Das kann Apple Intelligence
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Kurz erklärt:Das kann Apple Intelligence

KI für iPhone, iPad und Mac
Apple Intelligence gibt es 2025 auch auf Deutsch

Apples KI-System kommt mit iOS 18.1 erstmals auf iPhones. Vorerst aber nur auf solche, deren Sprache auf Englisch eingestellt ist. Schon nächstes Jahr soll sich das ändern.
Publiziert: 19.09.2024 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2024 um 16:48 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Apple Intelligence macht das Apple-System schlau
  • Verarbeitet werden Daten lokal und in der Cloud
  • Unterstützt ab iPhone 15 Pro und M1-Prozessoren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Stell dir vor, dein iPhone kennt dich besser als du dich selbst! Das könnte bald Wirklichkeit werden. Nach langem Zögern hat Apple am 10. Juni an seiner Entwicklerkonferenz WWDC am Hauptsitz in Cupertino seine künstliche Intelligenz (KI) vorgestellt: Apple Intelligence. Kurz: KI wird zum Rückgrat des gesamten Apple-Ökosystems und soll ändern, wie wir mit iPhone, iPad und Mac umgehen. Im Herbst wird das KI-System ausgeliefert – und nächstes Jahr kommt es auch auf Deutsch.

Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Modellen läuft Apples KI grösstenteils lokal. Erst bei komplexeren Anfragen wird auf ein mächtigeres Modell in der Cloud zugegriffen. Blick hat sich Apples KI-System angeschaut und beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Was kann Apple Intelligence?

Der grösste Vorteil von Apple Intelligence ist laut CEO Tim Cook, dass die Nutzerinnen und Nutzer Zeit sparen. «Dinge werden effizienter», sagt Cook im Interview mit der «Washington Post». So wird die KI zum persönlichen Assistenten: Sie kann für dich künftig eloquente E-Mails schreiben, die wichtigsten Infos des hyperaktiven Gruppen-Chats zusammenfassen, lange vergessene Fotos wieder finden und Ordnung in den Dschungel an Benachrichtigungen bringen. Die in der Vergangenheit oft belächelte Siri wird auch schlauer und besser. Verspielter sind die beiden Tools Image Playground und Genmoji, um Emojis und KI-Bilder zu kreieren.

Es war ein grosser Tag für Apple-CEO Tim Cook: Er präsentierte zusammen mit anderen Managern am 10. Juni die KI-Pläne des Konzerns an der Entwicklerkonferenz WWDC.
Foto: Getty Images via AFP
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Was unterscheidet Apple Intelligence von anderen KI-Systemen?

Das Besondere an Apple Intelligence ist, dass das System ein semantisches Verständnis der Nutzerdaten hat – das ist sozusagen der Kern der «Intelligenz». Nehmen wir folgende Frage an Siri: «Wann muss ich los, um meine Mutter abzuholen?» Andere KI-Modelle verfügen zwar über ein immenses Weltwissen, können diese Frage aber nicht beantworten. Sie wissen nicht, wo man ist, wie spät es ist, wer die Mutter ist und warum und wo man sie überhaupt abholen muss. Apple Intelligence hingegen weiss, wer die Mutter ist, dass sie um 14.50 Uhr in Zürich landet (weil sie das in einer Nachricht geschrieben hatte) und, dass auf der A1 gerade Stau ist und man sich deshalb beeilen sollte.

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Whoa-whoa, das sind aber meine Daten!

Genau – und das bleiben sie auch. «Apple Intelligence kennt deine persönlichen Daten, ohne sie zu sammeln», erklärt Software-Chef Craig Federighi im Nachgang an die WWDC. Grundlage für den semantischen Index ist die Spotlight-Suche, die es heute schon gibt. Neu ist, dass jede Nachricht, jedes Foto zusätzlich von der KI untersucht wird. So versteht Apple Intelligence, was darin gesagt wird oder wer abgebildet ist. Gespeichert wird dieser semantische Index direkt auf dem Gerät. Dort, wo auch Passwörter, Face-ID und andere hochsensible Daten gespeichert werden: der Secure Enclave. Deshalb können die Daten auch nicht über mehrere Geräte hinweg synchronisiert werden.

