In den Tiefen versunken
Diese Schiffswracks liegen in den Schweizer Gewässern

Die Bergung der «Säntis» aus dem Bodensee wirft allgemeine Fragen zu Schiffswracks in den Schweizer Seen auf: Wie viele davon gibt es? Wo liegen sie? Werden diese geborgen oder bleiben sie liegen? Experte Sandro Geiser über Wracks in Schweizer Gewässern.
Publiziert: 25.05.2024 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2024 um 12:23 Uhr
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Alexandra BaderPraktikantin

Die Bergung der «Säntis» aus dem Bodensee ist keine einfache Aufgabe. Neben ihr gibt es zahlreiche andere Schiffswracks in der Schweiz, von denen man wenig weiss. «Die genaue Anzahl an Schiffswracks in der Schweiz ist unglaublich schwer einzuschätzen», erklärt Sandro Geiser (35), Präsident der Gesellschaft für Schweizer Unterwasserarchäologie (GSU). Er vermutet, dass ein paar Tausend Wracks auf dem Grund Schweizer Gewässer liegen. Die meisten davon hätten jedoch keine Namen und seien kaum bekannt.

Alles zur Bergung der DS Säntis live auf Blick TV

Ab Samstag soll die DS Säntis nach 90 Jahren aus dem Bodensee geborgen werden. Verfolge die spektakulären Bilder aus mehr als 200 Metern Wassertiefe bei uns auf allen Kanälen. Unsere Reporter berichten direkt vom Bodensee. Blick TV liefert am Sonntag ab 12 Uhr eine neunstündige Sondersendung. Bergungsexperte Alain Blumer analysiert die Bergung zusammen mit Moderator Reto Scherrer aus dem Studio.

Ab Samstag soll die DS Säntis nach 90 Jahren aus dem Bodensee geborgen werden. Verfolge die spektakulären Bilder aus mehr als 200 Metern Wassertiefe bei uns auf allen Kanälen. Unsere Reporter berichten direkt vom Bodensee. Blick TV liefert am Sonntag ab 12 Uhr eine neunstündige Sondersendung. Bergungsexperte Alain Blumer analysiert die Bergung zusammen mit Moderator Reto Scherrer aus dem Studio.

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Schiffe, die älter als etwa 200 Jahre sind, seien so tief im Schlamm versunken, dass man sie nicht mehr finde, erklärt Geiser. Die meisten Wracks, die in Schweizer Seen liegen, seien Lastsegelschiffe aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. 

Geborgen werden jedoch die wenigsten: «Die Schiffswracks bleiben, mit ein paar wenigen Ausnahmen, eigentlich immer liegen.» Eine Bergung sei extrem aufwendig, und damit sei es nicht getan. Das Schiff müsse danach noch konserviert und irgendwo aufbewahrt werden. Zudem seien die heutigen Bildaufnahmetechniken so raffiniert, dass man von einer Bergung nicht gross profitiere. «Es ergibt sich ein ungünstiges Verhältnis zwischen dem finanziellen Aufwand für die Bergung und Konservierung sowie dem Mehrwert davon», erklärt Geiser.

Das Boot Vitzanove ist am 26. Dezember 1999 während des Sturms Lothar versunken. Es liegt etwa 180 Meter vor Vitznau in 114 Metern Tiefe im Vierwaldstättersee.
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«Wirklich grosse Schiffsunglücke haben wir kaum noch», sagt Geiser. Heutzutage gebe es höchstens Wracks von Sportbooten oder Segelschiffen, doch diese werden in der Regel wieder geborgen.

Obwohl die meisten unbekannt sind, gibt es einige Schiffswracks in der Schweiz, die auch Namen tragen. Ein paar bekannte Wracks sind:

Jura

Foto: IMAGO/Avalon.red

Vor Bottighofen liegt ein Schaufelraddampfer im Bodensee: Das älteste noch erhaltene Dampfschiff Europas. Die 46,3 Meter lange und 10,25 Meter breite Jura wurde 1854 in Zürich gebaut. Zuerst fuhr sie auf dem Neuenburgersee, ab 1862 als Ersatz der versunkenen Ludwig auf dem Bodensee. Am 12. Februar 1864 wurde sie vom selben Schiff wie ihre Vorgängerin gerammt – der «Stadt Zürich». Innert vier Minuten sank das Schiff, wobei drei Menschen ums Leben kamen. Bei Tauchern ist dieses Wrack noch heute sehr beliebt – es gilt als bekanntestes Süsswasserwrack Europas. Nachdem Souvenirjäger immer wieder Stücke davon abbrachen, befindet es sich nun jedoch in einem relativ schlechten Zustand.

Nemo

Das letzte Dampfschiff, das im Genfersee versunken ist, war eine 21 Meter lange Luxusjacht namens Nemo. Die Nemo gehörte einem französischen Arzt, welcher mit ihr am Abend des 1. Oktober 1875 von einem Medizinkongress in Ouchy zurück nach Yvoire kehren wollte. Da das Schiff jedoch von London importiert war, wo es für die Flussfahrt konzipiert wurde, konnte es einem starken Windstoss nicht standhalten und sank nach einem Drittel des Weges. Glücklicherweise konnten sich alle an Bord retten. Seit nahezu 150 Jahren liegt das Wrack nun fast intakt auf dem Grund des Genfersees.

Bellevue

Im Jahr 1835 trat das erste Passagierschiff auf dem Thunersee seine Jungfernfahrt an. Der Raddampfer namens Bellevue beförderte zuerst Passagiere auf dem Thunersee, bevor er auf den Brienzersee verlegt wurde. Über ein Jahrzehnt später kehrte die Bellevue in defekten Zustand auf den Thunersee zurück, wo sie repariert und als Reserveschiff genutzt wurde. Nach Klagen von Passagieren darüber, dass das Schiff unkomfortabel sei, wurde es 1860 zu einem Schleppschiff umgebaut. Als solches geriet es am 2. April 1864 in einen heftigen Sturm, wobei es innerhalb kürzester Zeit sank. Noch heute liegt die Bellevue in 120 Meter Tiefe vor Oberhofen im Thunersee.

Roger Federer

Das älteste Schiff, das je im Zürichsee gefunden wurde, liegt in der Nähe von Roger Federers Grundstück in Kempraten. Deshalb wurde das uralte Wrack nach dem Tennisstar benannt. Dabei handelt es sich um ein Ledischiff, also ein Transportschiff, das 14 bis 16 Meter lang und 3 Meter breit ist. Holzproben ergaben, dass das Schiff ungefähr um 1786 gebaut wurde. Demnach muss es noch vor 1790 gesunken sein, da die gesetzlichen Bestimmungen der Zeit verboten, Ledischiffe länger als zwei bis drei Jahre zu brauchen. Über die Zeit wurde das Schiff durch Stürme völlig zerstört und versank zu einem grossen Teil im Seegrund.

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