Krankenkassen-Chat: Das Protokoll
In Behandlung – kann ich trotzdem wechseln?

Jonas Grossniklaus, Krankenkassen-Experte bei Comparis.ch, hat im Chat Fragen rund um Franchisen und Prämien beantwortet. Lesen Sie hier das Protokoll.
Publiziert: 08.11.2011 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 22:08 Uhr

Schär Eveline Wichtrach: Guten Tag, Herr Grossniklaus ich bin 37Jahre alt und muss seit meinem 20. Lebensjahr Medikamente nehmen, wie hoch muss meine Frachise sein? Danke
Jonas Grossniklaus, Krankenkassen-Experte von Comparis.ch: Guten Tag Frau Schär, die optimale Höhe der Franchise hängt von den eigenen Gesundheitskosten ab. Wenn Ihre Medikamente teuer sind, Sie regelmässig zum Arzt gehen müssen und darum Gesundheitskosten von deutlich über 1000 Franken pro Jahr haben, lohnt sich die Standardfranchise von 300 Franken. Bei tieferen Kosten fahren Sie mit einer hohen Franchise günstiger. I.d.R. ist dann die höchste Franchise (2500) am günstigsten. Allerdings: Wird man unerwartet schwer krank, zahlt man mit einer hohen Franchise mehr als mit der Standard-Franchise. Entscheidet man sich für eine hohe Franchise, sollte man die nötigen Mittel für eine allfällige Behandlung «flüssig» zur Verfügung haben.

René Deiss, Bürglen: Bin zurzeit in Behandlung. Kann ich die Grundversicherung wechseln?
Jonas Grossniklaus: Ja, in der Grundversicherung müssen die Krankenkassen Sie immer aufnehmen, unabhängig von Ihrem Gesundheitszustand oder auch Alter. Ein Wechsel ist somit möglich.

Sabrina, Schweiz: Grüezi. Meine Prämie wurde angepasst, jedoch nicht nur um ca 6%, sondern um ganze 62%! So etwas ist doch nicht normal?
Jonas Grossniklaus: Ihre Prämienerhöhung ist sicher überdurchschnittlich. Haben Sie eine hohe Franchise? Bei diesen steigen die Prämien nämlich überdurchschnittlich. In Ihren Fall lohnt sich sicher ein Prämienvergleich, vielleicht können Sie so den Anstieg abdämpfen.

Meier Monica Therwil: Wie kann man Prämien sparen, ausser die Krankenkasse zu wechseln?
Jonas Grossniklaus: Eine andere Möglichkeit, um Prämien zu sparen, ist der Wechsel in ein alternatives Versicherungsmodell (Hausarzt-, HMO- oder Telmed-Modell) oder das Erhöhen der Franchise (vgl. Antwort an Frau Schär).

Müller, MARTIN AUS BINZ: Guten Tag, können Sie mir erklären wie ich meine Prämien reduzieren kann. Ich bin ein Student und bezahle monatlich 260.- (2012) und habe eine Franchise von 300.-. Würden Sie mir einen Krankenkassen-Wechsel empfehlen, momentan bin ich bei der Visana. Besten Dank
Jonas Grossniklaus: Grundsätzlich lohnt sich der Wechsel zur günstigsten Krankenkasse. Dies kann einen Unterschied von mehreren Hundert Franken pro Jahr ausmachen. Eine weitere Möglichkeit ist der Wechsel in ein Alternativ-Versicherungsmodell, wie das Hausarzt-, HMO-, oder Telmed-Modell. Falls Sie gesund sind und selten zum Arzt gehen, sollten Sie zudem den Wechsel zur höchsten Franchise in Betracht ziehen.

Linda Hubert, St. Gallen: Wie lässt sich erklären, dass ein 20 Monate altes Kind höhere Prämien hat als ein 17-Jähriger mit dem gleichen Versicherungsschutz bei der gleichen Versicherung?
Jonas Grossniklaus: Eigentlich ist das nicht möglich: Ein 20 Monate altes Kind und ein 17-Jähriger gehören beide zur Altersgruppe «Kinder». Falls wirklich alles gleich ist (inkl. Fanchise, Wohnort und Versicherungsmodell) müssten beide bei der gleichen Kasse die gleiche Prämie haben.

Müller Hans, Seuzach: Hallo welche Franchise empfehlen Sie? Wenn ich dauerhaft Krank bin, zahle ich die Franchise jedes Jahr? Kann man diese auch in der Zwischenzeit ändern?
Jonas Grossniklaus: Wenn Sie damit rechnen, dass Sie im nächsten Jahr kaum Gesundheitskosten haben, lohnt sich eine hohe Franchise. I.d.R. ist dann die höchste Franchise (2500) am günstigsten. Rechnen Sie mit hohen Gesundheitskosten, fahren Sie mit der tiefsten Franchise günstiger. Die Franchise müssen Sie jährlich bezahlen und können diese jeweils per Ende Jahr wechseln.

