Restaurant Oberer Mönchhof
Zum Dessert süsse Träumereien

Unser Gastrokritiker freute sich diese Woche in Kilchberg nicht nur über das Essen sondern auch über die Aussichten.
Publiziert: 13.03.2009 um 14:52 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2020 um 14:31 Uhr
Von Feinschmecker Beat Wüthrich

Vorweg ein Tipp an Damen: Sollten Sie im Oberen Mönchhof in Kilchberg ZH essen gehen, dann nehmen Sie doch auch ihre besten Freundinnen mit und warten nach dem Lunch oder Dinner noch ein wenig. Der grossgewachsene Küchenchef Torsten Heinze dreht dann nämlich seine Runde. 28-jährig ist er, spielt Fussball und Tennis, fährt Velo – und spricht, da er aus der Gegend von Hannover kommt, ein gepflegtes Hochdeutsch. Und das Wichtigste: Der Mann ist noch zu haben.

Doch ich bin ja nicht wegen des Küchenchefs ins schöne Riegelhaus gekommen. Das heisst, eigentlich schon, aber seiner Kochkünste wegen.

Die grosszügigen Räume in dem über 500-jährigen Haus sind hell, und von jedem Tisch aus sieht man (ich habs ausprobiert) auf den Zürichsee und weit darüber hinweg.

Adrian Thoma, 39, mit dem ganzen Gastronomie-Abc im Berufsrucksack, heisst der gewiefte Geschäftsführer (er ist in festen Händen). Er ist freundlich, aufmerksam und kompetent. Der Mann bringt zuerst eine äusserst attraktive Kreation (Fr. 19.50) auf den Tisch: Aufgereiht wie Zinnsoldaten stehen nebeneinander auf dem Teller dünn geschnittene Involtini vom Angus Beef, gefüllt mit Pinienfrischkäse; dahinter, ebenfalls akkurat angerichtet, ein Kräutersalat, der etwas versalzen ist. Das machen sonst nur verliebte Köche, doch Heinze schwört, dass er es «mit Garantie nicht ist».

Zweite Runde. Wer hätte gedacht, dass zarte Jakobsmuscheln zu der eher derben Saucisson passen? Ich jedenfalls nicht. Wenn man es sich aber genauer überlegt, harmonieren einerseits die Jakobsmuscheln mit dem vielfältigen Lauch, anderseits die Saucisson. Warum also nicht alles zusammenbringen? Und siehe da: Die Idee ist und schmeckt grossartig (22 Franken; siehe Rezept).

Beim Suppengang wird deutlich, dass der Mann aus Deutschland stammt. Während in der Schweiz die Petersilienwurzel erst jetzt wieder entdeckt worden ist, gehört sie im nördlichen Nachbarland seit jeher zum Suppengemüse. Die Petersilienwurzelsuppe mit Peterliöl und einer knusprigen Tomatenblätterteigstange (12 Franken) schmeckt wirklich köstlich.

Eine tolle Sache auch der frische, kurz gebratene Thunfisch auf knackigem Wokgemüse mit Glasnudeln (39 Franken).

Die «Süssen Träumereien» sind nicht alltäglich. Zwei gebrannte Crèmes, die eine mit Vanille-Orange, die andere mit Tonkabohne, dazu Sauerrahmglace und Apfelkompott (14 Franken), machen mich glücklich. Die Tonkabohne ist der Samen des gleichnamigen Baumes. Als Gewürz wird sie äusserst sparsam verwendet.

Im Keller des Oberen Mönchhofs, der einer Genossenschaft gehört, lagern viele ausgesuchte Weine, vor allem aus der Schweiz und ganz Europa. Nur wenige Gewächse aus Übersee finden sich auf der Karte, aber viele 3/8-Fläschchen für Autofahrer.

Torsten Heinze, der «frisch, frisch, von Anfang bis Ende kocht», soll sich bitte in nächster Zeit nicht in der Küche verstecken, wenn die Gäste kommen.

Ein Kassenbon zeigt den Mehrwertsteuersatz (Symbolbild)
Foto: Keystone
Das Restaurant
Oberer Mönchhof

Alte Landstrasse 98
8802 Kilchberg ZH
Täglich geöffnet
Tel. 044 715 40 06
www.moenchhof.ch

Oberer Mönchhof

Alte Landstrasse 98
8802 Kilchberg ZH
Täglich geöffnet
Tel. 044 715 40 06
www.moenchhof.ch

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