Alle Antworten zum Coronavirus
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Experten auf Blick TV:Alle Antworten zum Coronavirus

Experten stellen sich auf Blick TV Ihren Fragen
Alle Antworten zum Coronavirus

Arzt Josef Widler, Samuel Zingg vom Lehrerverband, Psychologe Allan Guggenbühl und Peter Burri von Pro Senectute stellten sich im Blick TV den drängendsten Corona-Fragen der Zuschauer.
Publiziert: 13.03.2020 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2020 um 08:04 Uhr
Der Bundesrat hat heute drastische Massnahmen beschlossen.
Foto: KARL-HEINZ HUG
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Sylwina Spiess, Andreas Hobi, Sermîn Faki

Die Corona-Krise löst viel Verunsicherung aus. Auf Blick TV gaben Psychologe Allan Guggenbühl, Arzt Josef Widler, Peter Burri von Pro Senectute und Samuel Zingg vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz Auskunft auf Userfragen.

Wie gross ist die Gefahr, dass man sich am Tisch beim Essen ansteckt?

Josef Widler: Übertragungen durch Lebensmittel sind nicht bekannt. Das Problem ist der Kontakt mit den Menschen, nicht mit dem Essen. Es ist sicher nicht ratsam, mit einem Infizierten zu essen, der hustet.

Man sagt, dass das Virus auf Oberflächen überleben kann. Kann dadurch eine Übertragung passieren?

Josef Widler: Das ist nicht die wichtige Frage. Die wichtige Frage ist, ob Sie Ihre Hygienemassnahmen gut durchführen. Haben Sie Ihre Hände gewaschen? Haben Sie eine mögliche Oberfläche gereinigt? Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich anstecken, sehr klein.

Was sind die psychologischen Auswirkungen der Krise?

Allan Guggenbühl: Wir funktionieren alle so, dass wir Sicherheit brauchen. Wir wollen wissen, was auf uns zukommt. Wenn wir das nicht wissen, löst das etwas aus. Vorstellungen, Ängste. Damit müssen wir leben. Eine Krise kann aber auch zusätzliche Ressourcen mobilisieren.

Die Leute kaufen die Regale leer, sogar WC-Papier wird gehortet. Warum ausgerechnet WC-Papier

Allan Guggenbühl: Das eine Art «magische Handlung». Wer verunsichert ist, will eine Handlung ausführen, die er versteht, die ihn beruhigt, die plausibel ist. Das WC-Papier ist eine alltägliche Handlung. Und es steht für Hygiene. Auch das steht für die Suche nach Lösungen, die die Verunsicherung überwinden.

Stimmt es, dass man das Eindringen des Virus durch das Inhalieren von Wasserdampf, Mundausspülen oder das Trinken von Ingwertee verhindern kann?

Josef Widler: Das ist eine unbestätigte Hypothese. Wir wissen, das andere Sachen mehr nützen: die, die der Bund vorschlägt. Wenn es den Leuten guttut ­– bitte. Aber dennoch sollten alle wissen, dass man andere damit nicht sicher schützt.

Wäre es nicht am einfachsten, die Risikopatienten abzuschirmen? Dann könnte der Rest normal weiterleben.

Peter Burri: Das ist eine schwierige Vorstellung. Eine Gesellschaft ist auf mehreren Generationen aufgebaut. Man kann nicht ganze Teile davon einfach abtrennen. Und hermetisch absperren kann man doch niemand.

Müssen Senioren, die Judo-Trainings für Kinder geben, diese jetzt absagen? Und wer haftet dann?

Peter Burri: Die Haftungsfrage bewegt die ganze Schweiz, fast noch mehr als das Virus selber. Wir raten, eher auf solche Anlässe zu verzichten. Und was die Haftung betrifft: Die Hotellerie zeigt sich derzeit ja kulant. Vielleicht könnten ja auch die Eltern der Kinder etwas kulant sein.

Kann man sich über Bargeld anstecken?

Josef Widler: Es gilt das Gleiche wie bei den Oberflächen. Wenn sie von einem Kranken Geld erhalten und sich danach ins Gesicht fassen, besteht die Gefahr einer Ansteckung. Wenn Sie aber nach dem Einkaufen die Hände waschen, ist das Geld so dreckig, wie es ist. Es ist aber nicht gefährlich.

Bietet die Grippeimpfung einen gewissen Schutz?

