Foto: Thomas Meier

Dominik G. Reiner über Stars im Hotel
«Es ist noch kein Zimmer demoliert worden»

Er hat schon der Queen von England einen Gin Tonic serviert: Dominik G. Reiner (44) ist der neue Hoteldirektor vom Mandarin Oriental Savoy am Zürcher Paradeplatz. Im Interview spricht er über Luxus, prominente Gäste wie Heidi Klum und den besonderen Charme des Hauses.
Publiziert: 16.09.2024 um 20:37 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Dominik G. Reiner ist Hoteldirektor des Mandarin Oriental Savoy
  • Das Hotel setzt auf leisen Luxus und höchsten Komfort
  • Die Presidential Suite kostet 18'000 Franken pro Nacht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_268.JPG
Katja RichardRedaktorin Gesellschaft
Dominik G. Reiner ist der Hoteldirektor vom Mandarin Oriental Savoy in Zürich, das zum Hotel des Jahres 2025 gewählt wurde.
Foto: Thomas Meier

Herr Reiner, wenn Sie sich hier ein Zimmer für eine Nacht aussuchen könnten – wo würden Sie am liebsten schlafen?
Ganz klar in der Münsterhof- oder Orsini-Suite. Sie befinden sich in dem Gebäudeflügel, der noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Hier fühlt man sich wie auf einer Zeitreise und nimmt die Historie dieses Orts wahr – all das in zeitgemässem Komfort und stilvoll gestalteten Räumlichkeiten.

Sie führen ein Fünfsternehaus. Wie definiert sich Luxus heute?
Wir verwenden überall die hochwertigsten Materialien, sei es bei den Betten, Sofas oder Badezimmerausstattungen, aber definieren Luxus nicht mehr über das Marmor-Badezimmer mit Goldarmaturen, den grössten und flachsten Bildschirm oder den Rolls-Royce, der einen Gast am Flughafen abholt. Wir pflegen ein gewisses Understatement. Alles ist von bester Qualität, aber der Stil ist eher zurückhaltend. Wir sind vielmehr ein Ort für unsere Gäste, an dem sie sich einfach wohlfühlen können. Es geht um höchsten Komfort für die Augen und Sinne, aber genauso wichtig sind die Mitarbeiter und deren Persönlichkeiten.

Der General Manager empfängt in der Presidential Suite: Sie kostet 18'000 Franken pro Nacht.
Foto: Thomas Meier

Also der sogenannte leise Luxus – wie in der Mode mit T-Shirts, die ganz normal aussehen, aber 500 Franken kosten?
Ja, wenn das T-Shirt von bester Qualität ist, dann kann man das vergleichen. Aber das allein macht es nicht aus. Jedes Fünfsternehaus bietet hohe Standards – der Rest ist Geschmackssache und der menschliche Faktor. Das Persönliche ist ausschlaggebend. Es geht darum, wie wohl man sich fühlt, welche Erlebnisse und Begegnungen man hat, woran man sich erinnert. Natürlich muss alles reibungslos funktionieren, aber dann zählt das Zwischenmenschliche. So können wir auch auf spezielle Wünsche eingehen.

Hotelmanager mit Herzblut

Dominik Georg Reiner (44) stammt aus Bayern und hat in Deutschland, Hawaii und Neuseeland internationales Tourismus- und Hotelmanagement studiert und in Australien seinen MBA erhalten. Seit 20 Jahren ist er in Managementpositionen in der Hotelgruppe Mandarin Oriental tätig, die ihren Hauptsitz in Hongkong hat. Seit April 2024 ist er General Manager des Luxushauses Mandarin Oriental Savoy und Area Vice President für die Standorte in Luzern, Genf, Wien und München. Reiner lebt mit seiner Familie am linken Zürichseeufer.

Thomas Meier

Dominik Georg Reiner (44) stammt aus Bayern und hat in Deutschland, Hawaii und Neuseeland internationales Tourismus- und Hotelmanagement studiert und in Australien seinen MBA erhalten. Seit 20 Jahren ist er in Managementpositionen in der Hotelgruppe Mandarin Oriental tätig, die ihren Hauptsitz in Hongkong hat. Seit April 2024 ist er General Manager des Luxushauses Mandarin Oriental Savoy und Area Vice President für die Standorte in Luzern, Genf, Wien und München. Reiner lebt mit seiner Familie am linken Zürichseeufer.