Rhyner Michael Zürich: Wann macht das HMO-Modell Sinn? 28j. durchschnittlich Gesund! ;) wohnhaft in Zürich
Jonas Grossniklaus: Beim HMO-Modell muss im Krankheitsfall immer zuerst das HMO-Center (eine Gruppenpraxis) aufgesucht werden. Der HMO-Arzt koordiniert Ihre Behandlung. So kann auf unnötige Doppeluntersuchungen verzichtet werden. HMO-Praxen gibt es vor allem in städtischen Gebieten. Da Sie ja in Zürich wohnen, kann ein Wechsel in dieses Modell durchaus Sinn machen.

Linda Hubert, St. Gallen: Danke für die Antwort. Muss mal mit meiner Versicherung sprechen. Die Franchise ist bei beiden bei Null, gleicher Wohnort, gleiches Geschlecht und gleicher Versicherungsschutz und das beim selben Hausarzt.
Jonas Grossniklaus: Bitte! Ein Nachfragen ist in dem Fall sicher sinnvoll. Das Geschlecht spielt übrigens keine Rolle bei der Grundversicherungsprämie. Ein Punkt könnte aber noch die Unfalldeckung sein: Wenn der 17-Jährige bereits arbeitet (bzw. eine Lehre macht), kann diese ausgeschlossen werden, was die Prämien senkt.

Lukas Wunderlin, Zürich: Ist es möglich, dass meine Prämie beim Vergleich von Franchise 2000.- zu 2500.- nur gerade mal 30 Rappen unterschiedlich ist? Niemand würde sich da für die höhere Franchise entscheiden.
Jonas Grossniklaus, Krankenkassen-Experte von Comparis.ch: Ja, das ist möglich: Der Rabatt für eine hohe Franchise darf höchsten 50 Prozent der Prämie ohne Rabatt betragen. Ist die Prämie ohne Rabatt bereits tief, kann der «Franchisen-Rabatt» darum nicht voll ausgeschöpft werden. In Ihrem Fall lohnt sich – wie Sie richtig schreiben – die höchste Franchise nicht.

S. Wick, Winterthur: Muss ich (Mann, 39) einen Gesundheitscheck beim Arzt machen, wenn ich von allgemein auf halbprivat wechseln will? Oder reicht das Ausfüllen des Fragebogens?
Jonas Grossniklaus: Sicher müssen Sie einen Fragebogen ausfüllen. Ob es dann zusätzlich einen Gesundheitscheck braucht, hängt von der Beurteilung der Kasse ab.

Isabelle, Zürich: Grüezi Herr Grossniklaus, was gibt es zu beachten, wenn eine Schwangerschaft geplant ist? (ev. Hausgeburt)
Jonas Grossniklaus: Guten Tag, bei einer komplikationsfreien Schwangerschaft sind die wichtigsten Leistungen durch die Krankenkasse gedeckt (Stillberatung, Kontrolluntersuchung etc.). Auch eine Hausgeburt sollte eigentlich durch die Kasse übernommen werden. Hier lohnt es sich aber, bei der Kasse nachzufragen, welche Leistungen dabei alle eingeschlossen sind.

Nicole, Aarau: Guten Tag, meine Frage wäre, wieso gibt es solche grossen Preisunterschiede zu den verschiedenen Krankenkassen? Kann ich bei der Grundversicherung die günstigste nehmen oder muss ich auf etwas achten? Besten Dank für Ihre Auskunft.
Jonas Grossniklaus: Die Leistungen, die durch die Krankenkassen vergütet werden, sind gesetzlich vorgeschrieben und somit bei allen Kassen gleich. So gesehen können Sie einfach zur günstigsten Kasse wechseln. Unterschiede gibt es teilweise beim Kundenservice, bspw. haben nicht alle Krankenkassen ein ausgebautes Agenturnetz, sondern sind nur übers Internet erreichbar.

Regina Hochstrasser, Bümpliz: Ich möchte im Krankheitsfall auf keinen Konfort verzichten müssen. Welche Zusatzversicherung sollte ich wählen?
Jonas Grossniklaus: Unter Umständen ist gar keine Zusatzversicherung nötig. Viele Spitäler bieten Grundversicherten die Möglichkeit, gegen Aufpreis ein Einzel- oder Zweierzimmer zu buchen. In einem solchen Fall sollte man beim Spital eine schriftliche Offerte einholen und mit Spital und Kasse klären, ob alle zu erwartenden Kosten berücksichtigt sind. Eine weitere Möglichkeit sind Hotellerie-Produkte. Damit hat man Anspruch auf ein Ein- oder Zweibettzimmer.

