Alain Kunz

Im Kulturzentrum Lugano Arte e Cultura regnete es Sterne. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn nicht weniger als sechs Betriebe wurden mit dem zweiten Stern des Pneuherstellers Michelin bedacht. Zwölf erhielten ihren ersten Stern.

Aber einen vierten König mit dem Sternemaximum gabs nicht. Auch der mit 19 Gault-Millau-Punkten hoch dekorierte Heiko Nieder vom The Restaurant im Dolder Grand hoch über Zürich schaffte es (noch) nicht, den begehrten dritten Stern einzuheimsen. Damit bleibt es bei drei Königen: Franck Giovannini vom Restaurant Hôtel de Ville in Crissier VD, Peter Knogl vom Cheval Blanc im Grand Hotel Les Trois Rois in Basel und Andreas Caminada im Schloss Schauenstein in Fürstenau GR.

Diese drei Betriebe sind laut Michelin-Definition eine Reise wert. Diejenigen mit zwei Sternen lohnen einen Umweg. Und die Ein-Sterne-Gasthäuser einen Stopp. Michelin-International-Chef Gwendal Poullennec lobte die Schweizer Köche: «Die Schweiz hat einen hohen kulinarischen Standard. Die Lebensqualität zieht Chefs aus aller Welt gleichermassen an wie Gourmets. Das Erbe ist reich. Und die Gastronomie einzigartig. Es gibt eigenes Gemüse, lokale Fische etc.»

Überschwänglicher Jubel bei den mit einem zweiten Stern bedachten Caminada-Sprösslingen.

Foto: zVg

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Der Schweizer Gastro-Kaiser

Wenngleich es keinen neuen König am Sternehimmel gab – einer setzt sich in seiner Branche immer mehr vom Resten der Mitbewerber ab – Caminada! Der Bündner wurde mit dem Michelin Mentor Award ausgezeichnet, der für Entwicklung von Gastronomiekonzepten und Talentförderung steht.

Gleich drei seiner «Jünger» wurden in Lugano mit dem zweiten Michelin-Stern bedacht: Sven Wassmer vom Memories im Hotel Grand Resort in Bad Ragaz SG, Silvio Germann für das IGNIV by Andreas Caminada im selben Luxusbetrieb und Marcel Skibba vom IGNIV in St. Moritz.

Caminada wirkte ob des Sterneregens für seine Jungs überwältigt: «Ich gebe zu: Ich habe die eine oder andere Träne vergossen. Unglaublich, was die ehemaligen Schloss-Mitarbeiter da alles erreicht haben!» Auf die Frage, woher er die Zeit nehme für all seine Betriebe, antwortete der umtriebige Gastro-Unternehmer: «Wenn man seine Passion gefunden hat, gibt man alles. Da ist keine einzige Stunde zu viel. Meine Motoren sind die Arbeit mit jungen Leuten und Gäste happy zu machen.»

Und es ist vorhersehbar, dass es mit dem Sterneregen nicht aufhört. Denn am 19. Februar hat Caminada sein nächstes IGNIV eröffnet. Diesmal im Hotel Marktgasse mitten im Herzen von Zürich, wo sein ehemaliger Eleve Daniel Zeindlhofer den Kochlöffel schwingt.

122 Sterne-Restaurants in der Schweiz

Die weiteren Spezialpreise gingen an Sommelier-Weltmeister Marc Almert, der als bester Sommelier ausgezeichnet wurde. Er berät die Gäste im Pavillon im Hotel Baur au Lac in Zürich. Der Service Award ging an Ruth Wiget-Keiser vom Zwei-Sterne-Restaurant Adelboden in Steinen SZ. Und der Young Chef Award heimste Marie Robert vom Le Café Suisse in Bex VD, ein Jahr nach der Verleihung des ersten Sterns.

Die Buchhaltung: Michelin beehrt 122 Betriebe mit Sternen. Drei mit drei, 22 mit zwei, 97 mit einem Stern. Gegenüber dem Vorjahr haben vier Restaurants den zweiten Stern verloren, 16 ihren einen Stern. Mit dem beliebten Bib Gourmand – er steht für ein Top-Preisleistungsverhältnis, bei dem ein Drei-Gang-Menü nicht mehr als 70 Franken kosten darf – sind 143 Betriebe ausgezeichnet worden, 14 weniger als im Vorjahr. Da gabs 15 Neuzugänge. Insgesamt haben 630 Restaurants Eingang in den am Donnerstag erscheinenden Führer gefunden. Ein Minus von gleich 140! Bei den Hotels wurde die Zahl gar um die Hälfte reduziert.

Die neuen Sterne 2020

** – sie erhielten den zweiten Stern