Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
Lkw-Bremssystem verhinderte Schlimmeres

Mit einem Lastwagen raste der mutmassliche Terrorist Anis Amri (†24) in einen Weihnachtsmarkt in Berlin und tötete zwölf Menschen. Nun kommt aus: Nicht er selbst, sondern ein automatisches System bremste den Lkw.
Publiziert: 28.12.2016 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:10 Uhr
Anis Amri (†24) wollte im Juli mit dem Flixbus nach Zürich reisen.

Bei dem Lkw-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt wurden 12 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Offenbar ist es einer technischen Vorrichtung zu verdanken, dass nicht noch mehr Menschen ums Leben gekommen sind. Wie die «Süddeutsche Zeitung», NDR und WDR unter Berufung auf Ermittler berichten, kam der Sattelschlepper nach 70 bis 80 Metern zum Stehen, weil die Zugmaschine mit einem automatischen Bremssystem ausgerüstet war.

Das System wird nach einem Aufprall aktiv und betätigt von selbst die Bremsen. «Diese Technik hat Leben gerettet», soll es in Berliner Regierungskreisen heissen. Bei einem ähnlichen Anschlag in Nizza im vergangenen Juli sind mindestens 86 Menschen getötet worden.

Zunächst gab es Spekulationen, dass der polnische Lkw-Fahrer Lukasz U. (†37) mit Amri gekämpft hat und die Todes-Fahrt womöglich so gestoppt wurde. Die Obduktion des Polen zeigte jedoch: Lukasz U. hat bereits am Nachmittag einen Kopfschuss erhalten. Es ist zwar möglich, dass er während des Anschlags noch am Leben war, doch es ist ausgeschlossen, dass er noch in der Lage war, dem Täter ins Lenkrad zu greifen.

Viele Ausländer unter den Opfern

Unter den Opfern des Anschlags auf einen Berliner Weihnachtsmarkt befinden sich zahlreiche Ausländer. Die Toten und Verletzten der Lastwagen-Attacke nahe der Gedächtniskirche stammen aus gut einem Dutzend Länder, wie die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch aus Sicherheitskreisen erfuhr.

Unter den Toten sind nach bisherigen Ermittlungen neben Deutschen eine Italienerin, eine Israelin, ein Pole, ein Ukrainer und ein Opfer aus Tschechien, hiess es.

Die Ausländer unter den Verletzten stammen aus den USA, Israel, Spanien, Italien, Grossbritannien, Ungarn, Finnland, Frankreich und aus dem Libanon. Angaben, wie viele Verletzte aus welchem Land kommen, gab es zunächst nicht.

Möglicher Kontaktmann von Amri festgenommen

Die deutschen Ermittler haben offenbar Anhaltspunkte, dass der mutmassliche Attentäter von Berlin ein Netzwerk gehabt hatte. Die Bundesanwaltschaft liess deshalb einen möglichen Kontaktmann des tatverdächtigen Tunesiers Anis Amri festnehmen.

«Die weiteren Ermittlungen deuten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte», erklärte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe. Die Telefonnummer des 40-jährigen Tunesiers fand sich auf dem sichergestellten Handy des mutmasslichen Attentäters. Bis zum Donnerstag werde nun geprüft, ob Haftbefehl gegen den Mann beantragt werde.

Einem Sprecher der Bundesanwaltschaft zufolge wurde der Mann in Berlin festgenommen. Auch dessen Wohn- und Geschäftsräume wurden durchsucht.

Parallel prüfen die Ermittler, ob Anis Amri bei seiner Flucht auch durch die Niederlande reiste. Im Rucksack des am Freitag in Italien erschossenen Tunesiers wurde eine niederländische SIM-Karte gefunden, wie die Nachrichtenagentur dpa von Ermittlern in Mailand erfuhr. (rey/sda)

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