Sorgt für hitzige Diskussionen: Schwefel im Wein
Wie schädlich ist Schwefel im Wein?

Auf nahezu jeder Weinflasche steht der Hinweis «enthält Sulfite». Was hat es damit auf sich und muss man sich als Weingeniesser deshalb Sorgen machen? Blick klärt auf.
Publiziert: 17.05.2022 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 14:54 Uhr
Nicolas Greinacher

Zusammen mit Alkohol ist Schwefel der wohl am meisten kontrovers diskutierte Inhaltsstoff von Wein. Er verursache Kopfschmerzen oder sei sogar gesundheitsschädlich, wird des Öfteren behauptet. Ebenso hartnäckig hält sich die Meinung, dass sogenannte Naturweine frei von Schwefel und somit gesünder seien als herkömmlich gekelterte Weine.

Was viele nicht wissen: Das gasförmige Schwefeldioxid sowie Sulfite, die Salze der schwefligen Säure, sind in vielen Lebensmitteln als Zusatzstoffe enthalten. Aufgrund der wachstumshemmenden Wirkung gegenüber Pilzen, Bakterien und Hefen wirkt Schwefel als Konservierungsmittel.

Was ist Schwefel?

Schwefel ist ein chemisches Element und enthalten in einigen Aminosäuren sowie in allen darauf aufbauenden Enzymen und Proteinen. Das macht Schwefel zu einem zentralen Bestandteil von lebenden Zellen. Im menschlichen Körper sind schwefelhaltige Aminosäuren wichtig für gesunde Muskeln, Knochen, Knorpel und Sehnen.

Schwefeldioxid ist ein Konservierungsmittel und wird als Lebensmittel-Zusatzstoff unter der europäischen Zulassungsnummer E220 geführt.
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Es gibt aber auch Menschen, welche beim Kontakt mit Schwefel allergisch reagieren können. Je nach Studie wird von einem bis drei Prozent der Bevölkerung gesprochen. Das ist auch der Grund für den Warnhinweis «enthält Sulfite» auf den Weinetiketten. An den Kopfschmerzen am Tag danach ist übrigens fast immer der Alkohol schuld und nicht der Schwefel.

Den allermeisten Weinen wird bei der Herstellung ein kleiner Anteil Schwefeldioxid hinzugefügt, um unerwünschte Bakterien und Hefen zu hemmen oder abzutöten und den Wein vor Oxidation zu schützen. Weine ohne beigefügtes Schwefeldioxid sind in der Regel weniger lange haltbar und anfälliger für Fehlaromen.

Auch Naturweine beinhalten Schwefel

Bei den allermeisten Naturweinen wird auf die Beigabe von Schwefeldioxid verzichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass solche Weine komplett schwefelfrei sind. Der Grund: Schwefeldioxid entsteht auf natürliche Art und Weise während der alkoholischen Gärung des Weins.

Die EU Höchstwerte liegen bei trockenen Rotweinen übrigens bei 150 Milligramm Schwefeldioxid pro Liter, während trockene Weissweine bis zu 200 Milligramm haben dürfen. Weissweine benötigen in der Regel mehr Schwefeldioxid, da Rotweintrauben von Natur aus mehr Schwefel haben.

Zum Vergleich: 100 Gramm Erdnüsse haben knapp 400 Milligramm Schwefel, 100 Gramm Fisch rund 200 bis 300 Milligramm und 100 Gramm Eier knapp 180 Milligramm Schwefel. Eine ausgewogene Ernährung beinhaltet bei einem rund 70 Kilogramm schweren Menschen etwa 1'000 Milligramm Schwefel pro Tag.

Schwefel, insbesondere im Wein, wird also zu Unrecht verteufelt. Auch Naturweine kommen nicht ohne Schwefel aus, auch wenn ihnen kein Schwefel beigefügt wird. Der Hinweis auf der Weinflasche ist wohl für Allergiker bedeutsam, für alle anderen jedoch zu vernachlässigen. Und das Wichtigste zum Schluss: Schwefel ist sowohl für Menschen, Tiere als auch Pflanzen lebensnotwendig.

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