Getränk mit uralter Tradition
Woher kommt der Glühwein?

Glühwein hilft bei eisigen Temperaturen, auf dem Weihnachtsmarkt warm zu bleiben. Doch was ist da eigentlich alles drin? Und wer hats erfunden?
Publiziert: 29.11.2021 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2021 um 20:01 Uhr
Shirley Amberg

Im «Lexikon der Önologie» wird Glühwein als «weinähnliches Getränk» definiert. Aber Obacht: Wenn eine Fachperson «weinähnlich» schreibt, dann ist das keine sehr schmeichelhafte Beschreibung!

Doch Glühwein ist ein Getränk mit Tradition. Bereits die alten Römer würzten ihren Wein und im Mittelalter galt Glühwein sogar als Medizin. In dem zweitausend Jahre alten Rezeptbuch von Marcus Gavius Apicius, einem Feinschmecker der Antike, ist der «conditum paradoxum» (Lateinisch für Glühwein) zu finden: Auf fünf Liter Wein kommt ein Liter Honig, dazu 30 Sternanis, drei Stangen Zimt, Lorbeer, Nelken, Koriander und Thymian.

Haltbarkeit und Angeberei

Die Römer haben ihren (damals meist sehr sauren) Wein nicht nur des Geschmackes wegen mit Gewürzen «verfeinert». Erst seit ungefähr dem Jahre 1500 wird dem Wein Schwefel zugesetzt, um ihn haltbarer zu machen. Davor war dies die Aufgabe von Honig und Zucker.

Er duftet verführerisch, steigt zuerst in die Nase und dann in den Kopf: Glühwein! Kein Weihnachtsmarkt kommt ohne dieses heisse Getränk aus.
Foto: Getty Images
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Es gab aber auch noch einen weiteren Grund, den Wein mit Gewürzen zu verfeinern. Pure Prahlerei! Früher konnten sich nur sehr wohlhabende Menschen Gewürze leisten und so wurde Glühwein hauptsächlich vom Adel getrunken. Das einfache Volk hingegen konnte seinen Wein höchstens mit ein bisschen Pfefferminze oder Salbei aus dem eigenen Garten würzen.

Glühwein als Medizin

In dem im Jahre 1580 erschienenen Arzneibuch von Hieronymus Bock (1498–1554), ein deutscher Botaniker, Arzt und Prediger, steht: «Der Kräuterwein hilft wider das Wehtun der Brust, treibt die verhaltene Mondzeit (Menstruation) der Frauen und vertreibt die Schrecken, wovon der Harn schmerzlich gefangen wird.»

Rezept für einen traditionellen Glühwein

Der ideale Rotwein für Glühwein ist Merlot, Zinfandel oder Grenache. Diese Weine sind dunkel, fruchtig und voll: Das bedeutet, dass sie alle weiteren Zutaten unterstützen können. Am einfachsten suchen Sie nach Etiketten, die den Wein als «marmeladig», mit »Aromen von dunklen Beeren» oder mit «Vanillenoten» beschreiben.

Vermeiden Sie Rotweine mit einem hohen Tanningehalt oder einem extremen Ausbau im Barrique.

Zutaten

  • 1½ Liter Rotwein (trocken bis halbtrocken)
  • 10 Nelken
  • 2 Zimtstangen
  • 1 ganze Orange
  • Zucker nach Belieben
  • Zitronenscheibe zur Verzierung

Zubereitung

Den Wein zusammen mit den Nelken, den Zimtstangen und der geschnittenen Orange (mit Schale) erhitzen.

Widerstehen Sie dem Drang, den Glühwein allzu heiss zu kochen! Sobald das Gebräu dampft, ist es heiss genug. Erhitzen Sie es zu lange oder zu hoch, schmeckt der Glühwein zu würzig und sirupartig und der Alkohol verdunstet zu schnell.

Nach Belieben mit Zucker abschmecken.

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