Mega-Business Twitch
Wer mit dem Streaming Millionen macht – und wer nicht

Auf der Website Twitch unterhalten Streamer tagtäglich Tausende Zuschauer, in Echtzeit. Für viele ist das schon lange kein Hobby mehr: Einige machen Millionen, andere versuchen über die Runden zu kommen.
Publiziert: 21.11.2023 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2023 um 16:15 Uhr
Tim von Felten

Aus dem stillen Kämmerlein ein Millionenpublikum erreichen und damit richtig Kasse machen? Willkommen in der Welt von Twitch. Noch nie davon gehört? Auf der Webseite lassen sich täglich 35 Millionen Zuschauer unterhalten. Und machen die Plattform zu einem Milliardengeschäft. Doch womit überhaupt?

Einer der erfolgreichsten Streamer weltweit ist Ninja. Wie zahlreiche andere nimmt er seinen Computerbildschirm während des Gamens auf. Via Mikrofon kommentiert er seine Spielweise, fast wie ein Kommentator ein Fussballspiel. Fester Bestandteil der Liveübertragungen ist oft die «Facecam», die die Streamer – meist an ihrem Schreibtisch – beim Spielen zeigt. So können die Zuschauer die Reaktionen des Streamers beobachten und er wird nahbarer. Im öffentlichen Chatraum eines Kanals nehmen Follower mit dem Unterhalter Kontakt auf.

Twitch ging 2011 online und war für das Übertragen vom Videospielspielen gedacht. Gaming ist nach wie vor zentral für Twitch. Mittlerweile gibt es aber auch andere Inhalte auf der Plattform: DJs treten live auf – direkt aus dem Studio oder dem Wohnzimmer – und neuerdings finden auch skurrile Sportveranstaltungen auf der Plattform statt. Der deutsche Trymacs veranstaltete «The Great Fight Night» in der Streamer gegeneinander in Boxkämpfen antraten. Er selbst gewann gegen Twitch-Kollege MckyTV.

Gamer Ninja ist einer der erfolgreichsten Streamer überhaupt.
Foto: Getty Images for Amazon's Crown Channel
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Milliarden für die Besitzer

Wirtschaftlich ist die Plattform eine Goldgrube: 2014 kaufte Amazon das Unternehmen für eine Milliarde US-Dollar. Im Jahr 2022 nahm Twitch Schätzungen zufolge 2,8 Milliarden US-Dollar ein. Doch auch die grossen Streamer verdienen gut. Zuschauer können für 4.50 Franken pro Monat ihre Lieblingsstreamer abonnieren. Zusätzlich erhalten grosse Streamer auch Teile der Werbeeinnahmen – gewisse Liveübertragungen werden von Werbevideos unterbrochen. So verdiente Gamer Ninja 2023 alleine von Mitte Oktober bis Mitte November 140'000 US-Dollar – er zeigte seine Einnahmen für diesen Zeitraum unabsichtlich in einem Livestream. Auch im deutschsprachigen Raum machen einige Kasse: Trymacs verdiente laut eigenen Angaben im Jahr 2022 durchschnittlich ungefähr 21'000 Euro im Monat, alleine mit Abonnements.

Ninja hat ein geschätztes Reinvermögen von 40 Millionen US-Dollar. Doch wer zu den kleineren Streamern gehört – nur ein Bruchteil der Kanäle generiert Einnahmen wie die von Ninja oder Trymacs – hat es nicht leicht. Wer im Durchschnitt etwa 20 Zuschauer hat, kommt wahrscheinlich nicht über einen Monatslohn von 400 Franken. Das reicht kaum, denn für viele ist das Streamen ein Vollzeitjob: Wer Erfolg haben will, muss möglichst lange live sein, um viele neue Zuschauer von sich zu überzeugen.

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