Gottfried Siebel ist Schmetterlingforscher
«Meine Arbeit ermöglicht mir ein richtiges Abenteuerleben»

Leser Gottfried Siebel (69) widmet sich seit seiner Auswanderung nach Bolivien der Erforschung der dortigen Schmetterlingsarten. In «Wir sind Blick» berichtet er, wie er die Anzahl dokumentierter Spezies im Land von 1834 auf über 4000 steigern konnte.
Publiziert: 27.07.2024 um 12:21 Uhr
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

In der Schweiz habe ich mit sehr viel Begeisterung Schmetterlinge fotografiert. 2016 zog ich dann mit meiner Frau nach Bolivien, um dort im Ruhestand zu leben. Auch hier habe ich mich mit den Tieren befasst. Aber ich musste feststellen, dass hier alles anders ist. Niemand weiss, wie viele verschiedene Schmetterlingsarten in Bolivien fliegen. Also habe ich mich daran gemacht, selber einen professionellen Katalog der Schmetterlinge Boliviens zu erstellen.

Ich bemühte mich, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität zu werden, um vom Umweltministerium das dazugehörige Projekt genehmigt zu bekommen. Das ist Voraussetzung, um in Naturschutzgebieten Schmetterlinge sammeln zu dürfen. Mit der Zeit wurde ich auch für die Schmetterlingssammlung des Instituts für Ökologie und des Naturkundemuseums in La Paz zuständig.

Diese Arbeit erlaubt mir ein Abenteuerleben. Mit meinem Auto fahre ich mit meinem Team in die entlegensten Orte Boliviens, um dort zu forschen. Das ist sehr spannend, denn die Landschaften und Menschen von Bolivien stellen mich immer wieder vor grosse Herausforderungen. In den Urwäldern kann man sich leicht verlaufen. Wenn etwas passiert, ist man oft im Nirgendwo und kann kaum Hilfe rufen.

Die Erforschung und Dokumentation der vielfältigen Schmetterlingsarten von Bolivien gehört zum Arbeitsalltag von Leser Gottfried Siebel. Hier arbeitet er an einer Fotoanlage im Naturkundemuseum in Santa Cruz.
Foto: Zvg
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Wir sind Blick

In unserer Serie «Wir sind Blick» stellen wir dir jeden Samstag eine spannende Persönlichkeit aus der Blick-Community vor. Wir sind überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser eine interessante Geschichte zu erzählen hat.

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Neben der Erstellung eines Katalogs geht es auch darum, für die Studenten Boliviens eine Referenzsammlung der Schmetterlinge Boliviens zu erstellen. Dazu arbeite ich mit Fachleuten aus aller Welt zusammen. Jetzt bin ich der einzige Spezialist in Bolivien, der zu diesem Thema forscht. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen: 2006 wurde schon ein Katalog der Schmetterlinge Boliviens mit 1834 Spezies erstellt. Dank meiner Forschungen sind es jetzt mehr als 4000. Dazu kommen auch noch viele Schmetterlinge, die bisher unbekannt waren, also neue Spezies sind.

Bolivien ist ein armes Land, und das führt zu einem Problem: Die Sammlung platzt aus allen Nähten, aber es ist kein Geld da, um sie zu vergrössern. Die Arbeiten dazu kann ich mit meinen Studenten nur noch in meiner Wohnung machen. Dort stapeln sich auch noch die Kästen mit den Schmetterlingen, die nicht mehr in der Universität untergebracht werden können. Trotzdem bleibt die Hoffnung auf eine Lösung, damit die wertvolle Sammlung weiterhin wachsen kann.

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