Der Superstar aus dem Piemont
Das musst du über Nebbiolo wissen

Barolo und Barbaresco sind die renommiertesten Weine des Piemonts. Gekeltert werden die eleganten Italiener aus Nebbiolo. Jüngst ist die Paradesorte auch der Grundstoff für unkomplizierte Rot- und Schaumweine, die ein jüngeres Publikum ansprechen sollen.
Publiziert: 18.02.2024 um 14:03 Uhr
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Die piemontesische Stadt Alba ist der Hotspot für Genussmenschen. Hier werden im Herbst die begehrten weissen Trüffel gehandelt. Hier liefern Haselnusssträucher den Rohstoff für Pralinen aus der Ferrero-Fabrik. Hier hat jede Familie ihr Geheimrezept für Bagna Cauda, dem warmen Dip für Gemüse aus sehr viel Knoblauch, Sardellen und Olivenöl. Hier schlägt das Herz der Langhe, der Heimat der besten Weine aus dem Piemont. Und die Sorte Nebbiolo gibt hier den Ton an. 

Nebbiolo ist die Rebsorte für viele Weine

Barolo und Barbaresco sind die Namen für Weine aus den geschützten Herkunftsbezeichnungen DOCG Barolo und DOCG Barbaresco. Sie werden aus der Traubensorte Nebbiolo gekeltert. Diese langlebigen Weine sind im Fine-Wine-Segment als sichere Werte gesetzt. Der lange Ausbau im grossen Holzfass oder in Barriques machen sie teuer. Dieses Frühjahr kommen die Barolo 2020 und die Barbaresco 2021 auf den Markt. Wer nicht so tief in die Tasche greifen möchte, probiert die Nebbiolo-Weine der DOCG Roero oder den unkomplizierten, im Stahltank ausgebauten DOC Langhe Nebbiolo. Wer nach Alba reist, findet in den zahlreichen Wein-Bars auch sehr guten Spumante aus der Nebbiolo-Traube.

Nebbiolo ist eine echte Piemonteserin

Nebbiolo gehört wie Pinot noir zu den Sorten, die seit dem Mittelalter bekannt sind. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1266. Ihre Trauben seien «unangenehm zu essen, aber sehr gut für die Produktion kräftiger und lagerfähiger Weine geeignet», hiess es schon damals. Nebbiolo ist kein Global Player. Sie ist im Norden Italiens geblieben. Im Nordpiemont heisst sie Spanna, im Aosta-Tal Picotendro und im Veltlin Chiavannesca.

Nebbiolo ist die wichtigste Rotweinsorte des Piemonts.
Foto: Getty Images
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Nebbiolo ist anspruchsvoll

Die Sorte mag das gemässigte Klima am Fuss der Alpen. Hier profitiert sie vom Föhnwind und von der feuchten Luft aus dem Mittelmeerraum. Weil sie früh austreibt, ist sie anfällig für Frühjahrsfrost und weil sie spät reift, wird die Lese zur Zitterpartie, wenn im Herbst Regen einsetzt. Ihr Name hat nichts mit Nebbia, dem italienischen Wort für Nebel zu tun, sondern mit dem zarten weissen Flor, der sich im Spätherbst auf der Beerenhaut bildet.

Nebbiolo liebt Terroir

Dass Nebbiolo so vielfältige Weine hervorbringt, liegt an den verschiedenen Terroirs in der Langhe. Die Sorte wächst an den Hügelflanken mit Süd und Süd-West-Ausrichtung. Da entscheidend ist, auf welchen Böden die Traube wächst, gibt es in der Langhe unzählige Einzellagen, die auf dem Etikett vermerkt sind. Auf kargen, kalkhaltigen Böden fühlt sie sich ebenso wohl wie auf tiefgründigen, eisenhaltigen Böden.

Nebbiolo ist ein Aromenwunder

Der Duft der Nebbiolo-Weine ist vielschichtig: rote Beeren, Weichseln oder getrocknete Kirschen harmonieren mit den Noten von Rosenblüten und Veilchen. Minze und Anis sorgen für ätherische Frische, während Tabak, Teer sowie der Geruch von nassem Asphalt eine maskuline Note ins Aromenspiel bringen.

Nebbiolo ist eine Tannin-Bombe

Nebbiolo bringt viel Säure und Tannin in den Wein. Der Umgang mit den Tanninen fordert die Produzenten heraus. Je nach Jahrgang ist hier viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wie lange wird auf der Maische vergoren? Ist der Ausbau in der Barrique besser oder der im traditionellen, grossen Eichenfass? Je mehr Tannin im Wein, desto länger sollte dieser in der Flasche reifen. Die Trauben von jungen Nebbiolo-Stöcken werden zu Langhe Nebbiolo gekeltert. Eine Erwärmung der Maische bringt Farbe und Frucht in den Wein. Die Extraktion von Tannin wird vermieden und der Ausbau erfolgt oft im Stahltank. 

Nebbiolo ist ein prima Speisenbegleiter

Spumante aus Nebbiolo ist ideal zum Apéro mit Grissini oder passt zu Vitello Tonnato. Die fruchtbetonten, saftigen Nebbiolo-Weine der DOC Langhe machen Spass zu Lardo und vielen Salami-Spezialitäten. Barbaresco kann es locker mit den intensiven Aromen einer Bagna Cauda aufnehmen oder begleitet ein kräftiges Schmorgericht aus Rindfleisch. Gereifter Barolo ist der ideale Partner zu Gerichten mit weissem Trüffel, egal ob dieser Pasta, Risotto oder Carpaccio adelt. Die Nebbiolo der DOCG Roero sind feingliedrig und elegant. Tafelspitz mit gedämpftem Gemüse passt perfekt dazu.

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