«Elex» im Test
Zwischen Höhepunkt und Desaster

Die deutschen «Gothic»-Macher von Piranha Bytes haben ihr neues Meisterwerk veröffentlicht. Oder ist es eher ein Machwerk? Wir haben «Elex» getestet und selten lagen Lust und Frust so nahe beieinander.
Publiziert: 24.10.2017 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:20 Uhr
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Martin Steiner
Wichtigste Infos
PlattformenPC, PS4 und Xbox One
Release17.10.2017 (Schweiz)
Preis48 Franken (PC) bei Steam, 59.90 Franken (PS4) bei PSN, 80 Franken (Xbox One) bei Xbox live
Alterab 16 Jahren
Wertung6 von 10 für den Helden tödlich ausgehenden Kämpfen

Darum gehts in «Elex»

Die Welt von Magallan versinkt im Chaos, als ein Meteor einschlägt, der das wertvolle Material Elex mit sich bringt. Nachdem sich die Menschheit wieder aufrappelt, entstehen vier Fraktionen: Die Berserker verwandeln das Elex in magiefähiges Mana, die Kleriker verwenden es für ihre hochtechnologisierten Maschinen. Die Outlaws kennen hingegen keine strikten Regeln. Stattdessen gilt bei ihnen: Nur der Stärkste überlebt. Etwas anders sind die Albs: Sie konsumieren das Elex direkt und mutieren dadurch zu absoluten Kampfmaschinen – verlieren dabei aber ihre Menschlichkeit. Protagonist Jax ist ein Alb, der nach einem missratenen Einsatz hingerichtet werden soll. Die Exekution läuft aber schief und so findet er sich bald alleine inmitten von feindlichen Fraktionen und der wilden Natur wieder.

Trailer zu «Elex»

Trailer zu «Elex»
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Riesen-Rollenspiel:Trailer zu «Elex»

Das hat uns an «Elex» gefallen

Fantastischer Missionsaufbau

Wie bereits in «Gothic» und «Risen» überzeugt Elex mit komplexen Missionsstrukturen. Viele Aufgaben bauen aufeinander auf oder setzen einander voraus. So muss man, um den Berserkern beizutreten, mindestens zwei der anderen Fraktionen besucht haben. Aber auch simplere Dinge haben Konsequenzen. So kann man bei der Versorgung eines Aussenpostens wählen, ob man mühsam 50 Pilze sucht, oder ob man ihnen einfach schimmliges Brot andreht – mit entsprechenden Auswirkungen. Einige Aufgaben sind Fallen. Man muss also scheitern, damit man das «gute» Ende erreicht. Hier ist das Game unglaublich flexibel und liebevoll gestaltet.

Viele Dinge zu tun

Wie in den vorherigen Spielen darf man auch in «Elex» nicht nur Missionen lösen. Rohstoffe lassen sich zu Tränken, Waffenupgrades oder Munition verarbeiten. Verschlossene Türen oder Safes benötigen die Schlösserknack- und Hackingkünste des Protagonisten. Zudem stolpert man in der Welt überall auf Bücher, Audioaufzeichnung und weitere Hintergrundinformationen. Steigt man zudem im Level auf, darf Jax bei Lehrern viele unterschiedliche Fähigkeiten lernen. Von den sechs Ausrichtungen sind drei exklusiv einer Fraktion zugeteilt und lassen sich nur freischalten, wenn man dieser beigetreten ist. Kurzum, in «Elex» wird einem nicht so schnell langweilig.

Jetpack erlaubt viele Freiheiten

Das Spiel mischt Fantasy- und Science-Fiction-Elemente wild durcheinander. Dies hat zur Folge, dass Jax ein Jetpack besitzt. Und dieses ist äusserst praktisch. So kann er von jeder Anhöhe aus in die Tiefe springen und kurz vor der Aufprall den Fall mit dem düsenbetriebenen Rucksack bremsen. Auch kleiner Anhöhen erreicht der Held ohne Probleme.

Solide Story

Die Geschichte rund um den gefallenen Alb gewinnt keine Originalitätspreise, ist aber spannend erzählt und wartet mit einigen Wendungen auf. Die Dialogtexte sind hervorragend geschrieben. Die Sprecher sind hingegen von sehr unterschiedlicher Qualität. Trotzdem: Das raffinierte Szenario und viele Ideen vermögen zu überzeugen.

Das hat uns genervt

Technische Katastrophe

Optisch kann «Elex» nicht mit der Konkurrenz mithalten. Die Umgebungen wirken oft detailarm, die Charakteranimationen hölzern und bei den Dialogen kann man die Lippensynchronität nur erahnen. Kommt dazu, dass in den Gesprächen oft nur der Rücken von Jax anstatt das Gegenüber zu erkennen ist. Das und viele weitere kleine Bugs vermiesen oft den Spielspass. Auch den einen oder anderen Absturz hatten wir auf der PS4 zu verzeichnen. Glücklicherweise speichert das Spiel alle drei Minuten automatisch. Trotzdem besitzt dies alles einen hohen Nervfaktor.

Nervige Nahkämpfe

Ebenso technisch Mangelhaft sind die Kämpfe. Besonders am Anfang wird Jax auch von kleineren Monstern im Nahkampf innert Sekunden zu Tode gekloppt. Im Fernkampf und mit dem Jetpack lässt sich dafür die künstliche Intelligenz der Feinde locker aushebeln. Die Kämpfe sind so völlig unausgeglichen und sind auch bei der Ausführung eher nervtötend als unterhaltsam.

Fazit

«Elex» zeigt eindrücklich den Unterschied, ob 30 oder 300 Leute ein Open-World-Spiel entwickeln. In Sachen Weltgestaltung, Missionsdesign und Story kann «Elex» durchaus gegen von grossen Studios entwickelte Games wie «Dragon Age» oder «Fallout» anstinken. Bei der Inszenierung, der technischen Umsetzung und besonders beim Kampfsystem merkt man, dass hier die Manpower fehlt, um dem Spiel den letzten Feinschliff zu geben. So ist «Elex» ein Game in der Tradition von «Gothic» oder «Risen»: Sperrig, unzugänglich, technisch mangelhaft umgesetzt, aber auch mit viel Liebe zum Detail und vielen raffinierten Missionen gestaltet.

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