Google Pixel 3 XL im Test
Beste Software, aber nicht das beste Handy

Das Pixel 3 XL bekommt zu Recht weltweit exzellente Kritiken. Doch im BLICK-Test zeigt sich: Nur bei der Software ist Google wirklich Klassenbester.
Publiziert: 21.12.2018 um 11:32 Uhr
Das Google Pixel 3 XL kostet in der Schweiz etwas über 1000 Franken in der Version mit 64 GB Speicher.
Foto: Lorenz Keller
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Lorenz Keller
Lorenz KellerDigital-Redaktor

In der Schweiz ist Google bei den Smartphones ein doppelter Nischenanbieter. Nicht nur hat das US-Unternehmen wie in anderen Ländern im Vergleich zu Apple, Samsung oder Huawei einen sehr kleinen Marktanteil. Bei uns gibt es die Pixel-Handys nicht mal offiziell.

Man muss sich also bei einem der grossen Online-Händler eine Import-Version besorgen. Das treibt unter anderem die Preise hoch. Das Google Pixel 3 XL mit 64 GB Speicher gibts bei Digitec.ch zum Aktionspreis von 1027 Franken. Das sind aber immer noch 100 bis 150 Franken mehr als in Deutschland oder den USA.

Darum braucht es für den Durchschnittsuser doppelt so gute Argumente, dass sie auf den Aussenseiter setzen und nicht das Flaggschiff eines anderen Herstellers kaufen. Im BLICK-Test muss sich das Google-Handy deshalb gegen die Konkurrenz behaupten.

Das pure Android ist genial

Die grösste Stärke des Pixel ist die Software. So effizient arbeitet Android auf keinem anderen Gerät. Google spendiert seinen eigenen Smartphones jeweils zuerst alle Updates – ein grosser Vorteil gegenüber dem Grossteil der Android-Konkurrenz, die jede Änderung jeweils auf die eigene Software-Version anpassen müssen.

Auch bei der Gestensteuerung kann Google punkten. Sie ist zwar anders als beim iPhone, aber genauso schnell und intuitiv. Ideal lässt sich das Pixel natürlich mit den Google-Diensten nutzen, die perfekt aufs Smartphone abgestimmt ist. In dieser Kombination hängt der Hersteller nicht nur die Android-Konkurrenz ab, sondern ist insgesamt auch stärker als iOS von Apple, da Google mehr Flexibilität und Einstellmöglichkeiten bietet.

Die Software macht die Kamera stark

Auch bei der Kamera sind die Tester des Lobes voll. Und ja, tatsächlich holt Google das Maximum aus dem 12-Megapixel-Sensor von Sony heraus – der übrigens inzwischen in den meisten Top-Geräten zum Einsatz kommt.

Der Porträt-Modus ist zum Beispiel beeindruckend und schiesst bessere Fotos mit unscharfem Hintergrund als die Konkurrenz, die mit zwei Linsen die Tiefe misst und das Bokeh berechnet.

Aber: Es gibt andere Modelle, die mit zusätzlichen Linsen mehr fotografische Möglichkeiten bieten. Speziell das Mate 20 Pro mit Weitwinkel und Zoom. Das Pixel hat dafür eine zusätzliche Front-Linse mit Weitwinkel eingebaut. Nur wer oft Gruppen-Selfies schiesst, wird diese oft nutzen.

Manchmal arbeitet die Software auch sehr aggressiv, etwa im Nachtmodus. Hier werden mehrere Sekunden Aufnahmen zu einem Bild zusammengestellt. Mit dem Google kann man so taghelle Aufnahmen in einem fast dunklen Raum machen. Durchaus beeindruckend.

Vergleicht man dann allerdings das Bild mit jenem, das der ähnlich funktionierende Nachtmodus des Mate 20 Pro gemacht hat, dann erstellt Google zwar das hellere Bild, bei Huawei gehen aber viel weniger Details verloren.

Das Design sieht aus wie aus dem letzten Jahr

Kein glückliches Händchen hatte Google beim Design des Smartphones – nicht zum ersten Mal. Auffällig ist der riesige Notch, also die Ausbuchtung für die zwei Selfiecams und den Lautsprecher. So hat man zwar recht guten Stereosound, aber optisch ist das schon kein Hingucker. Man kann damit leben, fast alle anderen Hersteller haben aber schönere Lösungen gefunden. 

Das gilt auch für die restlichen Ränder rund um den Screen. Die sind auf den Seiten schon recht dick, unten sogar riesig. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäss. Die Rückseite mit den zwei Texturen ist zwar hübsch, leider sind die Kanten sehr glatt, sodass das Pixel leichter aus der Hand rutscht als andere Smartphones. Schade, hat sich Google bei der Optik nicht genauso angestrengt wie in anderen Bereichen. 

Starke Technik, schwacher Akku

Bei der Ausstattung kann Google nicht in allen Bereichen überzeugen. Klar, die Prozessorleistung in Verbindung mit dem schlanken Betriebssystem ist erstklassig. Im Gegensatz zum Vorgängermodell kann im Pixel 3 auch der 6,3 Zoll grosse Oled-Screen überzeugen. Kein Wunder, er kommt von Samsung, die ja mitunter die besten Bildschirme bauen. 

Schade ist, dass ein Speicherkartenslot fehlt. Wer also die günstigere Variante mit 64 GB Speicher kauft, kann diesen nicht erweitern. Was man ebenfalls vergebens sucht, ist ein zweiter SIM-Karten-Slot. Sogar Apple bietet ja inzwischen Dual-SIM an. 

Etwas enttäuschend ist der 3430 mAh grosse Akku. Der ist im Vergleich zum Vorgänger leicht geschrumpft. Und das merkt man. Die Stand-by-Zeit ist zwar nach wie vor überragend. Sobald das Pixel 3 aber benutzt wird, ist fertig lustig. Man kommt zwar noch durch den Tag, eine längere Laufzeit darf man aber nicht erwarten. Das Huawei Mate 20 Pro, das iPhone XR oder das Samsung Note 9 bieten mehr Akkupower. 

BLICK-Testfazit: Gut, aber nicht perfekt

Das Google Pixel 3 XL erhält zu Recht gute Kritiken. Es gehört zu den besten fünf Smartphones auf dem Markt. Aber die Lobeshymnen kommen auch daher, dass viele Tester Nerds sind. Sie legen mehr wert auf das Android-Erlebnis und die technischen Spielereien bei der Kamera als etwa aufs Design oder die Akkulaufzeit. 

Anders als andere Flaggschiffe wie etwa das iPhone ist das Google Pixel kein Allrounder, der alles gut kann. Sondern ein Spezialist, der bei der Software überragend ist, bei anderen Dingen aber nur mittelmässig.

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