Editorial über die Abwesenden in der AVH-Debatte
Wo waren Pfister, Burkart und Chiesa?

Im Abstimmungskampf um die Altersvorsorge machten die Präsidenten von Mitte, FDP und SVP dasselbe wie Cédric Wermuth – sie tauchten ab.
Publiziert: 03.03.2024 um 00:25 Uhr
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick


Cédric Wermuth kriegt gerade aufs Dach: Er hatte sich für zwei Monate ins Sabbatical verabschiedet und war mitsamt Familie nach Vietnam sowie auf die Philippinen geflogen.

Der SP-Co-Präsident ist mit dem Talent gesegnet, seine Gegner mit beeindruckender Konstanz hässig zu machen – sogar dann, wenn er gar nicht da ist. Kritiker werfen dem Aargauer Nationalrat wegen seiner Auszeit einen Verstoss gegen das Parlamentsgesetz vor, manche Ratskollegen verlangen von ihm eine Lohnrückzahlung.

Damit führt der Gescholtene aber bloss einen Trend in Bundesbern an – Abseitsstehen ist beim politischen Spitzenpersonal en vogue. Dies offenbart auch die wichtigste sozialstaatliche Debatte der letzten Jahre, die mit dem heutigen Urnengang endet. Um die AHV tobte ein monatelanger Abstimmungskampf, der von den Gewerkschaften mit ihrer Initiative für eine 13. AHV-Rente geprägt wurde, von den Jungfreisinnigen mit der geforderten Rentenalterserhöhung auf 66 Jahre.

Reza Rafi, Chefredaktor SonntagsBlick.
Foto: Philippe Rossier

Das Volk allerdings trug die Debatte mehr oder weniger alleine aus. Denn die Präsidenten der Bundesratsparteien machten es ganz wie Wermuth: Sie blieben der Bühne fern. Obwohl das Thema Altersvorsorge ihre Wählerinnen und Wähler existenziell umtreibt.

Gerhard Pfister gilt sonst nicht als besonders wortkarg. Zu den AHV-Vorlagen jedoch hüllte sich der Mitte-Präsident vornehmlich in Schweigen. Bei der SRF-«Arena» liess er eine junge Kantonsrätin das Nein der Mitte zur 13. AHV-Rente vertreten. Der Parteichef zieht es vor, im Magazin «Republik» über das Wesen politischer Institutionen zu kontemplieren («Die historische Reminiszenz und Referenz über 30 Jahre verdeutlicht, dass Peter Sloterdijk visionär war.»).

Ebenso unsichtbar machten sich FDP-Präsident Thierry Burkart, der wohl mehr mit der Suche nach einem neuen Generalsekretär beschäftigt war, und sein SVP-Kollege Marco Chiesa. Der Tessiner sieht sich beim Rententhema mit einer gespaltenen Parteibasis konfrontiert.

Der Einsatz dieser drei Parteiführer war im Abstimmungskampf derart mager – sie hätten gerade so gut mit Cédric Wermuth durch Asien trampen können.

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