Lachen mit farbigen Zähnen
Wenn Rotwein blau macht

Der Abend war schön und der Rotwein süffig. Gut gelaunt lächelst du deine Mitmenschen an. Doch das kommt weniger gut an als gedacht. Der Kontrollblick in den Spiegel lässt dich schaudern: Die Zähne sind verfärbt und Lippen wie Zunge sind ungesund blau. Was ist da los?
Publiziert: 11.08.2024 um 14:04 Uhr
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Zuerst einmal Entwarnung. Die Verfärbungen an den Zähnen lassen sich wegputzen. Und auch sonst wird sich die Farbe im Mundbereich nach wenigen Stunden wieder normalisieren.

Grund für das blaue Lächeln sind die Farbstoffe in dunkelfarbigen Rotweinen. Je mehr Merlot, Grenache oder Syrah über deine Zunge rollt und im Mund bewegt wird, desto dunkler die Zähne.

Profiverkoster mit blauen Zähnen

So richtig betroffen von dem Problem sind hauptsächlich Verkoster, die Weine im zweistelligen Bereich degustieren. Hier spielt die Menge eine wichtige Rolle und die Dauer, die der Wein beim Verkosten im Mund bewegt wird. Vom Nippen an einem Glas Rotwein werden die Zähne nicht blau.

Rotwein-Lächeln für ein Selfie? Wer vor dem Rotweintrinken die Zähne putzt, verhindert, dass die Farbstoffe am Zahnbelag andocken.
Foto: Getty Images
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Doch wie werden aus roten Weinen blaue Zähne? Hauptgrund sind die Anthocyane, wie die Farbstoffe in den Häuten dunkler Traubensorten im Fachjargon heissen. Und dazu kommt noch ein bisschen Chemie. Rotweine haben einen pH-Wert um die 3,5, sind also sauer.

Sorte und Reifegrad spielen eine Rolle

Deine Mundflora ist hingegen neutral. Ihr pH-Wert liegt im Idealfall bei sieben. Das verändert die Rotweinfarbe in deinem Mundbereich zu Blau, denn die Anthocyane dringen in Hautzellen ein und lassen sich auch besonders gerne auf Zahnbelag nieder.

Je sorgfältiger und regelmässiger du die Zähne putzt, desto weniger docken die Rotweinfarbstoffe an. Nicht alle Rotweine verfärben gleich stark. Pinot noir hat weniger Anthocyane als Cabernet Sauvignon, Grenache oder Syrah.

Gereifter Rotwein ist weniger angriffig, denn mit der Reife reagieren die Anthocyane mit den Tanninen, sinken als Bodensatz auf den Grund der Flasche und werden beim Dekantieren abgetrennt.


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