Neue Funktionen in iOS11
Killt Apple jetzt Twint?

Ab Herbst kann man mit dem iPhone direkt über iMessage Geld überweisen. Und Apple öffnet NFC für alle. Ist das das Ende für die Schweizer Bezahllösung Twint – oder gar eine grosse Chance?
Publiziert: 06.06.2017 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:46 Uhr
Lorenz Keller

Im Reigen der neuen Gadgets und Anwendungen sind gestern an der Keynote von Apple zwei Neuerungen fast untergegangen, die für den Schweizer Markt eine spezielle Bedeutung haben. Hier gibts ja mit Twint eine eigene, drahtlose Bezahllösung, die andere Anbieter wie Apple Pay und Samsung Pay recht gut in Schach hält.

Doch Twint verliert, wenn das iPhone-Betriebssystem iOS 11 für die neusten Apple-Smartphones erhältlich sein wird, zwei Trümpfe. Bislang konnte man als nettes Extra mit Twint direkt einem Freund Geld überweisen, das ging mit Apple Pay nicht.

Nun kann man über iMessage direkt Geld an Freunde überweisen – sofern diese auch den Dienst nutzen. Sogar über die Sprachsteuerung Siri wird man Beträge senden können. Das Geld landet im neuen Apple-Pay-Cash-Konto und kann fürs drahtlose Bezahlen genutzt werden –  oder aber man kann es sich aufs Bankkonto überweisen. Ein grosser Vorteil von Twint ist damit Geschichte – sobald Apple den Dienst in die Schweiz bringt.

Apple Pay wird attraktiver, weil man neu Geld direkt an Freunde überweisen kann.
Foto: Reuters
Ab Herst kann man über iMessage ganz einfach Geld überweisen.
Foto: Zvg

Apple öffnet NFC für alle

Noch weitreichender sind die Folgen der zweiten Änderung, die an der Keynote gar nicht wirklich kommuniziert wurde. So hat iOS 11 einen «NFC Reader Mode». Das bedeutet, dass Near Field Communication (NFC) wie bei Android auch für Drittanbieter geöffnet wird – bislang hatte Apple das aus Sicherheitsgründen nur eigenen Apps erlaubt.

NFC wird nicht nur zum schnellen Koppeln von Geräten und der einfachen Übertragung von Daten genutzt, sondern auch fürs drahtlose Bezahlen. «Falls Apple NFC wirklich für alle öffnet, ist das eine riesige Chance für Mobile Payment», sagt Marktbeobachter Ralf Beyeler des Vergleichsdienstes Verivox.

Twint will den Umstieg auf NFC prüfen – wenn die drahtlose Datenübermittlung bei Android und iPhone nutzbar ist.
Foto: Zvg

Bezahl-Apps via NFC könnten so auf Android und iPhone gleichermassen genutzt werden. «Und NFC ist nach wie vor der bequemste Weg, drahtlos zu bezahlen», sagt Beyeler. Für Twint, das auf Bluetooth oder QR-Code setzt, ist das Gefahr und Chance zugleich. Stellt man zu langsam oder gar nicht auf NFC um, könnten andere Bezahl-Apps und Apple Pay plötzlich die Nase vorn haben.

Michael Hügli von Twint sagt denn auch: «Sobald NFC für Android und iPhone nutzbar ist, werden wir das sicher prüfen.» Twint sei nicht an eine Technologie gebunden und wolle die beste verfügbare Methode nutzen.

Wenn Apple NFC tatsächlich für alle öffnet, müssten Schweizer Banken ihre Kreditkarten eigentlich im Gegenzug für Apple Pay öffnen. «Das wäre nur fair und würde den Markt weiter beleben», sagt Ralf Beyeler.

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