Mehr

Zum Beispiel?
Es gibt immer wieder Gäste, die einen Ausflug in die Berge machen wollen. Dafür steht bei uns in der Garage ein Porsche mit Elektroantrieb zur Verfügung. Unser Concierge bereitet die Route für die Tour auf eigene Faust im Navigationssystem mit den individuellen Hotspots vor und organisiert die Verpflegung unterwegs, sei es in einem Restaurant oder mit Picknickkorb. Wir hatten auch einen Gast, der kurz nach der Eröffnung letzten Dezember seiner Partnerin einen ganz speziellen Heiratsantrag machen wollte. Für ihn haben wir eigens die Dachterrasse geöffnet, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht in Betrieb war.

Feier von Gault Millau auf dem Rooftop: Reiner mit «Tatort»-Darsteller Ferdinand Hofer (l).
Foto: © by Adrian Bretscher

Vom Paradeplatz sind es wenige Schritte bis in die Hotellobby. Diese ist auffallend dunkler und kleiner als zu Zeiten des Savoy. Wo bleibt die einladende Grandezza?
Es gibt Kommentare von früheren Gästen, dass die Lobby klein und so gar nicht pompös ist. Das gehört zum Konzept des Interior-Designers und ist auch dem vorhandenen Platz geschuldet. Es ist intimer geworden, dafür strahlt das Entrée Ruhe und Geborgenheit aus, wenn man vom hektischen Draussen reinkommt. Das schätzen viele Gäste sehr, gerade, wenn sie von einer langen Reise ankommen. Es ist ein bisschen, als würde man in ein Zuhause reinkommen.

Ist ein Grand Hotel heute noch ein Treffpunkt, wo man interessante Menschen kennenlernt, oder ziehen sich die Gäste eher in ihr schönes Zimmer zurück?
Natürlich gibt es internationale Reisende, für die ihr Zimmer Zufluchtsort und Ruhestätte ist. Aber nicht alle wohnen in Suiten – die kleinsten unserer 80 Zimmer sind etwa 30 Quadratmeter gross. Es gibt genügend Orte und Gelegenheiten für Begegnungen. Und in der Brasserie haben wir sehr viele lokale Gäste.

Das Mandarin Oriental Savoy an bester Lage am Zürcher Paradeplatz.
Foto: Thomas Meier

Dort ist auch die Bar. Sie ist kleiner als zu Zeiten des Savoy, früher war das ein wichtiger Treffpunkt.
Der Treffpunkt ist heute mitunter auch oben auf der 1838 Rooftop-Bar. Uns war es wichtig, in der Brasserie einen einheitlichen Raum zu schaffen. Als wir letzten Dezember eröffnet haben, war die Bar gut besucht. Das wird in den Wintermonaten wieder so sein, insbesondere wenn wir oben schliessen.

Blick auf den Paradeplatz: Das Mandarin Oriental Savoy befindet sich im Herzen von Zürich.
Foto: Thomas Meier

Nutzen Sie die Dachterrasse nicht auch im Winter, etwa für Fondue?
Das ist tatsächlich ein Thema, das wir gerade diskutieren, denn das Rooftop ist sehr beliebt. An schönen Abenden sind 200 bis 300 Gäste zum Apéro und essen dort. 

Globaler Luxus mit Schweizer Wurzeln

Im Dezember 2023 wurde das geschichtsträchtige Luxushotel Savoy am Zürcher Paradeplatz neu als Mandarin Oriental Savoy, Zurich eröffnet. Das historische Gebäude an bester Lage befand sich ursprünglich im Besitz der Credit Suisse und ging mit der Fusion mit der UBS an die Grossbank über, betrieben wird das Hotel neu von der Hotelgruppe Mandarin Oriental mit Hauptsitz in Hongkong. Während die historische Fassade erhalten blieb, wurde der Innenbereich komplett renoviert, um den Ansprüchen der globalen Luxushotellerie zu genügen – zugleich will man Schweizer Wurzeln treu bleiben. Eine Übernachtung im Mandarin Oriental Hotel Savoy gibts ab 800 Franken pro Nacht, die Suiten kosten bis 18'000 Franken. Mandarin Oriental betreibt weltweit 40 Hotels in 26 verschiedenen Ländern. Mit dem Hotel Savoy in Zürich entsteht das insgesamt dritte Hotel der Gruppe in der Schweiz.

