Vom Internet auf die Piste
Darauf musst du beim Kauf von Occasions-Ski achten

Gebrauchte Ski im Internet zu kaufen, kann sich entweder als Schnäppchen oder als Fehlkauf erweisen. Experte Christian Bardill weiss, wie man den Zustand eines Occasionsskis richtig beurteilt und was ein fairer Preis ist.
Publiziert: 26.11.2023 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2023 um 08:58 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service

Autos, Möbel, Kleider: Gebrauchte Ware zu kaufen, liegt im Trend, schont das Portemonnaie und die Umwelt. Auf Online-Marktplätzen wie Ricardo oder Tutti gibt es aktuell auch ein grosses Angebot an Ski. Ist es ratsam, diese secondhand zu kaufen? Christian Bardill (57), Geschäftsführer der Bardill Sport AG in Klosters GR, sagt, welche Punkte man vor dem Kauf eines Occasionsskis im Internet klären sollte, damit der Kauf nicht zum Flop wird.

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War der Ski kürzlich im Service?

«Zuerst sollte man den Verkäufer fragen, ob er den Ski kürzlich in den Service gebracht hat», sagt Bardill. Wenn das nicht der Fall sei, könnten zusätzlich zum Preis des Skis Kosten von etwa 80 Franken für die professionelle Behandlung des Belags und der Kanten des Skis anfallen. 

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Hat der Ski einen fairen Preis?

Damit man nicht zu viel für ein Paar Occasionsski bezahlt, ist es gemäss Experte sinnvoll, den Neupreis des Modells zu recherchieren. «Ein Ski verliert schnell seinen Wert.» Nach einer Saison sei ein gebrauchter Ski – je nach Zustand – etwa 55 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises wert. Bardill sagt: «Handelt es sich um ein sehr hochwertiges Modell, kann der Preis auch höher liegen.»

Damit man mit einem Occasionsski genauso viel Spass hat auf der Piste wie mit einem neuen, muss man einige Faktoren berücksichtigen.
Foto: Getty Images/Westend61
Scharfe Skikanten sorgen dafür, dass man über die Piste brettern kann wie hier im Skigebiet Arosa Lenzerheide GR.
Foto: Urban Engel
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Wie alt ist der Ski?

Nach vier bis fünf Jahren sei der Ski eines Freizeitsportlers abgenutzt, sagt Bardill. «Man kann zwar noch damit fahren, aber es macht wenig Spass.» Zum einen gleite der Ski nicht mehr gut, und zum anderen hätten die Kanten wegen des Spannungsverlusts wenig Griffigkeit im Schnee. Vom Kauf eines Occasionsskis, der professionell und intensiv benutzt wurde, rät der Experte aufgrund der erhöhten Abnutzung ganz ab. 

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Weist der Ski noch Spannung auf?

Hält man die beiden Ski mit der Belagseite aneinander, berühren sie sich in der Mitte unter der Bindung wegen der Spannung grundsätzlich nicht. Die Spannung bewirkt, dass der Ski hohe Geschwindigkeiten aushalten kann und auf der Piste viel Griffigkeit hat. Bardill: «Ein Occasionsski sollte zumindest noch eine leichte Spannung aufweisen.» 

Ski-Experte aus den Bündner Bergen

Christian Bardill (57) ist in der Nähe von Klosters GR aufgewachsen und übernahm 1990 in Klosters ein Skigeschäft. Als Inhaber und Geschäftsführer der Bardill Sport AG leitet er heute vier Sportgeschäfte, die sich in Davos und Klosters befinden.

Christian Bardill (57) ist in der Nähe von Klosters GR aufgewachsen und übernahm 1990 in Klosters ein Skigeschäft. Als Inhaber und Geschäftsführer der Bardill Sport AG leitet er heute vier Sportgeschäfte, die sich in Davos und Klosters befinden.

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Ist die Stahlkante genügend dick?

Der Experte rät, nach einem Foto des Skis zu fragen, auf dem man den Zustand die Stahlkante beurteilen könne. «Der Ski sollte auf der ganzen Breite eine gleichmässige, mindestens ein Millimeter dicke Stahlkante haben.» Das sei wichtig, damit die Kante bei einem Skiservice in Zukunft weiterhin geschliffen werden kann. Einen Ski zu kaufen, der entlang der Stahlkante grössere Kratzer hat, macht laut Experte wenig Sinn, da er sehr reparaturanfällig ist.

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Hat der Ski keine Stauchung?

Wenn man die Ski mit der Belagseite aneinanderhält, sollten sie sich bei der Spitze vorne gleichmässig öffnen. «Fängt die Biegung bei einem Ski bereits weiter hinten oder weiter vorne an, ist er wahrscheinlich gestaucht», sagt der Experte. Ein gestauchter Ski weise keine Griffigkeit mehr auf und habe keine Laufruhe mehr, er flattert also beim Fahren. Eine Stauchung kann durch einen harten Aufprall oder einen Sturz entstehen. 

Sicherzustellen, dass der eigene Skischuh auf die Bindung des Occasionsskis passt, ist ein zentraler Punkt beim Kauf.
Foto: Getty Images/Westend61
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Sind die Bindungen geprüft und kompatibel mit dem eigenen Skischuh?

Bardill sagt: «Gerade bei einem Occasionsski ist es wichtig, dass die Bindung den neusten Sicherheitsnormen entspricht.» Eine Garantie dafür sei die Skivignette. Sportgeschäfte dürfen sie nur dann aufkleben, wenn sie die Sicherheit der Bindung mit einem von der Beratungsstelle für Unfallverhütung zugelassenen Prüfgerät kontrolliert haben. Ausserdem sollte man gemäss Experte darauf achten, dass die Bindung mit dem eigenen Skischuh kompatibel ist. «Wenn die Bindung des Occasionsskis etwa vier Jahre alt ist, passt sie womöglich nicht mehr zu neueren Schuhen mit einer GripWalk-Sohle.» Als GripWalk bezeichnet man den neuen Standard bei Skischuhen, mit denen man weniger rutscht und besseren Halt hat beim Laufen.

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