel Handfestes übrig bleiben. Im zweiten Teil wird dann um die Entschädigung für einen ruinierten Lebenslauf gerungen.» Und Martin Müller ergänzt: «Wetten, dass er ein mildes Urteil bekommen wird?»

Auch wenn sich die Mehrheit wohl ein hartes Urteil wünsche, werde das Wort Gerechtigkeit in der Schweiz nicht wirklich gelebt, schreibt er. «Das, was der Banker gemacht hat, machen Hunderte andere hier nicht anders. Grössenwahn und Geldgier beherrschen unsere Gesellschaft.»

Immerhin 364 Seiten zählt die Anklageschrift gegen den Ex-Bankmanager. Ob sich das Verfahren tatsächlich als einer der grössten Wirtschaftsprozesse der Schweiz herausstellt, oder, wie einige Leser vermuten, als «Show» mit dürftigen Konsequenzen, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen weisen.

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