Schweizer Firma übt Kritik
«Apple ist zum Technologie-Diktator geworden!»

Internetgiganten wie Google und Apple müssen ab dem 7. März in der EU strengere Regeln einhalten. Die Schweizer Firma Threema kritisiert Apple deswegen scharf.
Publiziert: 07.03.2024 um 11:09 Uhr
Mehrere Firman, darunter der Schweizer Messenger Threema, lehnen sich gegen Apple auf.
Foto: Keystone
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Am 7. März beginnt in der EU ein neues Zeitalter: Grosse Plattformen müssen sich an die Regeln des Digital Markets Act (DMA) anpassen. Das Gesetz soll für mehr Wettbewerb bei digitalen Diensten und bessere Chancen für neue Wettbewerber sorgen.

Zwei Auflagen des DMA stechen hervor. Der populäre Chatdienst Whatsapp von Meta muss sich für andere Dienste öffnen und Apple muss erstmals zulassen, dass Apps aus anderen Quellen als dem hauseigenen App Store auf dem iPhone installiert werden können. Der Vertrieb über alternative Stores ist allerdings mit Gebühren und Auflagen verbunden. Die Ankündigung hatte bereits im Vorfeld für Kritik gesorgt.

Ein Regime, wie bei «1984»

Nun hat das Schweizer Unternehmen Threema einen Blog-Eintrag veröffentlicht, der es in sich hat. Darin schiesst die Entwicklerin des sicheren Messengers scharf gegen den Konzern mit dem dreistelligen Milliardenumsatz. Vor 40 Jahren strahlte Apple den ikonischen Werbespot «1984» aus. Er war angelehnt auf dem gleichnamigen Roman von George Orwell. «Heute ist Apple nicht mehr die unerschrockene Heldin von damals. Das Unternehmen ist selbst zu einer eisernen Technologie-Diktatorin geworden, und statt für Freiheit und Offenheit setzt es sich nun – wie das Regime in ‹1984› unter dem Deckmantel der Sicherheit – für Einschränkung und totale Kontrolle ein», schreibt Threema.

Apple hatte bereits im Vorfeld der DMA darauf beharrt, dass der Vertrieb von Apps nur über den eigenen Store die bessere Lösung für die Nutzer sei: So könne man sie besser vor Datendiebstahl und Betrug schützen. Auch jetzt betont der Konzern, dass er in Apps aus anderen Quellen ein potenzielles Sicherheitsrisiko sieht, das eingedämmt werden müsse. Hierzulande hat das im Übrigen keine Auswirkungen. Die alternativen App Stores sind in der Schweiz nicht verfügbar.

«Man soll frei wählen können!»

«Es ist offensichtlich, dass wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend dafür sind, eine Scheinlösung mit erheblichen Nachteilen für alle möglichen Beteiligten als Alternative anzubieten», kritisiert Threema. Der Schweizer Messenger unterscheide sich von vielen anderen Apps, sagt Pressesprecher Philipp Rieger: «Im Gegensatz zu Apps, die sich durch das Sammeln und Monetarisieren von Nutzerdaten finanzieren, decken wir die Entwicklungskosten durch den Verkauf und müssen daher keine Nutzerdaten sammeln.»

Bei jedem App-Verkauf gehen bis zu 30 Prozent an Apple. Was sollte sich also ändern? «Unserer Meinung nach sollte es auch unter iOS möglich sein, Apps direkt von den Entwicklern zu beziehen, wie es zum Beispiel unter Android oder macOS möglich ist», erklärt Rieger. Das Argument der Sicherheit hält Threema für scheinheilig. «Wäre ein solches Monopol tatsächlich für die Sicherheit des Gesamtsystems notwendig, würde das nämlich auch für macOS gelten.» Dort betreibt Apple zwar auch einen eigenen App Store, Software kann aber aus beliebigen Quellen aus dem Internet installiert werden. 

Kritik kommt übrigens nicht nur aus der Schweiz. Die Spielefirma Epic Games wollte eine eigene Download-Plattform auf das iPhone bringen. Apple hat das Entwicklerkonto von Epic jetzt aber gesperrt, mit der Begründung, dass das Unternehmen «nachweislich unzuverlässig» sei. Epic Games äusserte zuvor heftige Kritik an Apple und sprach sogar von «malicious compliance», also böswilliger Regelkonformität. Der Streamingdienst Spotify, der bereits seit 2019 gegen Apple klagt, spricht von einer unhaltbaren Situation. In einem offenen Brief haben sich die Unternehmen kürzlich bei der EU beschwert. Auch Threema hat unterschrieben.

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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