Tolle Spiele, aber zu viele für Nerds
Apples Gaming-Abo ist günstig, aber anspruchsvoll

Am Donnerstagabend startet Apple Arcade offiziell. Bereits jetzt kann man den Gaming-Dienst ausprobieren. Der BLICK-Test zeigt: Apple liefert manchmal zu viel Qualität.
Publiziert: 18.09.2019 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2019 um 16:55 Uhr
Digital-Redaktor Lorenz Keller hat Apple Arcade bereits ausprobiert. Den ersten Monat gibts gratis, danach werden sechs Franken fällig.
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Lorenz Keller

Eigentlich kommt Apple Arcade erst am Donnerstagabend. Sobald Apple User die neue Version des Betriebssystems iOS 13 heruntergeladen haben, werden sie im App Store eine neue Rubrik mit Namen «Arcade» finden. Dort kann man mit einem Klick den gratis Probe-Monat starten, danach kostet das Game-Abo sechs Franken pro Monat. 

Bereits seit Montagabend ist Arcade für Nutzer der Beta-Version zugänglich und kann ausprobiert werden. Es ist allerdings nicht wirklich ein Streaming-Service, sondern eine Art zusätzlicher Store mit momentan knapp 60 Games. Laufend sollen jeden Monat neue dazukommen. Diese erscheinen exklusiv bei Apple Arcade. Das heisst aber nur, dass sie nicht im normalen Store und für Android erhältlich sind. Andere Gaming-Plattformen wie etwa Playstation, Nintendo Switch oder Xbox sind nicht ausgeschlossen. 

Kein Gamestreaming, die Spiele belegen bis 4 GB Speicher

Die Games lädt man sich ganz normal aufs Gerät herunter, wie auch andere Apps. Das benötigt bis 3 oder 4 GB Speicherplatz pro Spiel, hat aber den Vorteil, dass man auch ganz ohne Internetverbindung zocken kann. 

Und wie ist die Game-Auswahl zum Start? Wer sich durchklickt, findet viele recht aufwendige, schön produzierte Spiele mit Anspruch. Da werden spannende Geschichten mit auffälliger Grafik erzählt. 

Der erste Eindruck: Apple Arcade richtet sich an Vielspieler, die sich bisher rund zwei Games pro Monat gekauft hatten. Und zwar eher anspruchsvolle Kost, also Indie-Titel, die man nicht unbedingt in den Charts findet. Für diese User dürfte sich das Abo auszahlen, schon alleine, weil man an Titel herankommt, die es sonst bei Apple nicht gibt. 

Eine Schwierigkeit ist, dass die Spiele auf ganz unterschiedlichen Plattformen funktionieren sollten. Auf dem iPhone, aber auch auf dem iPad, auf dem Fernseher mit AppleTV und auch auf dem Mac. 

Wenig Games für den Massengeschmack, aber toller Preis

Den Massengeschmack trifft Apple mit der Auswahl zum Start nicht unbedingt. Schaut man sich die Charts der gekauften Games an, dann gibts dort viele Simulatoren, Rennspiele, Aufbau-Games oder auch bekannte Brands wie «GTA». Bei Apple Arcade wird man in diesen Bereichen kaum fündig. 

Sehr beliebt sind bei uns auch Gratis-Spiele. Hier werden die Charts von Puzzles und kleinen Geschicklichkeitsspielen dominiert. Games für Zwischendurch, die allerdings oft mit viel Werbung oder den berüchtigten In-App-Käufen nerven. Wer sich erhoffte, so etwas als werbefreie Version zu finden, wird ebenfalls grösstenteils enttäuscht.

Immerhin: Mit sechs Franken pro Monat ist Apple Arcade wirklich sehr günstig. Zudem kann die ganze Familie ein einzelnes Abo nutzen. Ideal etwa, wenn man Kinder hat. Und vielleicht lassen sich diese ja vom anspruchsvollen Angebot locken, auch wenn wenige typische Spiele für Teenies und Kinder darunter sind.

Ein grosses Fragezeichen ist nach dem ersten Test auch, ob Apple diese Qualität durchhalten kann. Also recht aufwendige Spiele zum Pauschalpreis verscherbeln, das wird auf die Dauer für die Gamestudios nicht einfach. Vielleicht packt Apple ja die Chance und richtet sein Angebot mit der Zeit etwas stärker noch auf Kinder, Teenies und den Massengeschmack aus. Auch wenn das natürlich das Geschäftsmodell von einigen Produzenten gefährdet, die bislang mit massiven Werbeeinblendungen oder In-App-Abzocke viel Geld verdienen.

Einige der neuen Games im ersten Test

«Mini Motorways»: Eines der wenigen Mini-Spiele für Zwischendurch. Man muss Strassen, Häuser und Bürogebäude bauen und das Verkehrssystem am Leben erhalten. Simple Grafik, eingängiges Spielprinzip – mit Suchtgefahr.

«Red Reign»: Mini-Aufbauspiel, bei dem man sich mit einem anderen Volk duelliert. Schnell Truppen aufbauen und die gegnerische Basis zerstören, schon ist eine Partie zu Ende. Kann man auch online gegen andere Gegner zocken. Schnell und witzig, fast ein wenig zu simpel.

«Sayonara»: Grafisch cool gemachtes Rennspiel, das vor allem mit tollem Soundtrack überzeugt. Aber man muss eben nicht wirklich Gas geben, sondern Rhythmus-Gefühl beweisen auf einer turbulenten Achterbahnfahrt. Das dürfte manchem Einsteiger etwas zu abgefahren sein, gleich wie das Retro-Design.

«Hot Lava»: Auch hier erinnert schon das Intro an alte Comic-Serien mit Superhelden. Doch danach ist es primär ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem man durchs Haus hüpft und nicht auf den Boden kommen darf. Denn der Boden ist aus blubbernder Lava. Mit Controller lässt sich das Spiel deutlich besser bewältigen als mit dem Touchscreen

«Assemble»: Ein wenig Märchenstimmung und immer wieder Sequenzen, die an ein Bilderbuch erinnern. Das Spiel ist dann aber für Kinder wohl doch etwas anspruchsvoll. Man muss nämlich mit steigender Schwierigkeit Sachen flicken – vom Kassettenrekorder bis zur Porzellanfigur.

«Agent Intercept»Rasantes Rennspiel mit viel Action und Ballerei. Wie alles bei Apple Arcade nicht wirklich brutal. Die ungewöhnliche Schräg-Perspektive ist gewöhnungsbedürftig, grafisch überzeugt das Spiel nicht wirklich. 

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