Heute Talahons, früher Punks
Jugendkulturen in den letzten 50 Jahren

Die vermeintlich neue Jugendkultur der «Talahons» wird gerade heftig diskutiert. Blick schaut auf sechs Jugendkulturen der letzten 50 Jahre zurück.
Publiziert: 19.07.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2024 um 00:05 Uhr
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Marisa CaluoriPraktikantin Gesellschaft

Hässiger Blick, Fake-Gucci Cap und Schattenboxen – auf Tiktok und in den Medien dreht sich gerade alles um die neue Jugendkultur der «Talahons». Der Begriff beschreibt junge Männer, meist mit Migrationshintergrund, die auf den Boden spucken, Marken-Umhängetaschen tragen und gefährlich schauen. Während die einen Alarm schlagen und einen Umsturz hin zu einer patriarchischen und gewaltverherrlichenden Jugend befürchten, winken die anderen ab; furchteinflössende Jugendbewegungen habe es schon immer gegeben. Ganz Unrecht haben sie nicht. Diese sechs Jugendkulturen stachen in den letzten 50 Jahre besonders hervor:

68er-Bewegung

Globuskrawall in Zürich: In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1968.
Foto: Keystone

Angeführt von Studierenden kämpfte die vornehmlich linke Protestbewegung gegen autoritäre Strukturen, den Vietnamkrieg und soziale Ungerechtigkeiten und forderte mehr Demokratie und Freiheit. In Zürich kam es am 29. Juni 1968 zu den Globuskrawallen, die zum Schlüsselmoment der 68er-Bewegung in der Schweiz wurden. Die Bewegung dauerte von 1967 bis Mitte der 1970er-Jahre an, wobei sie im späteren Verlauf nicht mehr nur als Jugendbewegung bezeichnet werden kann. 

Punks

Charakteristisch für Punk sind provozierendes Aussehen, eine rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten.
Foto: Getty Images

Zu den augenfälligsten Jugendsubkulturen gehören wohl die Punks. Mit ihren ikonischen Irokesen-Frisuren, zahlreichen Tattoos und Piercings zerfetzter Kleidung und Stiefeln wirkten sie furchteinflössend. Die Punkszene entstand Mitte 1970er-Jahre und bestand hauptsächlich aus Jungen, Arbeitslosen und armen Studenten, die sich durch provokantes Verhalten, Spass in der Gemeinschaft, Drogenkonsum und Abgrenzung von der Gesellschaft auszeichneten. Ihre Musik war kurzer, aggressiver Punkrock.

Foto: UCG/Universal Images Group via G

Hip-Hop

Die 2 Live Crew um Rapper Brother Marquis war eine der ersten Rapformationen, deren Tonträger mit Warnhinweisen versehen wurden.
Foto: DUKAS

Ebenfalls in den 1970ern entstand der Hip-Hop in den afroamerikanischen Ghettos von New York City. Mit der Musik verbreitete sich die Kultur schnell weltweit und prägt die Jugendkultur und Mode bis heute. Zum klassischen Hip-Hop gehörte DJing, Rap, Breakdance und Graffiti. Typisch sind weite, tief sitzende Hosen, das Tragen von Sportmarken und Kopfbedeckungen wie Baseball-Caps, Beanies oder Bandanas.

Skater

Schon um 1950 herum sollen die ersten Skateboards in Kalifornien gesichtet worden sein.
Foto: Getty Images

Ursprünglich in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren in Kalifornien entstanden, hat sich das Skateboarden nicht nur als Sport, sondern auch als kulturelle Aktivität etabliert. Die Skater-Bewegung steht für Individualität, Kreativität und Freiheit. Die Mode der Skater passt sich ihrer Aktivität an: Simple, weite Kleidung, die durch das Skaten schnell abgenutzt und zerlöchert aussieht.

Emo

«Emo ist die erste Jugendkultur, in der sich die Jungs an die Mädchen anpassen. Die Emos stellen das Rollenmodell auf den Kopf», sagte der Kulturwissenschaftler Jonas Engelmann einst im Nachrichtenmagazin Spiegel.

Emo bezeichnet eine Jugendbewegung, die sich in den frühen 2000ern entwickelte und die, wie der Name schon sagt, stark von emotionaler Intensität geprägt ist. In der Gesellschaft werden Emos oft als melancholisch und depressiv angesehen. Modisch werden mit Emos vor allem schwarze Kleidung, Skinny-Jeans, Karomuster und Nietengürteln in Verbindung gebracht. Besonders stechen die schwarzen Haare hervor, manchmal mit individueller Färbung, die typischerweise unsymmetrisch ins Gesicht hängen.

Klimajugend

Basel im Februar 2023: die Klimajugend streikt.
Foto: Philippe Rossier

Eine relativ neue Entwicklung ist die Klimajugend: Entstanden ist diese Subkultur mit dem Engagement von Greta Thunberg und den Protesten 2019. Folglich sind auch die Hauptmerkmale der Bewegung auf das Klima ausgerichtet. Die Jugendlichen ernähren sich vegetarisch, verzichten auf Flüge und setzen sich auf der Strasse für das Klima ein. Viele Anhänger und Anhängerinnen sind zudem sehr links eingestellt, was dazu führt, dass auch Themen wie soziale Ungerechtigkeit und LGBTQ einen grossen Stellenwert haben.

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