Das Savoy Baur en Ville war das erste wirkliche Grand Hotel der Stadt Zürich, es wurde 1838 gegründet. Eine Werbung aus den 1930er-Jahren.

Im Dezember 2023 wurde das geschichtsträchtige Luxushotel Savoy am Zürcher Paradeplatz neu als Mandarin Oriental Savoy, Zurich eröffnet. Das historische Gebäude an bester Lage befand sich ursprünglich im Besitz der Credit Suisse und ging mit der Fusion mit der UBS an die Grossbank über, betrieben wird das Hotel neu von der Hotelgruppe Mandarin Oriental mit Hauptsitz in Hongkong. Während die historische Fassade erhalten blieb, wurde der Innenbereich komplett renoviert, um den Ansprüchen der globalen Luxushotellerie zu genügen – zugleich will man Schweizer Wurzeln treu bleiben. Eine Übernachtung im Mandarin Oriental Hotel Savoy gibts ab 800 Franken pro Nacht, die Suiten kosten bis 18'000 Franken. Mandarin Oriental betreibt weltweit 40 Hotels in 26 verschiedenen Ländern. Mit dem Hotel Savoy in Zürich entsteht das insgesamt dritte Hotel der Gruppe in der Schweiz.

Mehr

Auf dem Rooftop hat Heidi Klum kürzlich den Geburtstag ihres Mannes Tom Kaulitz und dessen Zwillingsbruders gefeiert. Wie wichtig sind prominente Gäste?
Wir bemühen uns nicht aktiv um sie. Berühmte Persönlichkeiten logieren bei uns und geniessen die gleichen Privilegien und den gleichen Service wie alle anderen Gäste. Sie kommen über Reisebüros oder weil sie schon in anderen Mandarin Oriental Hotels waren und neugierig auf das neue Haus sind. So war das auch bei Heidi Klum.

Ihr Aufenthalt hat für Schlagzeilen gesorgt. Wie ist das nach aussen gedrungen?
Wir sind der Diskretion verpflichtet, aber wenn jemand wie Heidi Klum Fotos vom Rooftop postet, dann verbreitet sich das über die sozialen Medien blitzschnell.

Heidi Klum feierte im August 2024 auf dem Rooftop mit Gatte Tom Kaulitz im roten Shirt, Schwager Bill Kaulitz im hellen Outfit. Sie posierten mit General Manager Dominik G. Reiner (r.) und Gattin Angela (l.).
Foto: Instagram

Was, wenn einer Ihrer Mitarbeitenden etwas ausplaudert?
Namhafte Persönlichkeiten gehen bei uns im Hotel ein und aus, und unsere Mitarbeitenden sind bestens geschult und den souveränen Umgang mit diesen Gästen gewohnt. Manchmal werden sie sogar mit auf eine Party eingeladen. Gerade weil nichts davon nach aussen dringen darf, stärkt das den Teamgeist.

Die Crew von Taylor Swift hat das ganze Mandarin Oriental Savoy gebucht. Wie war das?
Die Woche während den beiden Konzerten war verhältnismässig ruhig und unaufgeregt. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu berichten.

Die Swifties warteten vor dem Eingang des Mandarin Oriental Savoy geduldig auf Taylor Swift – allerdings stieg nur ihre Crew hier ab.
Foto: keystone-sda.ch

Das klingt alles recht brav. Was ist mit Sex, Drugs und Rock 'n' Roll?
Es ist noch kein Zimmer demoliert worden! (Lacht.) Aber wir hatten einen Gast aus Wien, der zum AC/DC-Konzert gekommen ist. Er hat auf seinem Balkon ganz laut «Highway to Hell» laufen lassen und dazu getanzt – oben ohne! Damit hat er am Paradeplatz ziemlich für Stimmung gesorgt.

Megastar Swift soll im Bürgenstock logiert haben.
Foto: Keystone

Hatten Sie schon mit Royals zu tun?
Ja, ich durfte Queen Elizabeth II. einen Gin Tonic servieren. Das war vor 20 Jahren, damals war ich Bankettleiter im Mandarin Oriental Hotel in London. Der 80. Geburtstag von Margaret Thatcher wurde mit vielen Staatsgästen gefeiert. Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie in einem James-Bond-Film. Der Secret Service war überall und hat alle Zutaten mitgebracht – den Gin, das Tonic und auch das Eis. Die Zubereitung wurde genau überwacht, bis zum Service auf dem Silbertablett.

