So unfreundlich zeigt sich Star-Moderator Günther Jauch
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«Sie sind das Problem!»:So unfreundlich zeigt sich Star-Moderator Jauch

Vom Lieblingsschwiegersohn zum Frauenschreck – der Moderator nervt nur noch
Schickt Günther Jauch in Rente!

Seit bald 25 Jahren moderiert Günther Jauch (66) die Quizsendung «Wer wird Millionär?». Jetzt reichts! Denn der Lieblingsschwiegersohn von früher mutiert immer mehr zum Frauenschreck.
Publiziert: 15.04.2023 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2023 um 09:39 Uhr
Ach, du dickes Ei: Im Oster-Special von «Wer wird Millionär?» lief manches schief.
Foto: RTL / Stefan Gregorowius
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Die Millionenfrage gleich zu Beginn: Wovon häuft der deutsche Moderator Günther Jauch (66) im Lauf seiner bald 25-jährigen Karriere als Quizmaster die meisten Millionen an? A: Euros auf seinem Lohnkonto, B: Gesamtgewinnsumme der Kandidatinnen und Kandidaten, C: Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen, D: Spenden für gute Zwecke.

Wer ist hier Millionär? Günther Jauch ist es als Moderator der Quizsendung schon mehrfach.
Foto: Wer wird Millionär? Das große Oster-Special

Richtige Antwort ist C. Aktuell schauen durchschnittlich noch über drei Millionen Menschen die Quizsendung «Wer wird Millionär?», die RTL seit dem 3. September 1999 ausstrahlt. Die höchste Einschaltquote erzielte die Show vom 28. Mai 2001: 14,22 Millionen wollten das Prominenten-Special mit Thomas Gottschalk (72) und Heidi Klum (49) sehen.

Multipliziert man den Schnitt über all die Jahre mit den bisher 1616 Folgen, resultiert eine zehnstellige Zahl: «Wer wird Millionär?» ist ein Milliarden-Geschäft – die beliebteste Quizsendung im deutschsprachigen Raum und Günther Jauch der beliebteste Moderator; sie ist das Mekka der Klugscheisser-Sekte, er ihr Guru.

Gegen 40’000 Fragen an über 3000 Kandidatinnen und Kandidaten

Im Vergleich zu den kumulierten Publikumszahlen nehmen sich die über 130 Millionen erspielten Euros der Kandidatinnen und Kandidaten (Antwort B) sowie die geschätzten 150 Millionen Euro Lohn des Moderators (Antwort A) geradezu bescheiden aus: Aktuell bekommt Jauch 125’000 Euro pro Sendung, zu Beginn dürfte es weniger Geld gewesen sein.

«Seid umschlungen, Millionen! / Diesen Kuss der ganzen Welt!», heisst es in der «Ode an die Freude» (1785) von Friedrich Schiller. Gebildet, grossbürgerlich und grosszügig ist der ins alte Hanseatengeschlecht Jauch hineingeborene TV-Mann unterwegs: Seit 2000 soll er über 75 Millionen Euro (Antwort D) für wohltätige Zwecke gespendet haben.

Seine Spendierlaune in Ehren, doch Jauch ist in letzter Zeit trotz Dauergrinsen immer launischer unterwegs. Gegen 40’000 Fragen an über 3000 Kandidatinnen und Kandidaten liessen die Freude verblassen, sodass es für ihn neu heissen müsste: «Seid umschlungen, Millionen! / Diesen Biss der ganzen Welt!»

Dorothea Sihler und Günther Jauch sind schon seit 1988 ein Paar, heirateten aber erst 2006.
Foto: Getty Images

Bissig zeigt er sich insbesondere gegenüber Kandidatinnen – Jauch scheint ein Problem mit Frauen zu haben. Dabei ist er privat von Frauen umgeben: Seit 1988 ist er mit Dorothea Sihler (64) zusammen, 2006 heirateten die beiden; zusammen haben sie die leiblichen Töchter Svenja (33) und Kristin (30) sowie die aus Russland adoptierten Katja (26) und Mascha (23).

Frauen umschwärmen ihn auch in der Öffentlichkeit: Bei Umfragen schwang Jauch trotz früher fragwürdigen Kleidern über Jahrzehnte als Lieblingsschwiegersohn obenauf – was ist schon gegen einen Mann einzuwenden, der mehr Fragen stellt als besserwisserische Antworten auf Lager hat? Ein Traum für jede leidgeprüfte Frau.

Allerdings stösst diese weibliche Wertschätzung in der Sendung «Wer wird Millionär?» nicht immer auf Gegenliebe des Moderators. Zwar kann Jauch dort äusserst charmant sein, doch wenn ihm eine Kandidatin nicht passt, lässt er sie auflaufen. Jüngstes Opfer ist die Kandidatin Isabel Neumerkel (33) aus Halle in der Sendung vom 3. April.

Kandidatin mit Frisur «Modell explodierter Wellensittich»

Neumerkel hat in der vorhergehenden Sendung 4000 Euro erspielt und knackt nun mit einem Telefonjoker relativ fix 8000 Euro. «Jetzt haben Sie sich aber warmgeantwortet», sagt Jauch dennoch unwirsch, «jetzt kommt DIREKT die Antwort auf diese Frage für 16’000.» Spätestens jetzt ist klar: Jauch hat sie zum Abschuss freigegeben.

