Shift 6m im Test
Dieses Handy ist so fair wie möglich

Der deutsche Hersteller Shift versucht, moderne Handys zu bauen, die fair und nachhaltig produziert werden – und keine Wegwerfprodukte sind. Beim neuen 6m gelingt der Spagat gut.
Publiziert: 20.11.2018 um 17:51 Uhr
BLICK-Digitalredaktor Lorenz Keller hat das Shift 6m ausführlich getestet.
Foto: Lorenz Keller
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Lorenz Keller
Lorenz KellerDigital-Redaktor

Das Shift 6m ist nicht einfach ein neues Smartphone. Das merkt man schon beim Einschalten. «Smartphones can be timekillers», Handys können Zeitfresser sein, heisst es beim Aufstarten. Auch auf der Rückseite des Geräts und gar auf der mitgelieferten Hülle steht der Spruch klein gedruckt. 

Der deutsche Smartphone-Hersteller Shift will keine austauschbare Massenware produzieren, sondern sinnvolle Arbeitsgeräte für den mobilen Menschen, die möglichst lange im Einsatz sind. Vor vier Jahren begann das Start-up mit einem 7-Zoll-Phablet, seither sind vier weitere Modelle in verschiedenen Grössen dazugekommen. 

Wer ein Shift kauft, entscheidet sich bewusst dafür. Er bekommt zwar kein Gerät, das technisch an der Spitze mithalten kann, dafür eines, das möglichst fair und transparent hergestellt wurde. So werden die Shiftphones in einer kleinen Technologie-Manufaktur in China hergestellt. Diese Endmontage macht über 80 Prozent der menschlichen Arbeit an einem Handy aus. 

Gute Bedingungen für Arbeiter in China

Die Arbeiter in der Manufaktur arbeiten unter ähnlichen Arbeitsbedingungen wie in Deutschland und beziehen ein überdurchschnittliches Gehalt. Alles wird möglichst offen auf der Webseite unter www.shiftphones.com/report dokumentiert und für die Kunden öffentlich gemacht. 

Bewusst verzichtet der Hersteller übrigens auf die Bezeichnung «fair» im Markennamen, weil es den Gründern um die Veränderung geht und weil sie sich auch bewusst sind, dass dieser Prozess erst am Anfang ist. 

So ist auch Shift auf Zulieferer angewiesen, wo der Einfluss auf die Arbeitsbedingungen klein ist. Der deutsche Hersteller verlässt sich hier auf NGOs und Berater, welche jene Hersteller und Lieferanten vermitteln, die einen akzeptablen Standard an Nachhaltigkeit einhalten. 

Auch bei den Rohstoffen ist dies schwierig. Daher werden die Shift-Phones im Januar 2019 von deutschen Universitäten untersucht, um die enthaltenen Materialien detailliert aufzuschlüsseln. Sie sollen danach so fair wie möglich bezogen werden, für Gold und Zinn hat Shift bereits Partner gefunden. 

Die Laufzeit des austauschbaren Akkus ist fantastisch

Wie gut ist nun das Shift 6m Smartphone? Es ist ein klassisches Smartphone der Mittelklasse. Mit einem Mediathek Helio X27 Prozessor mit 4 GB Arbeitsspeicher. Dazu kommen 64 GB Speicher, die erweiterbar sind.

Auch wenn der Prozessor schon zwei Jahre alt ist, läuft das 6m mit Android 8.0 richtig flott. Keine Ruckler, keine Verzögerung. Das liegt auch daran, dass der Hersteller auf fast pures Android setzt, das schlank daherkommt und das System nicht ausbremst. 

Hilfreich ist dies auch bei der Akkulaufzeit. Die Batterie ist mit 4240 mAh eh schon riesig, dank gutem Ressourcen-Management kommt man locker auf zwei Tage Akkulaufzeit. Das ist vorbildlich. Da nimmt man gerne das mit 199 Gramm etwas höhere Gewicht in Kauf.

Aufgeladen wird per USB-C-Kabel. Und sollte der Akku mal den Geist aufgeben, kann man wie früher üblich die Kunststoff-Rückseite des Handys selber abnehmen und die Batterie austauschen. Das gibts heute kaum mehr, passt aber natürlich gut zum Nachhaltigkeitsgedanken. 

Positiv fällt der schön breite 5,7-Zoll-Screen auf, der dank Amoled-Technik und Full-HD-Auflösung auf der Höhe der Zeit ist. Im Gegensatz zu vielen Modellen aus der Mittelklasse ist der Screen auch schön hell, sodass man ihn auch bei Sonnenschein gut ablesen kann.

Das Design wirkt wuchtig und etwas altbacken

Weitere Details gefallen beim Shift 6m gut. So hat das Gerät drei Slots, einer für die Speicherkarte, zwei für Nano-SIM-Karten. Man kann gleich zwei Telefon- oder Datenanbieter mit 4G/LTE parallel nutzen. Dazu kommt ein schneller Fingerabdruck-Sensor, der leider mit aufgesetzter Hülle nicht ganz so gut erreichbar ist. 

Immerhin: Der elegante Silikon-Bumper wird gratis mitgeliefert. Das Smartphone soll schliesslich möglichst lange halten. Daher hat der Hersteller auch gleich schon eine Panzerglas-Schutzfolie auf den Bildschirm geklebt. Und der passende Schraubenzieher wird ebenfalls mitgeliefert. Sodass man das Handy im Notfall selber aufschrauben könnte. 

Neben vielen positiven Aspekten gibts auch zwei Kritikpunkte am 6m als Smartphone. So ist das Design nicht besonders schick, das Gerät wirkt wuchtig, und vor allem oben und unten sind die Display-Ränder ziemlich dick. 

Damit kann man aber gut leben. Der grösste Kompromiss ist die Kamera-Qualität. Sowohl bei der 21-Megapixel-Rückkamera wie beim 13-Megapixel-Sensor auf der Front ist der Fokus langsam. Sobald die Lichtverhältnisse nicht mehr so gut sind, braucht es meist mehrere Anläufe, bis ein brauchbares Foto entsteht. 

Das BLICK-Testfazit: Das Shift 6m ist ein gutes Alltagshandy mit deutlich mehr Stärken als Schwächen. Wer das Gerät nicht als Ersatz für die Fotokamera nutzen will, wird zufrieden sein. Der Preis von 650 Franken ist problemlos verkraftbar, wenn man sich für die faire Herstellung von Technik und die Bemühungen dahinter interessiert. 

Was man auch wissen muss: Der Hersteller produziert jeweils nur kleine Serien. Wer jetzt auf Shiftphones.ch bestellt, erhält sein Gerät irgendwann in diesem Winter, sobald eben die neue Charge produziert wurde. 

Natürlich ist das Shiftphone noch kein rundum faires und nachhaltiges Smartphone – das wäre momentan wohl zu einigermassen bezahlbaren Preisen unmöglich. Aber der Hersteller ist auf einem guten Weg dazu, in dem gute, brauchbare Geräte auf den Markt gebracht werden, die aber unter besseren Produktionsbedingungen hergestellt werden als die sonstige Massenware. 

Und technisch innovativ sind die Deutschen durchaus auch. So ist für 2020 ein modulares Konzept mit Namen SHIFTmu geplant. Ein Power-Rechner in Handygrösse, der gleichzeitig Smartphone, Laptop und Desktop-Rechner ist.

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