«Vampyr» im Test
Den Beisser plagen viele Gewissensbisse

Beissen oder helfen: Vor diesem Dilemma steht der Arzt und Neovampir Jonathan Reid in «Vampyr» viele Male. Die spannende Ausgangslage wird im Rollenspiel leider nur halbherzig umgesetzt. Wir haben den etwas zahnlosen Titel getestet.
Publiziert: 20.06.2018 um 17:46 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:13 Uhr
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Informationen zu «Vampyr
PlattformenPC, PS4 und Xbox One
Release05.06.2018 (Schweiz)
Preis59.95 Franken (PC) bei Steam, 59.90 Franken (PS4) bei PSN, 59.00 Franken (Xbox One) bei Xbox live
Alterab 18 Jahren
Wertung7 von 10 ausgelutschte Einwohner

Übersicht: Darum gehts in «Vampyr»

London im Jahr 1918: Während sich das britische Imperium von den Folgen des Ersten Weltkriegs erholt, bricht in der Hauptstadt die tödliche spanische Grippe aus. Für den Arzt Jonathan Reid bedeutet das eigentlich richtig viel Arbeit. Doch ihn plagt ein noch viel grösseres Problem. So erwacht er eines Tages als Vampir, der nicht nur wie zunächst vermutet im Traum, sondern auch in echt seine Schwester zu Tode gebissen hat. Nach einer tiefen Depression macht er sich daran herauszufinden, wer hinter dem Komplott steckt. Sein Weg führt ihn kreuz und quer durch London, wobei ihm seine Lust nach Blut keine Ruhe lässt.

Trailer zu «Vampyr»

Trailer zu «Vampyr»
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Mit Biss:Trailer zu «Vampyr»

Das hat uns gefallen

Raffiniertes Konzept

Wie für ein Rollenspiel typisch, erhält Jonathan für verschiedene Aktionen Erfahrungspunkte, mit denen sich neue Fertigkeiten oder mehr Lebensenergie erwerben lassen. In «Vampyr» gibts die meisten Punkte, wenn der Held eine der über 60 mit Hintergrundgeschichten ausgestatteten Figuren beisst und so ins Jenseits befördert. Allerdings hat dies auch Nachteile: So geht mit jedem Charakter ein Teil der Story des Spiels flöten. Zudem verschlechtert sich der Zustand der vier Quartiere im Spiel, was zum Tod von weiteren Figuren und dem Auftauchen gefährlicher Monster führen kann. Verzichtet man hingegen komplett auf blutige Nahrung, bleibt Jonathan über das ganze Spiel hinweg ziemlich schwach. Und als ob dem noch nicht genug wäre, besitzt jede Figur bis zu fünf Geheimnisse, die es durch Gespräche oder Beobachtungen herauszufinden gilt. Erst wenn man alle aufgedeckt hab, werfen die Figuren die volle Punktzahl ab. Dies führt zu einem raffinierten Dauerdilemma, zumal man auf diese Weise eine Beziehung zu den Figuren aufbaut, die man eigentlich aussaugen sollte.

Gelungene Geschichte

Sowohl die Hauptstory als auch die vielen kleinen Nebengeschichten vermögen zu überzeugen. Egal ob es um einen alkoholisierten Mediziner, eine eingebildete Vampirin oder ein homosexuelles Liebespaar geht: Die Dialoge sind solide geschrieben und bieten viele raffinierte Hintergründe zu den Figuren und deren Beziehungsgeflecht untereinander. Auch die Hauptstory rund um Jonathans Schicksal nimmt einige unerwartete Wendungen.

Solides Kampfsystem

Bei den Gefechten gegen Monster und Vampirjäger greift der Arzt zu verschiedenen Nahkampf- und Schusswaffen sowie zu verschiedenen Fertigkeiten. Die Messer und Knarren lassen sich mit gefundenen Gegenständen aufrüsten, wobei oft schon zu Beginn gefundene Waffen über weite Teile des Spiels solide ihren Dienst verrichten. Mit geschicktem Timing beim Ausweichen kann man zudem viele feindliche Attacken ins Leere laufen lassen. So wirkt das Ganze wie ein «Dark Souls»-light-System, ohne allerdings die Eleganz und Genauigkeit des Vorbilds zu erreichen.

Das hat uns genervt

Zuwenige Auswirkungen

Obwohl man jede Menge Hintergrundinfos zu den Figuren im Spiel bekommt, ergibt dies erstaunlich wenige neue Missionen oder Auswirkungen auf den weiteren Verlauf. So wirkt es oft etwas frustrierend, wenn man sämtliche Geheimnisse über eine Person ausgegraben hat, aber mit diesem Wissen eigentlich nichts anstellen oder den Charakteren helfen kann. Jonathan bleibt so eine erstaunlich passiver Held, der sich kaum um das Schicksal von London kümmert.

Tendenziell zu leicht

Auch wenn Jonathan niemanden mit seinem Vampirismus behelligt, wird das Spiel nicht unbedingt schwerer. Stattdessen dauern die Kämpfe einfach länger und benötigen oft einfach mehr Geduld statt grössere Geschicklichkeit des Spielers.

Fazit

«Vampyr» besitzt ein raffiniertes Konzept, bei dem man allerdings den letzten Schritt vergessen hat. So erfährt man zwar viele umfangreiche Geheimnisse über die Figuren, die aber neben den Dialogen keinerlei Auswirkungen aufs Spiel haben. Hier dürfte man für einen allfälligen zweiten Teil gerne Nachbessern. Ansonsten ist das Vampirgame aber eine gelungene Sache, die mit einer überraschenden Hauptgeschichte, einem unverbrauchten Szenario und solidem Gameplay überzeugt.

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