Abkühlung ohne See und Fluss
Wo Brunnenbaden erlaubt ist – und wo nicht

Wer die überfüllten Badis und Seeufer meiden will, kann sich auch am Brunnen abkühlen. Schweiz Tourismus wirbt nun unter anderem mit Skistar und Influencer Andri Ragettli fürs Brunnenbaden in Winterthur! Doch nicht überall darf man sich so abkühlen. Der Städtecheck.
Publiziert: 17.07.2023 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2023 um 19:05 Uhr
Kathrin Brunner Artho

Mit Ski und im Skidress steht der Schweizer Freestyle-Skier Andri Ragettli (24) auf einem schneebedeckten Berg, dann macht er einen Schritt und steht am Ufer des Zürichsees. Mit einem Salto springt er hinein und taucht Sekunden später, in Badehosen, im Judd-Brunnen in Winterthur ZH auf.

Das ist kein verwirrender Fiebertraum, sondern das neue Promo-Video der Sommerkampagne von Schweiz Tourismus. Mit der Kampagne will die Tourismus-Agentur «Sommerfeeling in die Schweizer Städte bringen» und setzt auf etwas, das in Winterthur zur Tradition gehört – das Brunnenbaden.

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Wo ist Brunnenbaden erlaubt? Blick hat in verschiedenen Städten der Schweiz nachgefragt.

In Winterthur geniesst das Brunnenbaden jahrelange Tradition.
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Aarau

Um die 80 Brunnen hat die Stadt Aarau AG. Ein Brunnenparadies sozusagen und erst recht, weil das Baden in ihnen gestattet ist. Die Brunnen sind auch nicht so gross, es kann nicht wirklich ihn ihnen gebadet werden. Jens Hübner (52), Leiter Tiefbauamt Aarau, empfiehlt die Stadtbachrinnen in der Rathaus- und Metzgergasse in der Altstadt. «Wer in der Altstadt unterwegs ist und sich nach einer kurzen Abkühlung für unterwegs sehnt, kann die Füsse in den Stadtbach halten», so Hübner. Zwischen der Rathaus- und der Metzgergasse befinden sich Wasserspiele, mit denen sich Kinder und Haustiere vergnügen können.

Bern

Keine Lust auf Aarebötle und Marzili? Dann ab zum Bundesplatz. Vor dem Bundeshaus, inmitten der Schweizer Hauptstadt, sorgen die Wasserfontänen für kühle Spritzer. Wie bei einem Rasensprenger kann durch die Fontänen gerannt oder gehüpft werden, um der Hitze zu entkommen. Vorteil an diesem Brunnen: null Ertrinkungsgefahr!

Basel

In der Stadt am Rhein ist das Brunnenbaden erlaubt, wird aber nicht aktiv gefördert. Alex Dänzer (47), Leiter Betrieb und Unterhalt der öffentlichen Brunnen in Basel, erklärt wieso: «Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Lärmbeschwerden, da sich die Brunnenbader nicht an die Nachtruhe hielten.» Verboten ist aber das Baden von Hunden, da Fellhaare die Filter und Abflüsse verstopfen können. In Brunnen wie dem Fasnachtsbrunnen ist das Baden nicht erlaubt, da sich im Becken bewegliche Teile befinden, die verletzen oder selbst beschädigt werden können. Empfohlen wird der Zschokke-Brunnen in der Nähe der Wettsteinbrücke.

Luzern

Luzern kennt kein Pardon: Hier darf nicht in den Brunnen gebadet werden. Das Strasseninspektorat schreibt: «Die Brunnen in der Stadt Luzern sind als historische Kulturgüter geschützt und die ziervollen Brunnenstöcke mit den Figuren könnten beim Besteigen beschädigt werden.» Das Amt weist darauf hin, dass die Brunnenbecken nicht für eine zusätzliche Belastung durch Badende bemessen wurden. Zum Baden empfiehlt die Stadt einen Sprung in den Vierwaldstättersee.

St. Gallen

Fröhliches Brunnenbaden ist in der Stadt St. Gallen erlaubt. Die Stadt weist aber darauf hin, dass manche Brunnen tiefer als 16 Zentimeter sind und somit die Gefahr besteht, zu ertrinken. Spass für Gross und Klein bietet der Brunnen am Roten Platz im Bleichi-Quartier.

Winterthur

In Winterthur, wo es kein grösseres Gewässer in der Nähe des Zentrums hat, ist das Abtauchen im Brunnen zu einem Ritual geworden. In der Winterthurer Steinberggasse setzen sich die Leute an den heissen Tagen in die Brunnen und lassen die Seele baumeln. Da die Brunnen sehr prominent und mitten in der Gasse stehen, muss einfach ein diskretes Eck zum Umziehen gesucht werden. Wer lieber für sich sein will, kann sich im Quartier Veltheim in den Dorfbrunnen setzen.

Zürich

In einem Protokoll des Zürcher Stadtrats ist zu lesen, dass das Baden in den Brunnen nicht generell verboten ist: «Spontanes Einsteigen und Planschen einzelner Personen in diesen Anlagen auf eigene Verantwortung kann in der Regel toleriert werden.» Die Stadt gibt auch an, dass die Brunnen nicht fürs Baden, sondern für die Trinkwasserversorgung gebaut wurden. Gewisse Brunnen haben, wie in Luzern, verzierte Stuckarbeit, die beim Besteigen beschädigt werden kann. Die Brunnen sollten daher mit Respekt behandelt werden.

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