Massnahme gegen kurzfristige Absagen
Wie sinnvoll sind kostenpflichtige Reservationen?

Um kurzfristigen Absagen oder unentschuldigtem Nichterscheinen der Gäste entgegenzuwirken, verlangen einige Restaurants eine Gebühr für die Reservationen oder das Hinterlegen einer Kreditkarte – auch in der Schweiz.
Publiziert: 24.12.2022 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2023 um 10:25 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Der Tisch ist reserviert, die Gäste erscheinen nicht: ein Alptraum für Gastronomen. Im schlimmsten Fall bleibt der Tisch leer, obwohl ihn andere Gäste gerne in Anspruch genommen hätten. So wird weniger Wein und Essen konsumiert und manche Lebensmittel müssen unnötig entsorgt werden.

Um das Risiko von nicht erscheinenden Gästen, auch No-Shows genannt, zu minimieren, greifen manche Restaurants zu strengen Massnahmen: Die Reservation ist kostenpflichtig oder Gäste müssen bei der Reservation eine Kreditkarte hinterlegen, die bei unentschuldigtem Nichterscheinen mit einem Strafbetrag belastet wird.

In der Schweiz bis jetzt kaum verbreitet

Die Massnahme kennt man vor allem aus dem Ausland, zum Beispiel in Los Angeles, New York und London. In der Schweiz verlangen die meisten Restaurants bei der Reservation kein Zahlungsmittel. Aber es gibt auch hier einzelne Betriebe, die No-Shows den Kampf angesagt haben.

Es ist der Alptraum vieler Gastronomen: Die Gäste eines reservierten Tisches erscheinen nicht.
Foto: Shutterstock
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Das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant Sens im Hotel Vitznauerhof berechnet bei Nicht-Erscheinen oder einer Absage innerhalb von 24 Stunden vor dem Abendessen 225 Franken pro Person.

Auf Anfrage von Blick hat das Restaurant Sens bestätigt, dass die Anzahl der No-Shows mit der neuen Massnahme stark abgenommen hat. Neben dem Verschwenden von Lebensmitteln machten unentschuldigte Absenzen auch die intensiven Vorbereitungen der Köche zunichte, weshalb man sich schliesslich für die neue Regelung entschieden hat.

Auch in den Restaurants des Zürcher Hotels Dolder waren kurzfristige Absagen oder unentschuldigtes Fernbleiben ein lästiges Problem. Seit der Umstellung auf das Online-Buchungssystem Tock, wo Gäste bei der Reservierung einen Teilbetrag anzahlen, sind No-Shows fast gänzlich verschwunden. Ein Sprecher des Dolders sagt zu Blick, dass die Verschwendung von Lebensmitteln mit dem neuen System reduziert wurde und der Personaleinsatz besser planbar geworden ist.

Auch das Zürcher Restaurant The Artisan hat sich bereits vor einiger Zeit dafür entschieden, eine Busse von 20 Franken pro Person zu verrechnen. Bestraft werden die Leute, die ohne Bescheid zu geben nicht erscheinen, obwohl ein Tisch reserviert worden ist. Bisher habe man mit der Massnahme sehr gute Erfahrungen gemacht.

Handel wie bei Konzert-Tickets

Im Ausland wird bei Reservationen bereits eine neue Entwicklung beobachtet: In angesagten Restaurants, beispielsweise in New York oder London, wird mit kostenpflichtigen Reservationen sogar Handel betrieben, ähnlich wie bei einem Konzert-Ticket. Eine für 50 Dollar getätigte Reservation in einem Szene-Restaurant kann auf dem Graumarkt unter Umständen mit Gewinn verkauft werden.

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