Elon Musk, der Vatikan und Orban
Deshalb sorgt Olympia-Eröffnungsshow immer noch für Zoff

Wegen eines Auftrittes an der Olympia-Eröffnungsshow entzündet sich gerade eine Kulturkampf-Debatte. Es hagelt Kritik von katholischer Kirche und konservativen Politikern weltweit.
Publiziert: 29.07.2024 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2024 um 22:50 Uhr
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Sara BelgeriRedaktorin

Seit der Olympia-Eröffnungsfeier sind nun drei Tage vergangen. Aber noch immer sorgt die Darbietung für Gesprächsstoff. Welche Szenen gaben zu reden? Und woher kommt die Kritik? Blick arbeitet die Debatte auf. 

Welche Szene sorgte für die grösste Kritik?

Er war halbnackt, sein Körper blau angemalt und mit goldenem Glitzer überzogen, auf seinem Kopf thronte eine Krone aus Trauben. Der Sänger war einer von vielen, der an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele auftrat, aber der Einzige, der es in einer Schale aus Gemüse und Früchten tat. Hinter ihm: Dragqueens, Models und Sänger. Bei dem blauen Sänger handelt es sich um Philippe Katerine (55). Katerine ist in Frankreich ein Star und bekannt für seine humoristischen Performances. Zu Reden gibt sein Olympia-Auftritt (er sang ein Lied mit dem Titel «nu», also «nackt»), aber auch die Szene, die sich davor in der Show abspielte. Da standen die Dragqueens hinter einem langen Tisch, der auch als Laufsteg diente. In der Mitte eine Person hinter einem DJ-Pult, deren silberne Kopfbedeckung ausschaute wie ein Heiligenschein. Vor allem der katholischen Kirche missfiel die Darbietung. Denn: Die Szene soll an Leonardo da Vincis Gemälde «Das letzte Abendmahl» erinnert haben. 

Wer kritisierte die Show?

Die erste Spitze kam noch während der Show. Elon Musk meldete sich auf X und kritisierte die Darbietung als «respektlos» gegenüber Christen. Als Nächstes meldeten sich eine Reihe von christlichen Organisationen und Würdenträger: «Diese Zeremonie enthielt leider auch Szenen, in denen das Christentum verspottet und verhöhnt wurde, was wir zutiefst bedauern», hiess es etwa vonseiten der französischen Bischofskonferenz. Auch der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, übte auf X Kritik. Er schrieb: «Eine eindrucksvolle Eröffnung von hoffentlich friedlichen Spielen. Das queere Abendmahl war allerdings ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig.» Und auch der Vatikan meldete sich zu Wort. So sprach Kurienerzbischof Vincenzo Paglia von einer «blasphemischen Verhöhnung eines der heiligsten Momente des Christentums».

Dieser Auftritt an der olympischen Eröffnungszeremonie sorgte für Aufregung ...
Foto: Screenshot
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Auch Politiker kritisierten. Wer?

Kritik am Auftritt übten auch konservative Politikerinnen und Politiker. Die Senatorin der bürgerlich-konservativen Républicains, Valérie Boyer, sprach von einer «Vision unserer Geschichte, die darauf abzielt, die Christen lächerlich zu machen». Und die EU-Abgeordnete und Nichte von Marine Le Pen, Marion Maréchal, entschuldigte sich auf X bei «allen Christen auf dieser Welt, die die Eröffnungsfeier geschaut und sich beleidigt gefühlt haben von dieser Dragqueen-Parodie des letzten Abendmahls». 

Aus den USA meldete sich Mike Johnson (52), Republikaner und Sprecher des Repräsentantenhauses. Er schrieb auf X, dass die Verspottung des letzten Abendmahls schockierend und beleidigend für Christen in aller Welt gewesen sei. Und auch Tesla-Gründer Elon Musk (53) schrieb über den Auftritt, dass er «absolut respektlos gegenüber Christen» gewesen sei.

Am Sonntag meldete sich schliesslich auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (61) zu Wort. In einer Rede bei einem Besuch in Rumänien sagte er, dass es sich bei der Eröffnungsfeier um die «Veranschaulichung des moralischen Verfalls des Westens» handeln würde.

Für Gesprächsstoff sorgte auch eine Szene mit Marie Antoinette. Weshalb?

Bei den Darbietungen an der Eröffnungsfeier war durchaus Bizarres darunter. Da war zum Beispiel die Vielzahl von Marie Antoinettes, die einen abgetrennten Kopf unter dem Arm hielten. Aus den Hälsen der «Königinnen» spritzten rote Luftschlangen. Die Königin war während der Französischen Revolution geköpft worden.

Kein Grund zur Aufregung für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron (46). Er lobte, dass Künstler und Athleten eine «grossartige Show» geboten hätten. Auch die Bilanz in den Medien war fast durchgehend positiv: «Grandios», titelte die französische «L‘Equipe», die spanische Zeitung «El País» schrieb von der «kühnsten Zeremonie seit Menschengedenken» und die britische BBC bezeichnete die Eröffnungsfeier als «brillant» und «bewegend». 

Auch aus Russland gibt es Kritik. Warum?

Zu Reden gab auch die mysteriöse Fahnenträgerin: Eine in silberne Rüstung gekleidete Reiterin, die die olympische Flagge trug. Mit verhülltem Gesicht und auf einem Pferd aus Metall ritt sie sechs Kilometer über die Seine bis zum Trocadéro, wo die Fahne schliesslich (falsch herum) gehisst wurde. Russische Medien bezeichneten ihn als «apokalyptischen Reiter» und die Olympischen Spiele in Paris als «Spiele Satans».

Was sagten die Veranstalter dazu?

Da half es auch nichts, dass das Internationale Olympische Komitee auf X schrieb, dass die Darbietung eine Hommage an Dionysos, den griechischen Gott des Weines, darstellen würde. Die Darbietung solle die Absurdität von Gewalt zwischen den Menschen bewusstmachen. 

Und auch der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly (42), hat sich mittlerweile zur Kritik geäussert: Das Ziel der Show sei es nicht gewesen, eine «aktivistische» Botschaft zu verbreiten, sondern die Werte der Republik zu feiern, denn: «In Frankreich hat man das Recht zu lieben, wen und wie man will.» Im Zentrum habe eine «Botschaft der Liebe und Inklusion» stehen sollen. 

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