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Moment, was war das mit der Cloud?

Ein Orchestrator entscheidet, was lokal gemacht wird und was an die Cloud delegiert wird. Hier liegt die Krux. Denn wie kann Apple Daten in eine Cloud schicken, ohne das eigene Versprechen von Datenschutz und Sicherheit zu brechen? Der Hersteller baut dafür eine eigene Infrastruktur auf: Private Cloud Compute (PCC). Das sind massgeschneiderte Server mit Apples eigenen Prozessoren, auf denen grössere KI-Modelle laufen, als es derzeit lokal möglich ist. Eine Anfrage an die Cloud kann mit Kontext aus dem semantischen Index gebündelt werden. Das Modell in der Cloud verarbeitet die Daten und sendet die Antwort zurück. Es werden niemals Daten gespeichert – dies wäre technisch gar nicht möglich, da die PCC-Server laut Apple keine Speichermedien haben. Ferner sollen weitere flankierende Massnahmen die Sicherheit erhöhen.

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Und – ist das denn sicher?

Was Apple hier umsetzen will, kann man als ambitionierte Strategie bezeichnen. Es zeigt aber, dass der Hersteller die Hürden für Datenschutz und Sicherheit hoch legt. Gleichzeitig ist es immer ein Risiko, wenn Daten das eigene Gerät verlassen. In Sicherheitskreisen gilt das Mantra: «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser». Und genau das will Apple nach eigenen Angaben ermöglichen. PCC soll jederzeit von unabhängigen Sicherheitsforschenden untersucht werden können. Wie sicher das System tatsächlich ist, wird sich also zeigen, sobald hier erste Ergebnisse vorliegen.

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Läuft Apple Intelligence auf meinem iPhone?

Das kommt darauf an. Denn es werden bisher nur wenige Geräte unterstützt. Es braucht mindestens ein iPhone 15 Pro/iPhone 15 Pro Max oder ein iPad oder einen Mac mit einem M1-Prozessor oder einem neueren Chip. Natürlich läuft es auch auf allen neuen iPhones der 16er-Reihe, die am 9. September vorgestellt wurden.

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Will Apple mir also einfach ein neues iPhone verkaufen?

Die KI-Modelle, die lokal auf den Geräten laufen, sind rechenintensiv. Theoretisch wäre es zwar möglich, sie auch auf «älterer Hardware» laufen zu lassen. «Aber das wäre zu langsam und damit nicht nützlich», erklärte Apples KI-Chef John Giannandrea. Denn dieser Hardware fehle der «Oooompf!», sagte er im Podcast «Daring Fireball». Was er damit meint? Die Knacknuss liegt wohl beim RAM, also dem Arbeitsspeicher. Während die aktuellen Pro-Modelle des iPhones 8 GB RAM haben, sind es bei älteren Modellen weniger. Dass Apple das iPhone 15 als «alt» betrachtet, dürfte die Käufer der im letzten Herbst erschienenen Geräte dennoch ärgern.

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Und wenn ich Apple Intelligence gar nicht will?

Apple Intelligence ist mehr als nur eine Sammlung von KI-Tools. Die Funktionalität ist tief im System verankert – und kann daher nicht als Ganzes abgeschaltet werden. Es ist aber denkbar, dass einzelne Teilbereiche abgeschaltet werden können.

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Wo liegen die Grenzen?

