Windkraft statt Schweröl
Kakao für grüne Schweizer Schokolade reist im Segelschiff

Containerschiffe verpesten die Luft und die Meere. Warentransporte per Segelschiff sollen die verschifften Produkte umweltfreundlicher machen.
Publiziert: 03.10.2023 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2023 um 10:05 Uhr
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Vanessa SadeckyRedaktorin Green Circle

Weisse Segeltücher, die an mächtigen Holzmasten wehen: Die Tres Hombres versprüht Seefahrerromantik aus vergangenen Jahrhunderten. Dabei ist das restaurierte Segelschiff mit Baujahr 1943 kein Ausstellungsstück. Der Segler gehört zur Reederei Fairtransport, die Kleinunternehmen eine umweltfreundliche Alternative zum Warentransport mit Schweröl-Containerschiffen bietet.

«Kakao mit Windkraft über den Atlantik bringen – das hat uns begeistert», sagt Laura Schälchli (41), Co-Gründerin der Schweizer Schokoladenmanufaktur Laflor. Seit drei Jahren segelt der kolumbianische Kakao der Firma ein Mal pro Jahr in die Niederlande und fährt von dort mit dem LKW oder Rheinschiff in die Schweiz.

Schweröl-Containerschiffe sind Klimasünder

Laflor möchte seine Produkte so klimaneutral wie möglich transportieren und produzieren. Für die in viel Handarbeit hergestellte Schokolade sollen keine oder möglichst wenige klimaschädlichen Stoffen ausgestossen werden. Normale Containerschiffe gelten als Klimasünder. Drei Prozent aller CO2-Emissionen gehen auf das Konto des Schiffverkehrs.

Wieso wird nicht der ganze Kakao von Laflor mit dem Segelschiff transportiert? «Unser Kakao stammt von Bauernfamilien aus verschiedenen Ländern wie Ecuador und Brasilien. Leider stoppen die Fairtransport-Segelschiffe bisher nicht in diesen Ländern», erklärt Schälchli. Das könne sich aber bald ändern, da die Flotte und Routen von Fairtransport erweitert werden.

Das Segelschiff Tres Hombres gehört zur Reederei Fairtransport, die Kleinunternehmen eine umweltfreundliche Alternative zum Warentransport mit Schweröl-Containerschiffen bietet.
Foto: La Flor
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Überfahrt dauert länger

Massentauglich ist der Segeltransport heute noch nicht. Bisher werden 90 Prozent der weltweit gehandelten Güter auf dem Seeweg transportiert. Dafür sind Containerschiffe mit über 200'000 Tonnen Ladekapazität im Einsatz. Die Tres Hombres schafft 35 Tonnen.

Beim Segeltransport gibt es weitere Nachteile: Ein ölbetriebener Frachter braucht für die Route zwei Wochen. Ein Segelschiff braucht zwei Monate – vier Mal so lang. Kommt hinzu: Die Kosten für die Überfahrt sind auch um ein Mehrfaches höher und die Abfahrt des Segelschiffes lässt sich wegen der Unberechenbarkeit des Windes nicht auf den Tag genau vorausplanen.

Hybrid-Frachter und moderne Segelschiffe

Für die kommerzielle Schifffahrt ist Windkraft ein zentraler Zukunftsansatz. Die französische Reederei Towt baut ein modernes und schnelles Segelschiff mit 1000 Tonnen Ladekapazität. Für ölbetriebenen Containerschiffe werden nachrüstbare Windkraftsysteme getestet: Ein 1000 Quadratmeter grosser Kite namens Seawing lässt sich vor dem Bug eines Containerschiffes spannen.

Ein anderes nachrüstbares System für Schweröl-Frachtschiffe heisst Wind Wings: zwei 37 Meter hohe Metallprofile, die bei Sturm abklappbar sind. Die Macher der Windantriebe versprechen, den Schadstoffausstoss mit den beiden Systemen um je 10 bis 40 Prozent zu senken.

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