Jauch verbündet sich dafür gern mit dem Saalpublikum. «Im Ergebnis weiss sie es überhaupt nicht», sagt er höhnisch in die Ränge, als Neumerkel vor der 32’000-Euro-Frage steht: «Wer veröffentlichte kürzlich als Essenz aus über drei Jahrzehnten seines Schaffens ‹The Liechtenstein Tapes›? A: Gerhard Richter, B: Julian Assange, C: Die Fantastischen Vier, D: Dan Brown.»

Die Kandidatin überlegt und sagt: «Das Problem ist ja …» «Das Problem sind Sie», grätscht Jauch dazwischen. Neumerkel lässt sich nicht beirren und tippt richtig auf C. Darauf hebt er sein Wasserglas: «Auf die nächste Frage müssen Sie die richtige Antwort geben, ehe ich es ausgetrunken habe.» Lächelnd sagt sie: «Sie wollen mich loswerden.» Seine Antwort: «Ja!»

In der Sendung vom 3. April 2023 wollte Jauch die Kandidatin Isabel Neumerkel (l.) loswerden.
Foto: RTL / Stefan Gregorowius

«Lieber schnell abserviert als lange vorgeführt», sagen da frühere Opfer: 2019 fragte Jauch eine Kandidatin nach fiesen Muttertags-Geschenken, die sie erhalten habe. Die Antwort: Riesen-BH und Anti-Falten-Creme. «Zweiteres kann ich nachvollziehen», so Jauch und bemerkte zum Stempel auf ihrer Hand: «Sind Sie sicher, dass es keine Altersflecken sind?»

Einer weiteren Kandidatin sagte er in der gleichen Sendung, dass ihre Frisur ein «Modell explodierter Wellensittich» sei, für die man in den 1960er-Jahren viel Geld beim Coiffeur bezahlt habe. Die beiden Frauen konnten sich immerhin damit trösten, dass sie in der Spielshow 64’000 Euro gewonnen hatten.

Neumerkel ging Anfang April mit 32’000 Euro raus. Am 15. Juni 2015 liess Jauch erstmals eine Kandidatin bei der 50-Euro-Frage scheitern, und am 16. März 2009 schickte er als Premiere eine Frau mit 500 Euro und vier ungespielten Jokern nach Hause. Es scheint kein Zufall zu sein, dass unter den 16 Personen, die bisher eine Million gewannen, nur vier Frauen sind.

Jauch verspielt allmählich die Gunst des Publikums

Frauen spielen anders, sind zögerlicher und zocken weniger – das zeigen Untersuchungen von Quizsendungen. Doch anstatt feinfühlig auf solche Erkenntnisse einzugehen, verunsichert Jauch seine Kandidatinnen und drängt sie zu Fehlentscheiden oder gleich raus. Nicht jede ist so gelassen wie Isabel Neumerkel.

Die Kommentare auf Blick.ch zum Fall Neumerkel sind klar: «Jauch zögert die Antworten auch immer hinaus, am liebsten bis zur Werbung. Jetzt weiss er, wie nervig das ist», heisst es da. Oder hier: «Jauch wird mit zunehmendem Alter mühsamer.» Und weiter: «Ich glaube, dem Jauch wirds langsam zu langweilig. Ich sehe mir die Sendung nicht mehr an.»

Jauch scheint die Gunst des Publikums allmählich zu verspielen. So auch in der Oster-Spezial-Ausgabe von «Wer wird Millionär?» vor einer Woche, als er freimütig bekennt, schon 50 Mal mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Radarfalle gefahren zu sein. Nach einem Raunen im Saal reduziert er seine geblitzten Übertretungen auf 35.

Günther Jauch ist Besitzer eines Weinguts bei Trier (D), das schon seit 1805 in Familienbesitz ist.
Foto: imago/Mauersberger

Das letzte Mal sei «eine Sauerei» gewesen: Da habe er nachts ein Ortseingangsschild übersehen und habe sich «natürlich» an das zuvor ausgeschilderte Tempolimit von 70 gehalten. «Dahinter dann die Säule, wo sie die ganzen armen Teufel abgreifen.» Unter anderem den Multimillionär Jauch – der Mitleidssturm der Gäste im Studio bleibt aus.

«Als Gastgeber (…) hat er einige seiner Zuschauer derart zur Weissglut getrieben, dass sie ihm das, um die Chance ihres Lebens geraubt, nicht mehr verzeihen werden», schrieb das Magazin «Rolling Stone» 2021 in einem Porträt über den deutschen Entertainer und monierte, dass das Frage-Antwort-Spiel den Zenit längst überschritten habe.

Da stellt sich zum Schluss nicht die Millionen-, sondern die moralische Frage: Ist Günther Jauch für RTL noch tragbar? Doch ein TV-Sender, der sich den Macho Dieter Bohlen (69) hält, bei dem findet auch der Zyniker Günther Jauch Platz. Deshalb muss das Publikum reagieren und Jauch auf sein Weingut treiben: Feiner Riesling statt reiner Fiesling!

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