Apple hat zahlreiche Schranken und Begrenzungen eingebaut, was mit KI alles möglich sein wird. Google ist mit Gemini in die Kritik geraten, nachdem die KI Bilder von schwarzen Nazis generiert hat. Hier will sich Apple wohl nicht auch die Finger verbrennen. So lässt der Image Playground von Apple bewusst keinen Fotorealismus zu. Und auch fragwürdige Emojis wird man damit kaum erstellen können. Ausserdem wird die KI von Apple bei illegalen Handlungen abblocken. Und wie steht es um Halluzinationen? Diese sind ein generelles Problem von generativer künstlicher Intelligenz. «Wir haben alles getan, was wir tun können. Aber es ist nicht zu 100 Prozent sicher – das würde ich nie sagen», sagt Apple-Chef Tim Cook gegenüber der «Washington Post».

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Wann kommt Apple Intelligence?

Hier setzt Apple auf die Salamitaktik: Denn Apple Intelligence wird vorerst nur auf Englisch verfügbar sein und einige der angekündigten Funktionen sollen erst 2025 erscheinen. Sicher ist: Apple Intelligence kommt mit iOS 18.1 auf iPhones, deren Sprache auf Englisch eingstellt ist. Bis Dezember sollen weitere englischsprachige Regionen folgen. Namentlich: Australien, Kanada, Neuseeland, Südafrika und Grossbritannien. Im nächsten Jahr kommen weitere Sprachen hinzu, darunter Chinesisch, Französisch, Japanisch, Spanisch – und Deutsch. Dies hat Apple gegenüber Blick bestätigt. 

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Und die Schweiz?

Apple befindet sich seit Monaten im Clinch mit der EU. Diese hat den Hersteller im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) gezwungen, alternative App Stores auf dem iPhone zuzulassen. Diese «regulatorischen Unsicherheiten» hat der Hersteller nun zum Anlass genommen, Apple Intelligence nicht in der EU zu lancieren – zumindest vorerst. Betroffen sind neben den KI-Funktionen auch das iPhone-Mirroring auf den Mac und die Fernbedienung von iPads. Die gute Nachricht: Wir dürften davon nicht betroffen sein, da es in der Schweiz keinen alternativen App-Store für das iPhone gibt – und wir kein EU-Mitglied sind. Daraufhin deutet auch, dass das iPhone Mirroring in der neusten iOS-18-Entwickler-Beta bei uns läuft – nicht aber in der EU.

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Und was war das mit ChatGPT?

Auf der WWDC kündigte Apple eine Partnerschaft mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI an. Der Textroboter von OpenAI kommt dann zum Einsatz, wenn das Apple-System nicht mehr weiterweiss. Die Benutzer werden deutlich darauf hingewiesen, dass ihre Anfrage nun von ChatGPT bearbeitet wird. Laut «Bloomberg» hat Apple für diese Anbindung nicht einmal etwas bezahlt. In Zukunft könnten weitere KI-Systeme angebunden werden können.

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Das Fazit

Apple Intelligence tritt in einen bereits stark umkämpften KI-Markt mit zahlreichen Playern ein. So hat auch Google mit Gemini eine Plattform, die tief ins Ökosystem integriert ist. Ähnlich wie Apple setzt auch Google bei KI auf eine Kombination aus lokaler Verarbeitung und Cloud-Computing. Im Gegensatz zu Gemini konnte bisher die Apple-KI noch niemand selbst ausprobieren. Ausgewählte Medien haben von Apple eine Demo zu den neuen Funktionen erhalten, auch Blick. Da wirkte vieles weit fortgeschritten, manches, aber auch etwas zögerlich. So dauert es zum Beispiel rund fünf Sekunden bis man ein Emoji mithilfe der KI generiert hat. Das läuft alles direkt auf dem Gerät, in diesem Fall war es ein iPhone. Sowieso: Wie nützlich Apple Intelligence tatsächlich sein wird, kann erst dann beurteilt werden, wenn es breitflächig verfügbar ist. Klar ist: Apple hat gezeigt, dass man KI nicht verschläft – ein wichtiges Signal, vor allem an die Investoren. Jetzt musst der iPhone-Bauer aber auch noch die Nutzer überzeugen.

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