Merlot im siebten Himmel
Diese beiden Bordeaux-Regionen sind Weltklasse

In einer mehrteiligen Blick-Serie nehmen wir einzelne Bordeaux-Regionen genauer unter die Lupe. Der vierte und letzte Teil widmet sich den beiden Merlot-Hochburgen Pomerol und Saint-Émilion.
Publiziert: 15.10.2023 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2023 um 11:25 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Pomerol

Auf einer Fläche von 800 Hektar am rechten Flussufer der Dordogne sind in Pomerol weit und breit keine prunkvollen Bordeaux-Schlösser zu sehen. Die allermeisten Weingüter sehen von aussen aus wie bescheidene Bauernhöfe und unterscheiden sich somit fundamental von den Prunkbauten im Médoc-Gebiet. Klotzen und Protzen haben Pomerol-Weine sowieso nicht nötig, lieber lassen sie ihre inneren Werte für sich sprechen.

Die Rebsorte Merlot macht rund 80 Prozent aller Bepflanzungen in Pomerol aus, gefolgt von Cabernet franc. Die kargen Böden sind selten über einen Meter tief, was in besonders trockenen Jahrgängen wie 2003 oder 2016 zu Wassermangel für die Reben führen kann. Der Unterboden trägt den französischen Namen crasse de fer, womit eine eisenreiche Tonerde gemeint ist.

Die Weingüter Petrus, Le Pin und Lafleur stemmen die Spitze von Pomerols Qualitätspyramide, bleiben aufgrund ihrer astronomisch hohen Preise aber nur einem besonders kaufkräftigen Publikum vorenthalten. L'Église-Clinet und Vieux Château Certan befinden sich qualitativ auf ähnlich hohem Niveau, allerdings mit etwas weniger gesalzenen Preisen. Die wesentlich preiswerteren Châteaux Gazin, Rouget, Nenin und Clinet sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Das Dörfchen Saint-Émilion und die umliegenden Rebberge gehören seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe.
Foto: Shutterstock
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Samtige Gerbstoffe sind ein Markenzeichen der ausschliesslich roten Pomerol-Weine. Typischerweise werden sie getragen von Pflaumen-Noten und deutlichen Holzaromen, wie Gewürznelken und Vanille. Obwohl die meisten Pomerol-Weine heutzutage schon jung Freude bereiten, lassen sich viele über mehrere Jahrzehnte hinweg in der Flasche lagern. Die zusätzliche Reifezeit führt oftmals zu noch komplexeren und geschmeidigeren Weinen, die weltweit ihresgleichen suchen.

Saint-Émilion

Mit einer Anbaufläche von rund 5400 Hektar sind die beiden Appellationen Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru etwa siebenmal so gross wie Pomerol. Auch hier wird ausschliesslich Rotwein produziert, allerdings ist die Zusammensetzung der Trauben etwas anders. Merlot spielt mit 60 Prozent zwar immer noch die Hauptrolle, die anderen 40 Prozent werden aber von Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon getragen.

Optisch unterscheidet sich Saint-Émilion ebenfalls von Pomerol: Vornehme Bordeaux-Schlösser und romanische Kirchen zieren das Gebiet. Seit dem Jahr 1999 gehört die Ortschaft Saint-Émilion sowie die umliegenden Rebberge zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Bandbreite an Saint-Émilion-Weinen reicht von einfach und fruchtig bis hin zu hochkomplex. In letzterem Fall liegen die Vorzüge der Weine in ihrer Ausgewogenheit und Detailverliebtheit.

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Eine spannende Eigenheit der Region ist das eigene Klassifikationssystem, welches alle zehn Jahre neu überarbeitet wird. Dabei werden die Weingüter hinsichtlich mehrerer Kriterien beurteilt, wie zum Beispiel Terroir, Produktionsmethoden sowie kommerzielle und marketingtechnische Aspekte. Diese Art der Klassifikation ist allerdings hochumstritten und hat unter anderem dazu geführt, dass sich führende Weingüter wie Château Cheval Blanc, Ausone oder Angélus aus der offiziellen Klassifikation verabschiedet haben.

Neben den drei erwähnten, nicht mehr klassifizierten Spitzenweingütern, halten die beiden Châteaux Figeac und Pavie den ranghöchsten Premier Grand Cru Classé «A» Status inne. Zwölf weitere Weingüter tragen den Vermerk Premier Grand Cru Classé, während sich 71 Saint-Émilion-Weingüter mit dem Titel Grand Cru Classé schmücken dürfen. Im Auge behalten sollte man die Châteaux Canon-La-Gaffelière, La Gaffelière, Beau-Séjour Bécot sowie den Preis-Leistungs-Champion Château Pierre.

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