Dieser Gletscher ist am Sterben
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Drohnenaufnahmen zeigen:Dieser Gletscher ist am Sterben

Leser über Polyesterbahnen am Rohnegletscher
«Lasst die Natur endlich in Ruhe!»

Im Wasser am Rhonegletscher schwimmen Polyesterbahnen. Diese sollten das Eis über der bekannten Grotte schützen – landeten aber mit ihm im Gletschersee. Die Community hat dafür wenig Verständnis.
Publiziert: 06.07.2023 um 12:02 Uhr
Ärger um den Rhonegletscher-See im Oberwallis: Von der Eisgrotte sind mehrere Eisschollen abgebrochen und haben Vliesbahnen mit sich gerissen.
Foto: Andrea Soltermann
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Grosser Unmut am Rhonegletscher! Um ihre profitable Eisgrotte zu schützen und das Versiegen der Einnahmequelle verlangsamen zu können, haben die Betreiber der Grotte Polyestertücher über einen Teil des Gletschers gepackt.

Die Grotte ist ein Tunnel, der jedes Jahr neu ins Eis geschlagen wird. Schon seit 1870 kommen jedes Jahr Tausende Besucher aus der Schweiz und dem Ausland zur Grotte am Furkapass, um in die geheimnisvolle Welt des ewigen Eises eintauchen zu können. Ein touristischer Hotspot auf 2300 Metern über Meer.

Die Tücher sehen nicht nur gewöhnungsbedürftig aus, sie könnten auch drastische Folgen haben: Von der Eisgrotte sind nämlich mehrere Eisschollen abgebrochen und haben Vliesbahnen mit sich gerissen. Diese sind nun im Gletschersee gelandet.

«Wer entfernt jetzt die Tücher?»

Die ganze Aktion stösst bei der Community auf wenig Verständnis. Leser Robert Crain schreibt beispielsweise: «Noch mehr Plastikschrott in der Natur. Es ist ein Zeichen eines verzweifelten Versuchs, das Gletscherschmelzen aufzuhalten, was natürlich in Nachhinein lachhaft ist. Man muss sich mit der Tatsache abfinden, dass in wenigen Jahrzehnten die Gletscher nicht mehr da sind. Und jetzt, wer entfernt diese grässlichen Tücher?»

Auch Umweltaktivistin Eva-Maria Kläy (56) von Pro Natura Oberwallis ist schockiert. Nicht nur wegen der optischen Beeinträchtigung der Landschaft. Sie befürchtet weit grössere Konsequenzen. Der Polyester könne Mikroplastikteilchen produzieren. «Das bedeutet: Wir verschmutzen die Rhone schon direkt an der Quelle, das ist ein Skandal!» Man müsse sich so auch nicht wundern, wenn zum Beispiel im Genfersee zu viel Mikroplastik gefunden werde.

«Lasst die Natur endlich in Ruhe!»

Leser Alban Jost sieht nicht nur die Betreiber in der Verantwortung, sondern auch jene, die die Vliesbahnen bewilligt haben. «Meines Erachtens ist der Kanton Wallis hierfür auch zuständig. Oder sind die zuständigen Damen und Herren nur bei ‹Schönwetter-Einweihungen› und nicht bei ‹Beerdigungen von Leichentüchern› im Rhonegletschersee anwesend?»

Im vergangenen Jahr habe man schon alle «erdenklichen Möglichkeiten» geprüft, um das Vlies aus dem See zu holen. Dies werde jedoch als zu gefährlich eingestuft. Es sei daher nicht möglich, das Vlies innert kurzer Zeit zu entfernen, erklären die Betreiber. Mittelfristig wird es aber eine Lösung geben müssen.

Den Abschluss macht Leser Raphael Maiga: «Lasst die Natur endlich in Ruhe, die wird sich nämlich von keinem Politiker beeindrucken lassen!»

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