Leser zu steigenden Kosten
«Psychotherapie muss raus aus der Grundversicherung!»

Vor zwei Jahren wurde der Zugang zu Psychotherapien erleichtert. Seitdem sind die Kosten massiv gestiegen. Welche Lösungsansätze schlägt die Community vor?
Publiziert: 29.04.2024 um 12:58 Uhr
In den Spitälern haben sich die Kosten von den stationären zu ambulanten Behandlungen verschoben.
Foto: Keystone
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Seit Juli 2022 sind Therapien bei Psychologen durch die Grundversicherung abgedeckt. Vorher mussten die Psychotherapeutinnen angestellt sein, etwa bei einem Psychiater. Jetzt können sie direkt mit den Krankenkassen abrechnen, wenn ein Arzt die Therapie verordnet hat. Dies soll die Wartelisten verkürzen, sodass Patienten nicht mehr monatelang auf einen Termin warten müssen.

Laut Angaben des Krankenkassenverbands Santésuisse haben in den letzten 16 Monaten 6000 neue Psychologen ihre Arbeit aufgenommen. Trotzdem scheint immer noch ein erheblicher Mangel an psychotherapeutischer Versorgung bestehen zu bleiben. Dazu kommt, dass der Wechsel pro Jahr bereits jetzt Mehrkosten von rund 300 Millionen Franken verursacht. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 785 Millionen, die die Prämienzahler stemmen müssen.

Diese Zahlen schockieren die Blick-Community. «6000 neue Psychologen in zwei Jahren? Wahnsinn! Jetzt ist ein starkes Ja zur Krankenkassenprämien-Deckelung wichtig, damit die Regierung gezwungen wird, endlich etwas gegen die ausufernden Gesundheitskosten zu unternehmen», kommentiert Leser Thierry Stocker.

«Das liegt einzig am erhöhten Angebot»

Hat das grössere Angebot an Psychotherapien vielleicht eine grössere Nachfrage geschaffen? Für Peter Sturzenegger ist klar: «Je mehr Psychologen, desto mehr werden psychologische Leistungen auch beansprucht. Das liegt einzig und allein am erhöhten Angebot. Unser System krankt an einer Überversorgung.»

Für User Bill Weber gibt es nur eine Lösung: «Es gehört heutzutage wohl zum guten Ton, regelmässig zum Psychotherapeuten zu gehen. Man muss die Psychotherapie schleunigst aus der Grundversicherung nehmen, es artet völlig aus!»

Anne Egli findet hingegen, dass man den Fokus lieber auf andere Probleme setzen sollte. «Die Krankenkassenprämien steigen sicher nicht deswegen. Es darf durchaus angenommen werden, dass diese Beratungen auch gesundheitliche Prävention bewirken. Die wahren Probleme liegen woanders. Ich möchte mal wissen, wie viele Millionen allein in die Werbung der vielen Kassen fliesst», schreibt sie.

Psychotherapie könne die Situation entspannen

Auch Leserin Ursula Rindlisbacher findet, dass auf Psychotherapie nicht verzichtet werden sollte. Die psychische Gesundheit habe sich über die letzten Jahrzehnte weiterhin verschlechtert. «Viele erhalten seit Jahren Psychopharmaka verschrieben. Hier kann durch psychologische Abklärung die Situation künftig entspannt werden, denn jahrzehntelange Behandlung inklusive Spitalaufenthalte kosten viel Prämiengeld. Da können wir nicht wegsehen», argumentiert sie. 

Auch Leserin Yvonne Schmid ist der Meinung, dass psychologische Hilfe sehr wirksam sein kann. Aber: «Man muss sicherstellen, dass ziel- und lösungsorientiert gearbeitet wird. Die Therapeuten haben leider nicht selten die Neigung, ein Problemtrauma nach dem anderen zu finden, sodass die Behandlung jahrelang nicht zu einem Ende kommt.»

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