Und wie war die Begegnung mit der Queen?
Sie hatte eine ganz besondere Aura. Wenn sie einen Raum betrat, überstrahlte sie alles. Und sie war äusserst charmant und herzlich. Ihr so nahe zu kommen, mit dem Wissen, dass sie in diesem Hotel bereits als junge Prinzessin das Tanzen gelernt hat, war etwas sehr Besonderes für mich. Das vergisst man sein Leben lang nicht.

Das Mandarin Oriental Savoy wurde von Gault Millau als «Hotel des Jahres 2025» ausgezeichnet. Gibt es da Neid unter den anderen Fünfsternehäusern am Platz?
Nein, gar nicht. Es mag erstaunen, aber wir sind nicht kompetitiv, sondern sehr kollegial untereinander. Das hat sich auch bei der Feier der Auszeichnung gezeigt, da waren die Kollegen von den anderen Häusern da, teilweise mit Ehefrauen, um uns zu gratulieren. Genau so freue ich mich, wenn sie eine Auszeichnung bekommen. Diese Form der Anerkennung ist für die ganze Branche und den Standort Zürich aussergewöhnlich wichtig.

Gault-Millau-Hotel des Jahres: Executive Chef Benjamin Halat, General Manager Dominik G. Reiner, Gault-Millau-Chefredaktor Urs Heller und Orsini-Chef Dario Moresco (v.l.).
Foto: © by Adrian Bretscher

Warum sind Sie Hotelier geworden?
Ich hatte das Glück, dass ich schon als Kind mit meiner Familie in schönen Hotels übernachten durfte. Dieses besondere Ambiente hat mir schon damals gefallen. Genau wie jetzt, wenn sich hier im Herzen von Zürich in unserer Lobby die Wege unterschiedlichster Menschen kreuzen. Ich wollte die Welt kennenlernen und habe in Neuseeland und Hawaii studiert. In Honolulu arbeitete ich im Mandarin Oriental als Kellner. Ich war begeistert von der Schönheit und Perfektion der Luxushotellerie. Zugleich findet man in diesem internationalen Netzwerk ein vertrautes Zuhause.

Am Wochenende und abends arbeiten – wie schwierig ist es, in der Branche Nachwuchs zu finden?
Natürlich braucht es eine gewisse Leidenschaft. Zugleich bietet die Hotellerie vielen Talenten die Möglichkeit für eine internationale Karriere, bei der man andere Kulturen und Länder kennenlernen kann. Die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert. Zu meiner Zeit war ein 15-Stunden-Tag quasi normal. Ich finde, es lohnt sich. Für mich sind aus diesem Beruf heraus Verbindungen und Freundschaften fürs Leben entstanden.

Ihr Vorgänger Mark Bradford war nach zwei Monaten schon wieder weg. Ist Ihre Position ein Schleudersitz?
Nein, ganz im Gegenteil. Mark war 23 Jahre für die Mandarin-Gruppe im Einsatz und hat mehrere Häuser innert kurzer Zeit eröffnet, zuletzt Zürich. Ich möchte mindestens so lange bleiben, bis meine Töchter die Schule abgeschlossen haben – also noch mindestens sechs Jahre.

Hoteldirektor Dominik G. Reiner mit Ehefrau Angela.
Foto: Sarah Vonesch

Was ist für Sie persönlich der grösste Luxus?
Dass ich mir die Freiheit nehmen kann, auch mal um 17 Uhr nach Hause zu gehen, und mit meiner Familie zu Abend essen kann.

Sie sind aus München in die Schweiz gekommen – was ist hier anders?
Bei uns in Südbayern können die Leute manchmal ziemlich grantig sein. Das habe ich hier noch nicht erlebt. Die Schweizer sind unglaublich freundlich. Kürzlich bin ich mit dem Zug nach Luzern gefahren und habe das Aussteigen verpasst. Die Schaffnerin war supernett. Weil der Zug eine Minute Vorsprung hatte, veranlasste sie, dass wir anhalten und ich umsteigen konnte. Sonst hätte ich bis nach Bellinzona fahren müssen. So etwas passiert einem in Deutschland nicht – dort kann man froh sein, wenn der Zug fährt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?