Josef Widler: Soviel wir heute wissen, nicht. Die Grippeimpfung ist dennoch eine gute Sache, denn die Geimpften kommen nicht mit dem grippalen Infekt zum Hausarzt – sondern könnten eher mit dem Coronavirus infiziert sein. Das erleichtert die Arbeit für den Arzt.

Woran genau stirbt ein Corona-Patient?

Josef Widler: Am Schluss stirbt man an einer schweren Lungenentzündung. Man muss aber auch sagen, dass die Lungenentzündung eine der häufigsten Todesursachen bei kranken Menschen ist.

Schulen und Kindergärten werden geschlossen, man soll die Kinder nicht von den Grosseltern betreuen lassen. Welche Möglichkeiten haben Eltern noch?

Samuel Zingg: Viele Kantone sind dabei, das Problem zu lösen. Viele werden während der normalen Unterrichtszeiten ein Betreuungsangebot anbieten. In einigen Kantonen werden das aber nur Eltern nutzen können, die im Gesundheits- oder Versorgungsbereich arbeiten – weil sie es sonst nicht schaffen.

Wie sieht es aus mit den Krippen?

Samuel Zingg: Der Bund hat sich dazu nicht geäussert. Ich weiss von einzelnen Kantonen, dass sie offenbleiben, wenn es nötig ist.

Wie stellt man sicher, dass die Schüler weiter lernen können?

Samuel Zingg: Da gibt es auch wieder kantonale Unterschiede. In der Oberstufe gibt es in vielen Schulen Fernunterricht. Es gibt verschiedene Systeme. Manchmal helfen digitale Systeme, manche Kinder bekommen Dossiers nach Hause geliefert.

Was bedeutet das Besuchsverbot für die alten Leute? Kann das nicht Einsamkeit und Depressionen auslösen?

Allan Guggenbühl: Ich glaube, die Senioren verstehen die Situation. Natürlich ist es ein Einschnitt. Die Familie ist unsere wichtigste Bezugsgruppe und jetzt muss man sich trennen. Das ist eine grosse emotionale Herausforderung. Lange wird man das nicht aufrechterhalten können. Aber zwei, drei Wochen sollte das gehen.

Peter Burri: Es kommt auch drauf an, wie sich die Krise weiterentwickelt. Wenn es noch dramatischer wird, wird eine solche Trennung auch länger akzeptiert. Und es gibt ja auch andere Kommunikationsmöglichkeiten

Meine Mutter will nicht mehr, dass ich sie besuche, meine Grossmutter hat keine Angst. Wie soll ich mich als junger Mensch verhalten?

Peter Burri: Die Senioren sind sich bewusst, dass eine Grippewelle für sie immer existenziell sein kann. Aber das Coronavirus ist gefährlicher. Vielleicht müssen die Jungen die Grosseltern etwas schützen vor dem eigenen Übermut.

Josef Widler: Es kommt aber schon darauf an. Nicht alle Grosseltern gehören zur Risikogruppe. Aber ein Grossvater mit Herzinsuffizienz oder Diabetes soll die Kinder wahrscheinlich nicht hüten.

Ab wann weiss ich, dass ich nicht mehr ansteckend sein kann?

Josef Widler: Das weiss man leider nicht. Man weiss nur, wer ziemlich sicher ansteckend ist: Leute mit Husten und Fieber. Wer nicht sicher ist, ruft am besten den Hausarzt an. Oder eine Hotline. Da erhält man professionelle Auskunft.

Wieso werden nicht alle Menschen getestet?

Josef Widler: Das wird auch in anderen Ländern nicht gemacht. Das hat der Bundesrat richtig abgewogen. Es lohnt sich niemals, alle zu testen. Der Nutzen steht in keinem Verhältnis zum Schaden – der Überlastung der Institutionen, der Ansteckungsgefahr und so weiter. Es ist wichtiger, dass man die testet, die im Gesundheitswesen oder in der Logistik tätig sind.

Ich bin 77. Darf ich weiter ins Dampfbad und in die Sauna?

Peter Burri: Wenn Sie dort alleine sind, wäre dagegen nichts einzuwenden. Doch das wird kaum der Fall sein. Daher würden wir zu Vorsicht raten.

Wäre es nicht besser, das Virus laufen zu lassen? Jetzt wird das Ganze herausgezögert.

Josef Widler: Mit dieser Lösung wäre wahrscheinlich das System zusammengebrochen – und es würden mehr Menschen sterben. Das finde ich keine gute Vorstellung.

Die ganze Sendung gibt es hier zum Nachschauen.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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