Kindergärtner wird zum Weinkistenhändler
«Möchte die Erde besser verlassen, als ich sie angetroffen habe»

Eine glückliche Fügung veranlasste Thomas Herzig zur Gründung einer Weinkistenhandlung. Mit Begeisterung redet er über alte Weinkisten, begehrte Objekte und sein mit Leidenschaft geführtes Unternehmen in Ebikon LU.
Publiziert: 18.11.2022 um 14:09 Uhr
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Isabelle Thürlemann-BriggerRedaktorin Wein

Eigentlich war Thomas Herzig (39) bloss auf der Suche nach ein paar Materialien im Industriegebiet, um einen privaten Kindergarten einzurichten. Dabei stiess der Luzerner in einem Container auf alte Weinkisten. Sie fanden in seinem privaten Umfeld einen so grossen Anklang, dass der Kindergärtner kurzerhand beschloss, als Nebenjob einen Weinkistenhandel zu eröffnen.

Die Nachfrage war gross. Es folgten zwei Lagerumzüge, die er mit der Hilfe von fleissigen Freunden und Bekannten bewältigte. Was zunächst klein auf Online-Plattformen startete, wurde innert vier Jahren zum florierenden Klein-Unternehmen.

Upcycling-Vergnügen

Heimwerker machen neben Weinliebhabern einen grossen Teil seiner Kundschaft aus. Weinkisten sind stabil und geräumig. Sie lassen sich für vieles einsetzen: zum Beispiel als Regale, rollende Aufbewahrungskisten oder Gartenbeete. «Während der Pandemie, als viele Kunden Zeit und Musse für Projekte zu Hause hatten, war die Nachfrage nach Kisten und einzelnen Brettern kaum zu bewältigen», erzählt Herzig. In dieser Zeit war sein Lager dreimal ausverkauft.

Nachhaltigkeit und soziale Werte stehen für Thomas Herzig im Zentrum seiner Tätigkeit als Weinkistenhändler.
Foto: Thomas Herzig
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China lässt noch auf sich warten

In seinem Sortiment befinden sich Kisten aus allen grossen Weinnationen der alten und neuen Welt. Nur das aufstrebende Weinland China fehlt, weil die Verpackung in Weinkisten dort nicht üblich ist.

In Zukunft würde Herzig gerne noch mehr Kisten aus Armenien und Georgien anbieten. Bestseller sind die Kisten von Supertoskanern mit klingenden Namen wie Sassicaia oder Ornellaia. Auch Jahrgangskisten und -bretter sind gefragt.

Zweites Leben für die Ware

Herzig ist stolz, dass er bis heute jeden Kundenwunsch erfüllen konnte. Noch wichtiger als Profit ist ihm jedoch, dass er den Waren ein zweites Leben schenkt und mit seinem Geschäft einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgeht.

«Ich möchte die Erde besser verlassen, als ich sie angetroffen habe», so Herzig. Deshalb arbeitet er auch mit einer Werkstatt für Menschen mit einer Beeinträchtigung zusammen und verwendet unbehandeltes Schweizer Holz für Zubehör.

Das Geschäft ist zweimal pro Woche für Kunden geöffnet sein. Der Weinkistenhandel wird eine rentable Nebenbeschäftigung bleiben, auch wenn sehr viel Herzblut darin steckt und Herzig die Ideen für neue Geschäftsfelder nicht ausgehen. Neben der Familie hat für ihn, der stolzer Vater eines Baby-Mädchens ist, die Arbeit als Kindergärtner Priorität.


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