Gleichberechtigung Auch Männer sollen ihre Haut und ihren Körper pflegen.

Beauty-Trend
Immer mehr Männer lassen sich «brasilianisch» enthaaren

Einmal Maniküre, Brazilian Waxing und Fettabsaugung, bitte: Was Männer heutzutage für sich und ihren Körper tun.
Publiziert: 17.05.2017 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2019 um 15:33 Uhr
Von Alexandra Fitz

Pflegeprodukte für Männer


Alle grossen Hersteller haben heute Pflegelinien für Männer im Sortiment. Ständig kommen Innovationen in den Handel, bestehende Linien werden günstiger. Deshalb herrscht laut Bernard Cloëtta, Direktor des Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverbands, konstant Bewegung im Markt, auch beim Preis. Auch Wirtschaftskrisen sorgen für Schwankungen bei der Nachfrage und damit bei den Umsätzen. ­Allerdings ist der Mann punkto Kosmetik viel treuer als Frauen. Sei er mit einem Produkt zufrieden, wechsle er nicht, weiss Münster. Der Hersteller Vichy hat in einer Studie heraus­gefunden, dass nur ein Viertel der Männer in Westeuropa ablehnen, in ihr Erscheinungsbild zu investieren, drei Viertel kümmern sich um ihr Aussehen. Jeder vierte Mann stellte sich gar als «ultrapflegebewusst» ­heraus. Dekorative Kosmetik, also Schminke, spielt im Männermarkt bisher eine Nischenrolle – obwohl es bereits Produkte wie «Manscara», «Guyliner» oder einen Concealer, also Falten­abdecker und Grundierer für Make-up, für den Mann gibt.

Spa & Kosmetik für männliche Gäste


Im Panorama Resort Feusisberg SZ werden Wellnessleistungen wie Massagen, Fitness und Sauna von Männern und Frauen etwa zu gleichen Teilen besucht. Auch im Spa des exklusiven Zürcher Hotels Dolder ist das Verhältnis betreffend Eintritte 50:50. «Es kommen immer mehr Männer in die Kosmetik», sagt Patrik Rüegg, Leiter Marketing beim Panorama ­Resort. Vor allem bei jungen Männern sei die Zunahme spürbar. «Schätzungsweise können wir sagen, dass vor zehn Jahren, als wir unseren Spa eröffneten, der Anteil der Männer in der Kosmetik zirka 10 Prozent betrug. Heute beträgt er 25 Prozent», sagt Rüegg. Männer, so die Erfahrung im Panorama Resort, stehen auf Luxus. Laut Rüegg wollen sie luxuriöse Behandlungen und fragen oft nach den bes­ten Wirkstoffen. Rüegg beobachtet auch, dass Männer offener mit dem Thema Kosmetik umgehen als in der Vergangenheit; im Resort arbeitet seit vergangenem Jahr auch ein männlicher Kosmetiker. Vanessa Flack, ­Mediensprecherin vom Dolder ­Resort, weiss: «Der Mann macht heute alles.» Mit dem Angebot «Gentlemen only» im Dolder und «Treatments für Männer» im Panorama ­Resort Feusisberg gibt es spezifische Behandlungen nur für den Mann. Dass Männer immer häufiger Kosmetikbehandlungen ­buchen, kann auch Susan Meier vom Schweizer Fachverband für Kosmetik bestätigen: «Männer nehmen die gleichen Behandlungen wie die Frauen in ­Anspruch: Haarentfernung, Gesichts­behandlung, Maniküre und Pediküre.»

Neuer Beauty-Trend: Waxing


In Zürich verzeichnet die Kette «Wax in the City» den grössten Männer­anteil all ihrer Studios: Hier sind 20 Prozent all ihrer Kunden männlich. «Bei unseren 16 Haarentfernungs-Studios in Deutschland, ­Österreich und der Schweiz lag der Durchschnitt des Männeranteils im Jahr 2011 bei 15 Prozent», sagt ­Marketingleiterin Natalia Dorozala. ­Gabriela Mante, Chefin beim Konkurrenzstudio «Wax Inn», beziffert den Anteil an Herrenbehandlungen in ­Zürich auf 18, in Bern auf 12 Prozent. In beiden Unternehmen steigt der Männeranteil ständig. Auffällig, so Dorozala: «Brazilian Waxings – komplette oder teilweise Haarentfernung im Intimbereich – werden bei männlichen Kunden immer beliebter.» Die Hitparade unter Dorozalas Kunden:

Maniküre, Brazilian Waxing und Fettabsaugung: Was Männer heutzutage für sich und ihren Körper tun.
Foto: Brooke Fasani/Corbis

1. Rücken, Schultergürtel und Nacken ca. 20–25%
2. Brazilian Waxings ca. 15–20%
3. Brust und Bauch ca. 10–15%
4. Achseln ca. 10%
5. Po 5–10%
6. Beine 5–10%
7. Sonstige Waxings 10%

Schmuck für den Mann


«Das Einkaufsverhalten vom ‹heutigen Mann› hat sich definitiv ver­ändert», sagt Erika Stadlwieser, ­Managing Director beim Schmuck­label Thomas Sabo. Männer legen mehr Wert auf «coole Accessoires». Dazu gehören neben Gürtel und Schal auch Schmuck und Uhren. Die männliche Sabo-Kundschaft greift gern zur «Rebel»-Kollektion – ­rockiger Schmuck mit Totenkopf­teilen. Die Männer-Linie wächst stetig: 2007 lag ihr Anteil bei 5 Prozent, heute bei über 20 Prozent. Vermehrt schenken Frauen ihren Partnern Schmuck.

Schönheits-OP sind gefragt


Immer mehr Männer legen sich unters Messer, weiss Dr. Catherine Perrin. Sie leitet die Schweizerische Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (SGPRAC). Häufigste Eingriffe laut Perrin: Fettabsaugung und Haartransplantation. Genaue Zahlen zum Männer­anteil gebe es nicht. Eine Spitalärztin erzählt, dass Männer heute im Gesicht viel mehr machen lassen; nicht nur Botox, sondern auch oft Hyaluronsäure zur Faltenunterspritzung oder Hautauffrischung.

Make-up für Männer: Concealer und Foundation als Beauty-Trend

Make-up zu tragen, galt lange als unmännlich. Heute greifen aber immer mehr Männer zu Concealer oder Augenbrauengel. Grosse Marken haben mittlerweile eigene Kosmetiklinien für Männer.

Make-up zu tragen, galt lange als unmännlich. Heute greifen aber immer mehr Männer zu Concealer oder Augenbrauengel. Grosse Marken haben mittlerweile eigene Kosmetiklinien für Männer.

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