Herzerwärmende Aktion
Ein Tintenfischli für jedes Frühchen

Der Verein «Oktopus für Frühchen – Schweiz» sammelt gehäkelte Tintenfische und gibt diese an frühgeborene Babys in Spitälern ab. Das steckt hinter dieser herzerwärmenden Aktion.
Publiziert: 06.06.2024 um 18:50 Uhr
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Alexandra BaderPraktikantin

Jährlich gibt es etwa 6000 bis 6500 Frühgeburten in der Schweiz. Ein Frühchen wiegt zwischen 500 und 2500 Gramm und liegt in einer sogenannten Isolette, also einem Brutkasten, da seine Organe meistens noch nicht vollständig entwickelt sind. Deshalb sind diese Babys umgeben von Schläuchen und Sonden, welche sie am Leben erhalten. Damit die Kleinen nicht an diesen ziehen, soll ihnen ein gehäkelter Oktopus helfen.

Frühchen

Eine Frühgeburt ist ein Baby, das vor der 37. Schwangerschaftswoche lebendig zur Welt kommt. Bei diesen Kindern sind die Organe meistens noch nicht vollständig entwickelt, weshalb sie behandelt werden müssen. Im Jahr 2022 wurden 5,4 Prozent aller Geburten zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche geboren, 0,6 Prozent zwischen der 28. und der 31. Woche und 0,4 Prozent zwischen der 22. und der 27. Woche. Diese Zahlen sind seit 2019 relativ stabil geblieben.

Eine Frühgeburt ist ein Baby, das vor der 37. Schwangerschaftswoche lebendig zur Welt kommt. Bei diesen Kindern sind die Organe meistens noch nicht vollständig entwickelt, weshalb sie behandelt werden müssen. Im Jahr 2022 wurden 5,4 Prozent aller Geburten zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche geboren, 0,6 Prozent zwischen der 28. und der 31. Woche und 0,4 Prozent zwischen der 22. und der 27. Woche. Diese Zahlen sind seit 2019 relativ stabil geblieben.

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Das fand eine dänische Mutter heraus, die ihrem Frühgeborenen einen Tintenfisch häkelte, wodurch das Baby ruhiger wurde. Daraufhin verbreitete sich das Projekt «Oktopus für Frühchen» in vielen Ländern, auch in der Schweiz. Im Jahr 2017 wurde der Verein «Oktopus für Frühchen – Schweiz» gegründet, nachdem die Präsidentin Michaela Schönauer (40) auf das Projekt aufmerksam wurde.

«Das Ziel ist, dass jedes Frühchen in der Schweiz einen gehäkelten Tintenfisch bekommt und mit nach Hause nehmen darf», sagt Präsidentin Schönauer. Für die Frühchen und deren Familien seien die Tintenfische ein bunter Farbklecks im grauen Spitalalltag. Um diesem Ziel gerecht zu werden und die Nachfrage von jährlich 6000 bis 6500 Tintenfischen abzudecken, sucht der Verein laufend freiwillige Häkler und Häklerinnen.

Vom Mutterleib sind sich Baby gewohnt, die Nabelschnur zu greifen. Damit sie diesen Greifreflex nicht an den Sonden und Schläuchen in den Isoletten ausüben, sollen sie an den Tentakeln der Tintenfische ziehen.
Foto: Picasa
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Oktopus für Frühchen – Schweiz

Der Verein «Oktopus für Frühchen – Schweiz» wurde am 17. August 2017 gegründet. Er freut sich über die Mithilfe von fleissigen Häklerinnen und Häklern und ihre Tintenfisch-Spenden.

Beim Häkeln ist das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen essentiell. Der erste Tintenfisch sollte durch den Verein kontrolliert werden. Eine detaillierte Anleitung ist auf der Webseite zu finden: https://oktopusfuerfruehchen.ch/.

Der Verein «Oktopus für Frühchen – Schweiz» wurde am 17. August 2017 gegründet. Er freut sich über die Mithilfe von fleissigen Häklerinnen und Häklern und ihre Tintenfisch-Spenden.

Beim Häkeln ist das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen essentiell. Der erste Tintenfisch sollte durch den Verein kontrolliert werden. Eine detaillierte Anleitung ist auf der Webseite zu finden: https://oktopusfuerfruehchen.ch/.

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Wirkung der Tintenfische

Zu früh geborene Babys sind oft an lebenswichtigen Schläuchen wie Sauerstoff, Nahrungsversorgung und Magensonden. Vom Mutterleib sind sie sich gewohnt, die Nabelschnur zu greifen und an dieser zu ziehen. Dies machen sie auch mit den Schläuchen in den Isoletten. «Das kann gefährlich und schmerzhaft sein», erklärt Pflegefachfrau Franziska Egli-Gerber (59) von der Neonatologie am Universitätsspital Zürich. «Da auch bei Frühgeborenen der Greifreflex schon sehr ausgeprägt ist, sind die Tintenfische ein gutes Objekt, an dem sie diesen ausüben können. Denn so greifen sie nach den Tentakeln und gefährden sich somit nicht selbst.»

Mit den Tintenfischen in den Isoletten werden die Frühchen ruhiger, da die Tentakeln sie an die Nabelschnur im Mutterleib erinnern. So werden die Atmung und der Herzschlag der Frühchen regelmässiger und der Sauerstoffgehalt im Blut steigt an. Die Tintenfische helfen den Frühchen auch dabei, sich zu orientieren.

Im Moment beziehen 22 Schweizer Spitäler Tintenfische vom Verein. Diese sind in der ganzen Schweiz verstreut. Spitäler wie beispielsweise das Inselspital Bern, das Kantonsspital Chur oder das Freiburger Kantonsspital arbeiten mit dem Verein zusammen. Im Universitätsspital Zürich war das ganze Team von der Idee begeistert, erzählt die Pflegefachfrau.

Für die Spitäler seien die Tintenfische eine Entlastung, denn diese haben auch positive Auswirkungen auf ihr allgemeines Wohlbefinden: «Die Kinder wirken sichtlich ruhiger und fühlen sich geborgener», erklärt Egli-Gerber. Dadurch sei der Lärmpegel auf der Station reduziert. Ebenfalls seien weniger pflegerische Eingriffe erforderlich, da sich die Babys die Schläuche und Sonden weniger ausreissen. 

Nicht jedes Tintenfischchen taugt

Beim Häkeln müssen strenge Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. «Die Frühchen sind sehr verletzlich», erklärt Schönauer, weshalb es sehr wichtig sei, dass die Tintenfische den Sicherheitsbestimmungen entsprechen und keine Gefahr für sie sind. «Es geht darum, dass sich die Kinder nicht verletzen», ergänzt Egli-Gerber. Beispielsweise müsse sichergestellt werden, dass die Stopfwolle aus dem Tintenfisch nicht verschluckt werden kann oder dass sich zu lange Tentakeln nicht in den Schläuchen verfangen oder bei den Frühchen zu Abschnürungen führen, wenn sich diese um ihre Gliedmassen wickeln. Des Weiteren sei die Hygiene sehr wichtig: Die Tintenfische müssen einmal pro Woche bei 60 Grad gewaschen werden können.

So gibt es auch immer wieder Tintenfische, die durch die Sicherheitsprüfung fallen und nicht an die Spitäler abgegeben werden können. Doch diese werden dann an andere Institutionen abgegeben: Beispielsweise werden sie an Alters- oder Pflegeheime oder an ältere Kinder in den Spitälern gegeben. «Wir versuchen, jedem Tintenfisch seine Bestimmung zu geben, auch wenn er durch die Kontrolle fällt», sagt Schönauer.

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