Familie von Bruce Willis teilt Diagnose mit
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Er leidet an Demenz:Familie von Bruce Willis teilt Diagnose mit

Nach Diagnose von Bruce Willis
Blick beantwortet die wichtigsten Demenz-Fragen

Bruce Willis hat frontotemporale Demenz. Was bedeutet das für den ehemaligen Actionstar? Und welche Möglichkeiten gibt es, um das Risiko einer Erkrankung zu verringern? Expertin Karine Begey von Alzheimer Schweiz klärt auf.
Publiziert: 18.02.2023 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2023 um 12:59 Uhr
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Was ist eine Demenz?

«Die Demenz» als Krankheit gibt es nicht. «Es ist ein Oberbegriff, der für eine Reihe von Symptomen steht, die bei unterschiedlichen Krankheiten auftreten», erklärt Karine Begey (54), stellvertretende Direktorin von Alzheimer Schweiz. «Diese Krankheiten beeinträchtigen die kognitiven Funktionen.» Demenzerkrankte verlieren etwa ihr Kurzzeitgedächtnis, haben Mühe zu kommunizieren oder verhalten sich anders als zuvor. Die Symptome können durch Alzheimer, Parkinson, Aids, ein Hirntrauma oder die sogenannte frontotemporale Demenz, an der Bruce Willis leidet, hervorgerufen werden.

Was ist der Unterschied zwischen einer frontotemporalen Demenz und Alzheimer?

Beide Krankheiten zersetzen die Nervenzellen im Gehirn, was zu den typischen Demenzsymptomen führt. Bei der frontotemporalen Demenz geschieht dies zuerst im Stirn- und Schläfenbereich. Sie tritt oft bereits ab 50 oder gar früher auf, Alzheimer meist erst nach 70.

Auch die Symptome sind unterschiedlich: «Bei Bruce Willis war etwa die Aphasie, also Schwierigkeiten mit der Sprache, das erste Symptom», sagt Begey. «Bei Alzheimer zeigen sich meistens Gedächtnis- und Orientierungsstörungen.» Die frontotemporale Demenz zeichnet sich zudem durch auffällige Persönlichkeitsveränderungen, fehlende Euphorie und unruhiges, aggressives Verhalten aus. Betroffene sind oft nicht in der Lage, ihre eigene Diagnose zu akzeptieren.

Der ehemalige «Stirb langsam»-Star Bruce Willis ist an Demenz erkrankt.
Foto: imago images/Everett Collection
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Insgesamt macht die frontotemporale Demenz bloss zwei Prozent aller Demenz-Fälle aus. Die Alzheimerkrankheit ist mit 60 Prozent die mit Abstand häufigste Demenzform.

Wie viele Leute sind in der Schweiz von Demenz betroffen?

Aktuell leben rund 150'000 Menschen mit Demenz in der Schweiz, jährlich gibt es 32'200 Neuerkrankungen. 66 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Bloss rund 5 Prozent erkranken vor dem 65. Lebensjahr. «Der grösste Risikofaktor ist das Alter», sagt Begey. Daher würden bis im Jahr 2050 voraussichtlich 315'400 Menschen an Demenz erkranken.

Welche Präventivmassnahmen können helfen?

«Heute kann eine Demenzerkrankung weder geheilt noch aufgehalten werden», sagt Begey. Dennoch gibt es Massnahmen, um das Risiko auf eine Erkrankung zu verringern: viel Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte sowie ein regelmässiges Gedächtnistraining, wie etwa Lesen, Musizieren oder Jassen. «Je höher die kognitiven Reserven und je zahlreicher die Verbindungen zwischen den Nervenzellen, desto besser und länger kann das Gehirn bei einer Erkrankung das Absterben kompensieren», erklärt Begey.

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Wie erkenne ich, dass jemand an Demenz leidet?

Je nach Demenzform unterscheiden sich die ersten Symptome. Anzeichen sind Gedächtnis- und Sprachstörungen, Schwierigkeiten bei der Orientierung und bei Routinearbeiten sowie ungewohntes Verhalten.

Was kann nach einer Diagnose getan werden?

Für Karine Begey ist die Diagnose der erste Schritt: «Es ist heute leider immer noch keine Selbstverständlichkeit.» Man gehe davon aus, dass nur ungefähr 50 Prozent der Erkrankten eine Diagnose haben. Danach sollen sich Betroffene so schnell wie möglich um Unterstützung bemühen und wichtige Sachen regeln.

Was ist mit den Angehörigen?

«Oftmals stellt die Diagnose für die erkrankte Person als auch die Angehörigen eine Erleichterung dar», sagt Begey. «So hat man endlich eine Erklärung für die Veränderungen im Verhalten.»

Die frontotemporale Demenz sei aber aufgrund ihrer Symptome eine besonders anspruchsvolle Form: «Sie ist für die pflegenden Angehörigen sehr herausfordernd», sagt Begey. «Darum ist es wichtig, dass man möglichst früh lernt, damit umzugehen.»

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