Forschungsergebnisse zeigen
KI und das Internet sind sexistisch

Eine amerikanische Studie untersuchte die Auswirkungen von Bildern aus dem Internet. Das Ergebnis ist eindeutig: Sie sind sexistisch voreingenommen und haben psychologische Auswirkungen auf die Menschen, die sie betrachten.
Publiziert: 21.02.2024 um 17:09 Uhr
image00003.jpeg
Margaux Baralon

Kann eine Frau Herzchirurgin werden? Kann ein Mann Reinigungskraft werden? Wenn man Google fragt, ist die Antwort nicht so eindeutig. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Berkeley in Kalifornien.

Die beiden Autoren Douglas Guilbeault und Solène Delecourt haben mehr als eine Million Fotos aus dem Internet unter die Lupe genommen. Bisher haben sich alle Studien zum Thema nur auf Texte bezogen. Da heute besonders in den sozialen Medien viele Inhalte visuell sind, halten es die beiden Forscher für wichtig, auch Fotos zu untersuchen.

Im Internet sind 80 Prozent der Chirurgen männlich

Guilbeault und Delecourt stellten zunächst fest, dass man im Internet mehr Männer als Frauen sieht – und sich die Art und Weise ihrer Darstellung unterscheidet. Sucht man nach einem Sanitär, sind auf Bildern zu 98 Prozent Männer zu sehen. Bei einem Detektiv sind es 90 Prozent, bei einem Banker, Mathematiker oder Herzchirurgen 80 Prozent. Bei den Bildern, die mit einer Reinigungskraft in Verbindung gebracht werden, sind es hingegen zu 75 Prozent Frauen. 

Bilder im Internet stellen nach Ansicht mehrerer Experten «eine besonders starke Art der Vermittlung von Stereotypen» dar.
Foto: Shutterstock

Die Wissenschaftler versuchten auch, die psychologischen Auswirkungen dieser Tatsache zu messen. Dazu wurden Tests mit Freiwilligen durchgeführt, die nach Berufen in einem bestimmten Bereich wie zum Beispiel «Kunst» suchen sollten. Die Teilnehmer mussten dann etwas lesen oder sich Bilder ansehen, die mit diesem Wort in Verbindung standen. Anschliessend wurde ihnen ein Fragebogen vorgelegt, mit dem die implizite Voreingenommenheit einer Person gemessen werden sollte. Das Ergebnis war beeindruckend: «Diejenigen, die nach Bildern gesucht haben, hatten stärkere Gender Biases als diejenigen, die Texte gelesen hatten», so Douglas Guilbeault. 

Ein Einfluss, dessen wir uns nicht bewusst sind

«Bilder beeinflussen die Menschen auf eine Weise, die ihnen nicht bewusst ist», schliesst Douglas Guilbeault. «Der Bewegung hin zu einer bildbasierten Kommunikation wird nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt.» In einem Text ist es beispielsweise viel einfacher, «neutral» zu sein, indem man genderneutrale Begriffe verwendet. Ein Foto bringt aber zwangsläufig Informationen über das Geschlecht einer Person oder z. B. ihre ethnische Erscheinung mit sich.

Bilder sind aber nicht die einzigen sexistischen Vorkommnisse im Internet. Auch anhand von künstlicher Intelligenz lässt sich erkennen, dass Gender Bias vermutlich nicht so schnell überwunden werden kann. Da die Technologie mithilfe von bestehendem Material einer sexistischen Gesellschaft trainiert und perfektioniert wird, reproduziert sie diese Verzerrungen. 

Auch KI ist sexistisch

Das lässt sich auch an Anwendungen wie Craiyon, die aus einer einfachen Textbeschreibung Bilder generieren, erkennen. Schelmische Internetnutzer lieben es, fantasievolle Suchanfragen wie «ein Hund in einem Tutu» zu stellen. Wenn man allerdings nach «einem Chef auf einem Velo» fragt (da die App auf Englisch funktioniert, ist der Begriff geschlechtsneutral), werden nur Bilder von einem weissen Mann auf einem Velo vorgeschlagen.

Hierfür gibt es nur eine Lösung: Die Daten, die diese künstlichen Intelligenzen «füttern», müssen von ihren eigenen Voreingenommenheiten befreit werden. Sie müssen lernen, dass «secretary» oder «CEO» sowohl für Männer als auch Frauen gelten. 

Fehler gefunden? Jetzt melden