Die Smartphones von Drogenboss Escobar sind Abzocke
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Vergoldetes iPhone:Die Smartphones von Drogenboss Escobar sind Abzocke

Vermeintliches iPhone-Schnäppchen
Die Smartphones von Drogenboss Escobar sind Abzocke

Schon zum dritten Mal versucht Escobar Inc. mit goldenen Smartphones zum Schnäppchenpreis leichtgläubige Kunden zu ködern. Ob die Phones je geliefert werden, ist zu bezweifeln.
Publiziert: 03.06.2020 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 12:56 Uhr
Lorenz Keller

Ein klingender Name, ein verlockend tiefer Preis, ein cleveres Marketing: Schon zum dritten Mal versucht Escobar Inc. gutgläubigen Käufern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und zwar mit goldenen Smartphones, die man zwar bestellen kann, die aber wohl niemals ausgeliefert werden.

Zuerst probierte es das Unternehmen aus Kolumbien mit zwei faltbaren Smartphone-Modellen. Nun kann man das Escobar Gold 11 Pro 256 GB bestellen – effektiv ein vergoldetes iPhone 11 Pro. Aber Achtung: Wer das bestellt, riskiert, sein Geld zu verlieren.

Denn weder beim aktuellen Modell noch bei den Vorgängern findet man Belege, dass jemals ein Käufer das bestellte Smartphone erhalten hat. Einzig einige Youtuber haben teilweise ungefragt ein Review-Sample erhalten, darunter Marques Brownlee, der mit 11,1 Millionen Abonnenten bekannteste Tech-Spezialist aus den USA. Alle raten dringend vom Kauf ab – und reden zum Teil von «Scam», also Betrug oder zumindest Abzocke.

Mit allen Mitteln wirbt Escobar Inc. für das neue Smartphone, das zu gut ist, um wahr zu sein.
Foto: Zvg
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Wie funktioniert die Escobar-Abzocke?

Zuerst einmal gehts um Marketing. Für Schlagzeilen sorgt schon alleine, dass als Aushängeschild und Namensgeber Roberto Escobar (73) firmiert. Er ist der Bruder von Pablo Escobar, dem 1993 verstorbenen Drogenboss aus Kolumbien. Und auch Roberto hat eine Vergangenheit im Medellín-Kartell als führender Kopf, der zuständig für die Finanzen war.

Die Vermarktung der Telefone ist ebenfalls spektakulär. Alle sind golden, in den Promotionsvideos spielen halbnackte Frauen die Hauptrolle und Escobar Inc. geizt nicht mit spektakulären Ankündigungen. So ist das aktuelle Smartphone angeblich das Ende für Apple – die Webseite RIPApple.com wurde auch gleich mal reserviert und auf den Shop fürs Gold 11 Pro umgeleitet.

Passend dazu hat Roberto Escobar angeblich Apple auf 2,6 Milliarden US-Dollar verklagt, weil er wegen eines iPhone-Fehlers für seine Todfeinde aufspürbar gewesen sei und viel Geld in Sicherheitsmassnahmen investieren musste. Die Klage ist zusammen mit anderen fein säuberlich auf der Webseite aufgelistet. Sogar mit einer Klage von Samsung gegen die Firma und mit einer gegen einen ehemaligen Manager macht Escobar Werbung.

Dazu passt auch, dass diverse populäre Youtuber das neue, aber auch schon die alten Phones zugeschickt erhalten haben, um sie zu testen.

Wohl echtes Gold, aber ein viel zu tiefer Preis

Das Urteil war und ist jeweils vernichtend. Die ersten zwei Telefone waren jeweils mit Goldfolie beklebte Falt-Smartphones von Royole und Samsung. Belege, dass Kunden die Geräte erhalten haben, findet man keine in einschlägigen Foren. Nur die bange Frage, ob jemand überhaupt jemals so ein Escobar-Phone ausgeliefert bekommen hat.

Auch das neuste Angebot ist zu gut, um wahr zu sein. Ein iPhone 11 Pro mit 256 GB Speicher in 24 Karat Gold. Tatsächlich scheint dieses Mal die Vergoldung echt zu sein – was aber gar nicht so viel kostet. Doch das normale iPhone kostet bei Apple bereits über 1300 Franken. Wie soll da ein Preis von 499 Franken mit der Vergoldung möglich sein?

Escobar Inc. schreibt, es seien wiederaufbereitete Apple-Telefone. Doch auch gebrauchte iPhones 11 Pro sind auf dem Markt mindestens doppelt so teuer. Darum ist hier nochmals stark vor einer Bestellung abgeraten.

Ein finaler Beweis für einen Betrug gibts nicht, aber viele Hinweise. Neben dem unwahrscheinlich tiefen Preis auch die Bezahlmethoden. So muss man nach der Bestellung den Betrag per Überweisung, Kryptowährung oder Western Union Transfer überweisen. Alles Methoden, bei denen man das Geld auf keinen Fall blockieren oder zurücküberweisen kann, wenn tatsächlich keine Ware geliefert wird.

Die Anzeichen für eine krumme Tour sind überdeutlich. Das ist wohl auch der Grund, warum sich nirgendwo Betroffene melden. Wer Geld überwiesen hat und kein Escobar-Phone geliefert bekommt, der wird sich schämen und still sein.

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