Leser helfen Lesern am Welt-Alzheimertag
«Sei für den Kranken da, so gut es noch geht!»

In der Schweiz leben über 100'000 Menschen, die an einer Form der Demenz erkrankt sind. Die Diagnose ist ein herber Schicksalsschlag. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte. Hier erzählen genau sie ihre Geschichte, geben Tipps und äussern ihre Zukunftswünsche.
Publiziert: 20.09.2019 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2020 um 23:02 Uhr
Andreas Hobi

Die Diagnose Demenz ändert alles. Denn die Krankheit ist mehr als einfach nur Vergesslichkeit. Eine der häufigsten Formen der Demenz ist Alzheimer. Am 21. September wird weltweit mit dem Welt-Alzheimertag auf diese Krankheit aufmerksam gemacht. In der Schweiz alleine leben über 100'000 demenzkranke Menschen.

BLICK hat bei seiner Community nachgefragt, wie Familienangehörige und Betroffene mit dieser Krankheit umgehen. Das Ziel dabei: Die Leser sollen sich gegenseitig ihre Geschichten erzählen, sagen, was sie sich von Menschen wünschen, die nicht direkt von diesem Schicksal betroffen sind und einander Tipps und Ratschläge im Umgang mit demenzkranken Menschen geben.

Den Anfang macht Leser Michi. Sein Vater ist an Alzheimer gestorben. Für ihn das wichtigste: «Korrigiere den Betroffenen nicht ständig, wenn der Kranke etwas falsches sagt oder tut – das setzt ihn nur unter Druck und verursacht Stress. Versuche lieber, dich in seine Welt zu begeben und sprich ihm positiv zu. Nimm ihm seine Angst – auch wenn er deinen Namen plötzlich nicht mehr kennt, nicht mehr weiss, wer du bist – vergiss nie, du weisst, wer er ist! Also sei für ihn da, so gut es geht.»

Die Diagnose, dass jemand an Demenz leidet, verändert alles.
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«Schöne und dankbare Momente erlebt»

Die Ehefrau von BLICK-Leser Eduard ist 66 Jahre alt und hat seit zehn Jahren Alzheimer. Keine einfache Situation für ihn. Sein Tipp: «Verständnis und Geduld gegenüber dem Demenzkranken zeigen und ihn aus Liebe so lange wie möglich zu Hause im gewohnten Umfeld pflegen.» Eduard arbeitet noch 50 Prozent, unterstützt wird er von der Spitex und der Tochter. Damit Eduard auch mal Administratives in Ruhe erledigen oder einfach auch mal Pause machen kann, verbringt seine Frau zwei Tage pro Woche in einer Tagesklinik. «Wir geniessen es, sie so lange wie möglich noch bei uns zu haben, ohne Trübsal zu blasen», resümiert er gegenüber BLICK.

Aus der Community haben sich auch einige Leserinnen und Leser gemeldet, die in ihrem Beruf mit Demenzkranken zu tun haben. Einer davon ist Elmar. Er findet es gut, dass in den letzten Jahren viel über Demenz geschrieben wurde und dadurch eine «enorme Sensibilität der Bevölkerung» in Bezug auf diese Krankheit geschaffen wurde. Seine Arbeit beschreibt er so:« Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz muss einem im Blut liegen. Denn demenziell erkrankte Menschen fordern von den Betreuenden praktisch im Minutentakt die Reflektion ihres Gegenübers, eine aussergewöhnliche Neugierde und ein hohes Mass an Fantasie. Als Betreuer muss man stets das Bewusstsein haben, dass das Erlebte innert kürzester Zeit wieder der Vergangenheit angehört und bald eine neue Reise startet – ohne Vorankündigung, ohne Planung und ohne klares Ziel.»

Für Elmar auch nicht immer einfach. Schon oft hat er von seinem Umfeld gehört, dass es bestimmt schwierig sein müsse, mit Menschen zu arbeiten, die einfach anders funktionieren, als «Gesunde». Seine Antwort darauf: «Ja, es ist schwierig und nein, es ist gleichzeitig nicht schwierig. Jeder Mensch, der bereit ist, sich auf diese Herausforderung einzulassen, wird in der Betreuung von Menschen mit Demenz viele schöne und dankbare Momente erleben, welche einem niemand – ausser die Demenz selbst – mehr nehmen kann.»

«Regierung muss uns unterstützen»

Die Tante von BLICK-Leserin Kathrin ist 85 Jahre alt und leidet ebenfalls an Demenz. «Sie ist glücklich und zufrieden, nie aggressiv. Trotz der Krankheit ist sie ein wertvoller Mensch und verdient es, auch so gepflegt zu werden», schreibt sie BLICK. Kathrin wünscht sich vor allem eins: «Die Regierung der Schweiz muss Betroffene unterstützen, die die Kranken zu Hause pflegen!»

Den Abschluss macht Leser Max. Stellvertretend für viele, die sich auf den Aufruf von BLICK gemeldet haben, schreibt auch er, dass die Situation als Angehöriger zwar schwierig ist, aber er sich nicht darüber beklagen würde: «Meine Frau hatte vaskuläre Demenz. Ich habe sie alleine sieben Jahre gepflegt, bis sie gestorben ist. Es war ein 24-Stunden-Job. Ich habe es aber gerne gemacht, weil ich meine Frau geliebt habe. ich bereue keine Stunde und würde es wieder tun.»

Weltweit leiden ca. 46 Millionen Menschen an Demenz – zwei Drittel von ihnen an Alzheimer. Doch welche Symptome deuten wirklich auf die Krankheit hin und wobei handelt es sich eher um normale altersbedingte Veränderungen? Lesen Sie hier, welche zehn Warnzeichen auf Demenz hindeuten können.

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