AC/DC-Schlagzeuger Phil Rudd über seinen tiefen Fall
«Ich war ein Knallkopf»

Er sorgte für den grössten Rock-Skandal der letzten Jahre: Kurz vor dem grossen Comeback von AC/DC 2014 wurde Schlagzeuger Phil Rudd (62) verhaftet. Der Rock-Millionär soll versucht haben, einen Auftragskiller für zwei Morde anzuheuern. Ausserdem fand die Polizei in seiner Villa Drogen. Dazu kamen wilde Sex-Geschichten mit Prostituierten. Rudd hatte Glück, er bekam bloss acht Monate Hausarrest aufgebrummt. Den Job bei AC/DC war er aber los.
Publiziert: 01.04.2017 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:15 Uhr
Heute clean wie ein «Glas Quellwasser»: Phil Rudd.
Foto: Dukas
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Dominik Hug

BLICK: Drogen, Prostituierte und Mordanklagen: Vor zwei Jahren waren Sie am Ende.
Phil Rudd:
Oh ja. Ich flog voll auf die Fresse. Und die ganze Welt schaute zu! Härter konnte man nicht aufschlagen. Ich war ein Knallkopf.

Warum sind Sie so tief gefallen?
Ich hatte mein Leben nicht mehr im Griff. Zu viel Geld, zu viel Freizeit! Ich driftete immer mehr ab, hatte komplett den Realitätssinn verloren. Ich war schon immer ein Gefühlsmensch, kein Kopfmensch. Bis ich mir schliesslich selbst ins Knie geschossen habe. Im Nachhinein erachte ich es als Glücksfall: Ich brauchte dringend Hilfe. Sonst hätte ich wohl nicht überlebt. Ich bin sehr dankbar, dass man mir eine zweite Chance gegeben hat.

Gehen Sie noch zum Psychiater?
Ja. Der Kerl ist inzwischen einer meiner engsten Freunde geworden. Ein anderer Kumpel von mir ist ebenfalls Seelendoktor, ein sehr bekannter übrigens. Ich bin also ziemlich gut aufgehoben (lacht). Den Psychiater hätte ich schon länger gebraucht. Himmel, ich habe sechs Kinder! Jeder, der so viele Kids hat, weiss, dass man ab und zu Hilfe benötigt.

Wie geht es Ihnen heute?
Super, wirklich! Ich bin ein anderer Mensch, so sauber wie ein Glas Quellwasser, cleaner geht nicht, Ehrenwort! Ich will nicht mehr in den Knast. Nach dem Prozess hatte ich ja auch noch einen Herzinfarkt.

Sie rauchen aber weiterhin.
Ja, gleich nach der OP bin ich aus dem Spital ausgebüxt, weil ich Zigaretten kaufen wollte. Mann, da waren die Ärzte aber richtig sauer!

Sauer waren auch AC/DC, die Sie ziemlich unsanft aus der Band geschmissen haben. Würden Sie wieder einsteigen?
Klar. Wenn Angus Young mich anruft, stehe ich bei Fuss. Leider habe ich schon länger nicht mehr mit ihm gesprochen. Mit Brian Johnson und Cliff Williams telefoniere ich regelmässig, wir sind noch immer eng befreundet. Wir haben ja auch viel erlebt zusammen. Mal schauen, wie es weitergeht.

Ausser Angus Young spielt heute keiner der Original-Mitglieder mehr bei AC/DC. Wünschen Sie sich manchmal die alten Zeiten zurück?
Natürlich. Aber das geht leider nicht. Bon Scott ist tot, Malcolm ist krank, Cliff mag nicht mehr, Brian hats mit den Ohren. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Aber es war schon verdammt schön damals! Auf meiner kommenden Solo-Tournee spiele ich ein paar alte Songs. Die Erinnerung stirbt nicht.

Egal, dass Sie auf Ihrer Solo-Tour kleinere Brötchen backen müssen als bei AC/DC?
Klar, jetzt ist alles wieder kleiner, auch ein bisschen gemächlicher. Aber für mich bleibt am Ende alles das Gleiche: Ich steige auf die Bühne, haue volle Pulle auf die Drums und hoffe, dass die Felle nicht reissen.

Sie haben Millionen verdient, müssten eigentlich nie mehr auftreten. Was treibt Sie an?
Hey, ich bin ein Landei. Ich habe einst eine Hirsch-Farm aufgebaut, fuhr Autorennen und machte die Fluglizenz. Ich fliege noch heute gerne im Helikopter in der Gegend rum. Aber nichts erfüllt mich mehr als die Musik. Für mich gibt es nichts Schöneres, als in einer schnörkellosen Rock ’n’ Roll-Band Schlagzeug zu spielen. So lange ich die Stöcke noch hochkriege, schlage ich zu. Es macht mich glücklich, dass die Leute mich noch sehen wollen.

Konzert: Phil Rudd Band, 2. Mai, Kaufleuten Zürich.
Album: Phil Rudd Band «Head Job»

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