«Divinity – Original Sin 2» im Test
Eine Welt mit unzähligen Möglichkeiten

Das Rollenspiel «Divinity – Original Sin 2» ist nichts für geradlinige Spieler. Das rund 80-stündige Epos gibt den Helden unzählige Freiheiten in die Hand. Wir haben das Indie-Game der belgischen Larian Studios getestet.
Publiziert: 05.10.2017 um 17:00 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:25 Uhr
1/26
Martin Steiner

Übersicht

Das Game spielt rund 1000 Jahre nach dem ersten Teil und benötigt entsprechend keine Vorkenntnisse. In der Welt von Rivellon tauchen sogenannte Leererwachte auf, gefährliche Monster aus dem Jenseits. Der Orden der Magister macht die Quellenmagier – Sourcerer im englischen Original – dafür verantwortlich und lässt darum alle von ihnen in Ketten legen und auf die Gefängnis-Insel mit dem völlig unpassenden Namen Fort Joy bringen. Wenig überraschend also, dass das Abenteuer für den Spieler auf einem Gefangenen-Schiff beginnt. Doch bereits auf der Fahrt ereignet sich ein Mord – und danach noch Schlimmeres.

Trailer zu «Divinity – Original Sin 2» kaufen

Trailer zu «Divinity – Original Sin 2»
2:54
Hervorragendes Rollenspiel:Trailer zu «Divinity – Original Sin 2»

Das hat uns bei «Divinity – Original Sin 2» gefallen

Riesige Handlungsfreiheiten

In beinahe jedem Bereich bietet «Divinity – Original Sin 2» unzählige Optionen. Dies beginnt bei der Charaktererschaffung, wo man eine eigene Figur erschaffen oder einen vorgefertigten Helden übernehmen darf. Letzterer hat den Vorteil, dass er wie auch die drei Begleiter im Spiel zusätzliche Dialogoptionen und persönliche Missionen besitzt. Die Charakterklassen wie Inquisitor, Schattenklinge oder Kriegsmagier sind dabei nicht starr. Stattdessen kann man im Laufe des Abenteuers theoretisch sämtliche Fähigkeiten erlernen.

Im Spiel selbst gibt es für jede Mission oft nicht nur eine, sondern drei bis vier Möglichkeiten, diese abzuschliessen. Dabei spielen auch die Begleiter eine Rolle. Lässt man eine Assassinin in den eigenen Reihen frei agieren, können einige Figuren schon mal sterben, bevor man mit ihnen sprechen und von ihnen eine Mission abholen konnte. So ist es praktisch unmöglich, sämtliche Aufträge in einem Durchgang zu einem perfekten heldenhaften Ende zu bringen. In diesem Punkt ist «Divinity – Original Sin 2» mit vielen unvorhersehbaren Konsequenzen so herrlich chaotisch wie kaum ein anderes Game. Das erfordert vom Spieler aber auch, gewisse ungewollte Ereignisse einfach hinnehmen zu müssen – ausser man will einen eventuell weit zurückliegenden Speicherstand wieder laden.

Raffinierte und fordernde Kämpfe

Die Kämpfe gehen rundenbasiert über die Bühne, wobei jede Figur eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten besitzt, die sie für Attacken, Zaubersprüche oder Schritte über das Schlachtfeld benutzen kann. Eine wichtige Rolle spielen die verschiedenen Wechselwirkungen. Ein Feuerzauber lässt sich mit Regen in eine Dampfwolke verwandeln und danach mit einem Elektrozauber unter Strom setzen. Auch Öl- und Wasserpfützen am Boden haben einen Einfluss aufs Kampfgeschehen. So sind erstere nicht nur entflammbar, sondern behindern die Figurauch bei der Bewegung. Und auf Eisflächen können die Figuren gerne mal hinfallen. Dies und die oft starken Gegner machen die Kämpfe im normalen Schwierigkeitsgrad zu einer anspruchsvollen Sache. Ähnlich wie klassische Rollenspiele im Stile von «Baldur’s Gate» wird das Geschehen dabei aus der Vogelperspektive gezeigt.

Satter Umfang mit gesprochenen Dialogen

Wer das Abenteuer in normalem Tempo in Angriff nimmt, dürfte locker auf 80 Stunden Spielzeit kommen. Dies hängt aber sehr davon ab, wie sehr man sich in den Details verliert. Mit entsprechenden Fähigkeiten darf man sowohl mit Tieren und im späteren Verlauf auch mit den Geistern der verstorbenen Figuren Gespräche führen. Sämtliche 74’000 Dialogzeilen sind mit rund 80 Sprechern auf englisch vertont worden. Die Texte hat man auf deutsch übersetzt. Die tolle Story benötigt etwas Zeit, bis sie Fahrt aufnimmt. Dabei ist das Spiel um einiges ernster im Ton, als der oft zu miesen Kalauern neigende erste Teil.

Das hat uns genervt

Oft umständliche Bedienung

Die Steuerung des Spiels ist oft unnötig kompliziert. So ist das Inventar ein riesiges Chaos mit unzähligen verschiedenen Gegenständen. Aber auch auf dem Schlachtfeld sind die Regeln nicht immer ganz klar, etwa wenn es um die Sichtline für einen Bogenschützen geht. Auch sonst muss man hier viel «von Hand» – etwa den optimalen Charakter zum Handeln auswählen – machen, was in anderen Spielen automatisch funktioniert.

Fazit

Einen riesigen Umfang inklusive hervorragender Story und eine Fülle an komplexen Missionen und Kämpfen: «Divinity – Original Sin 2» lässt wenige Wünsche übrig und macht vieles besser als aktuelle Genre-Könige wie «Pillars of Eternity». So schrammt das Game nur knapp an einer perfekten Wertung vorbei. Dazu wären allerdings noch etwas höherer Bedienkomfort und bessere Übersichtlichkeit im Kampf nötig gewesen. Trotzdem: «Divinity – Original Sin» gehört zu unseren absoluten Lieblingsspielen in diesem an tollen Games nicht armen Jahr.

Wertung: 9 von 10 sprechenden Ratten

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?