Konkurrenz für Friedensgipfel
China plant einen «Anti-Bürgenstock»

Die Schweiz buhlt um Teilnehmer für ihre Ukraine-Konferenz. Doch mehren sich die Berichte, dass China zusammen mit Brasilien einen Gegenanlass plant – mit den Russen am Tisch.
Publiziert: 09.06.2024 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2024 um 14:04 Uhr
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock ist ein diplomatischer Parforceritt der Eidgenossenschaft – wobei international Wolodimir Selenski (46) als Gastgeber wahrgenommen wird. Dass der ukrainische Staatschef die Schweiz als Standort auserkoren hat, darf aber als Erfolg von Bundespräsidentin Viola Amherd (62) und Ignazio Cassis (63) verbucht werden.

Auf der Zielgeraden wird eifrig um die letzten Teilnehmer gebuhlt, an der innenpolitischen Front werden die Früchte der beflissenen PR-Arbeit sichtbar. So überbot sich die Samstagspresse mit Superlativen – in den Tamedia-Blättern wurde wortreich über ein Kommen von Indiens Premier Narendra Modi (73) am «grössten Treffen von Staats- und Regierungschefs» spekuliert; die CH-Media-Zeitungen berichteten prominent über die Hintergründe «eines der grössten aussen- und sicherheitspolitischen Abenteuer» in der Schweizer Geschichte.

Vielsagende Erklärung am 23. Mai

So weit, so glorios. Doch bleibt ein Schatten über dem Bürgenstock – das Fernbleiben von China und etlichen Ländern des sogenannten Globalen Südens, also die eher Russland-freundlichen, ehemals blockfreien Staaten. Die sind entscheidend, wenn es um Vertrauensaufbau gegenüber Aggressor Putin geht. In diesen Gefilden versuchen die Schweizer und ukrainischen Diplomaten deshalb mit aller Kraft, noch weitere Gäste zu gewinnen. Zeitgleich verdichten sich allerdings Berichte, dass China nicht etwa auf Bern zugeht, im Gegenteil: Peking versucht offenbar, zusammen mit Verbündeten einen eigenen Anlass auf die Beine zu stellen. Schon am 23. Mai erklärte China in einem gemeinsamen Statement mit Brasilien die Absicht, eine Ukraine-Konferenz «zu einem angemessenen Zeitpunkt» abzuhalten, bei der im Gegensatz zum Bürgenstock auch Russland dabei sein soll.

Anlass «zu einem angemessenen Zeitpunkt»: Präsident Xi Jinping.
Foto: keystone-sda.ch
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Im Schweizer Diplomatenkorps sind die Pläne von Staatschef Xi Jinping (70) das heisse Thema. Bereits werden Strategien ausgearbeitet, um einen allfälligen Konkurrenzgipfel als Weiterführung des von der Schweiz vorbereiteten «Path to Peace» darzustellen.

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