Sie sind Fenster in alte Zeiten
Wie Zürichs Spielsalons über Nacht verschwanden

Ivo Vasella sammelt und restauriert Flipperkasten. Seine Leidenschaft und sein Wissen dazu teilt er nun in einem Buch. Denn die Flipper und Spielsalons haben eine bewegte Geschichte hinter sich.
Publiziert: 03.10.2024 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2024 um 16:54 Uhr
Zürich war einst eine Spielsalon-Hochburg. Im Bild der Spielsalon Tivolino an der Langstrasse, 1983.
Foto: Archiv Tivolino
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Dennis BaumannPraktikant Gesellschaft

Es gab eine Zeit, da trafen sich viele junge Leute – vor allem Männer – in Spielsalons. Sie hielten die Metallkugeln in den Flipperkästen oben, bekämpften Aliens auf Arcade-Automaten und hofften bei den Geldspielautomaten auf Jackpots.

Die Spielsalons erlebten hierzulande ab Anfang der 70er-Jahre einen Boom. Zürich war die einzige grössere Stadt in der Schweiz, in der damals Geldspielautomaten erlaubt waren. Entsprechend konzentrierte sich hier die Spielsalon-Szene.

Einer, der in diese Szene eingetaucht ist, ist Ivo Vasella (57). Er besitzt knapp 200 Spielautomaten, davon 100 Flipper. Seit über 40 Jahren sammelt und restauriert er sie.

«Ich habe über 100 Flipperkästen»
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Einige davon sind 100-jährig:«Ich habe über 100 Flipperkästen»

Um sein Wissen und seine Leidenschaft zu teilen, hat er nun ein Buch über die Geschichte der Flipperkästen und der Zürcher Spielsalon-Szene geschrieben: «Flipper und einarmige Banditen – Eine Kulturgeschichte der Zürcher Spielsalons».

Sie sind Fenster in alte Zeiten

Der Boom hielt bis Mitte der 90er an. Dann wurden die Geldspielautomaten nach einer kantonalen Volksabstimmung verboten. «Quasi über Nacht schlossen praktisch alle Spielsalons. Damit verschwanden auch die Flipper», erzählt Vasella.

Ursprünglich kam der Flipper als Kulturimport nach dem Zweiten Weltkrieg aus den USA nach Europa. Die Zielgruppe waren vor allem Jugendliche und Männer. Entsprechend wurden viele Automaten gestaltet. Mit leicht bekleideten Frauen oder sportlichen Themen, dazwischen immer wieder mal die Farben der US-amerikanischen Flagge.

Die Designs der Flipper sind aber auch immer ein Fenster in vergangene Zeitepochen. Oft zeigten die Abbildungen das, was die Menschen bewegte. Beliebte Filme, wie eben Indiana Jones und Co., aber auch historische Ereignisse wie die Mondlandung sind beliebte Motive.

In Vasellas Buch taucht man ein in die Welt der Spielsalons und Flipperkästen. Alte Zeitungsberichte und Bilder aus der damaligen Zeit gewähren einen exklusiven Einblick in die Szene. «Flipperkästen sind mehr als nur Unterhaltung. Sie sind wahre Zeitzeugnisse», sagt Ivo Vasella.

Das Buch «Flipper und einarmige Banditen – Eine Kulturgeschichte der Zürcher Spielsalons» von Ivo Vasella erscheint am 4. Oktober 2024 im Hier und Jetzt Verlag.

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