Peter, Claudia Winterthur: Ich bin schwanger, kann ich trotzdem auf nächstes Jahr die Krankenkasse wechseln?
Jonas Grossniklaus: Ja, Krankenkassen müssen Sie in der Grundversicherung immer aufnehmen.

Hinz Alfred; Seftigen: Brauche ich 51 überhaupt noch eine HP-Versicherung ?
Jonas Grossniklaus: Ob Sie die HP-Deckung brauchen, müssen Sie für sich entscheiden. Die Erfahrung zeigt, dass viele im Alter öfters krank sind und sich dann erst diese Deckung wirklich lohnt.

Felix Grossenbacher, Thun: Muss ich mich besonders versichern, wenn ich über Weihnachten 2 Wochen nach Spanien in die Ferien gehe?
Jonas Grossniklaus: Nein. Bei einem Unfall bezahlt die Unfallversicherung. Wird man krank, bezahlt die Krankenkasse maximal das Doppelte der Kosten, die für die gleiche Behandlung in der Schweiz entstehen würden. Das sollte für Spanien reichen. Allerdings deckt die obligatorische Grundversicherung nur notfallmässige Behandlungen beim Arzt oder im Spital.

Peter, Claudia Winterthur: Vielen Dank. Wie ist es mit der Zusatzversicherung bei Schwangerschaft?
Jonas Grossniklaus: Hier gilt es zu beachten, dass die Zusatzversicherungen i.d.R. eine Karenzfrist haben, bis sie Leistungen für eine Schwangerschaft übernehmen.

Sutter, Monika, Chur: Welche Franchise ist für Kinder am sinnvollsten?
Jonas Grossniklaus: Für Kinder lohnt sich immer nur die tiefste Franchise von 0 Franken.

Franziska Zürich: Guten Tag. Ich wechsle per 1.1.12 meine Krankenkasse. Grundversicherung und Zusatzversicherung. Nun bin ich schwanger geworden. Zahlt meine Krankenkasse die Vorsogeuntersuchungen, Geburt und Wochenbett? Muss ich etwas beachten? Besten Dank.
Jonas Grossniklaus: Bei einer normalen Schwangerschaft bezahlt die Krankenkasse insgesamt sieben Kontrolluntersuchungen und zwei Ultraschallkontrollen, 100 Franken an einen Geburtsvorbereitungskurs bei einer anerkannten Hebamme, die Geburtskosten, 3 Stillberatungen und 1 Kontrolluntersuchung 6 bis 10 Wochen nach der Entbindung. Beachten müssen Sie, dass die meisten Zusatzversicherungen Karenzfristen haben, d.h. Leistungen nicht sofort übernommen werden.

Regina Hochstrasser, Bümpliz: Hotellerieprodukte? Was ist das? Brauche ich da eine spezielle versicherung?
Jonas Grossniklaus: Hotelerieprodukte sind spezielle Produkte der Zusatzversicherung. Sie ermöglichen es einem, den Komfort eines Halbprivat- oder Privatversicherten zu haben (1- oder 2-Bett-Zimmer), jedoch nicht die freie Arztwahl. Darum sind diese Produkte wesentlich günstiger als eine Privat- oder Halbprivatversicherung.

Baumann Dora Susanna, Arbon: Auf meinem Versicherungsausweis wird bei der Monatsprämie der Betrag von Fr. 3.50 in Abzug gebracht
Jonas Grossniklaus: Dabei handelt es sich um die Rückerstattung von Umweltabgaben.

Glarner-Walker Fridolin, Genf: Ab nächstem Jahr soll selbst bei der Grundversicherung die freie Spitalwahl sein. Meine Frau hat eine teure Halbprivat-Zusatzversichrung, nur um nicht Monate auf einen Spitaltermin warten zu müssen. Halbprivat- oder Privat-Versicherte bekommen selbst für Bagatell-Fälle sofort einen Termin und andere müssen für weit schlimmere Angelegenheiten oft Monate warten. Wie kann dies ohne teure Zusatzversicherung vermieden werden?
Jonas Grossniklaus Im internationalen Vergleich gibt es in der Schweiz kaum Wartelisten. Aber Spitäler werden wohl versuchen, Versicherte mit Halbprivat oder Privatversicherung besonders gut zu behandeln. Übrigens: Die freie Spitalwahl gilt nicht generell. Es werden nur die Kosten des Wohnkantons bei ausserkantonalen Behandlungen übernommen.

David Wenger, Aesch: Ich bin nach einer Fuss-OP noch immer in Behandlung (Nachbehandlungen, Nachkontrollen, Physiotherapie) und werde auch nächstes Jahr noch Arzttermine und Physio haben. Ich habe zurzeit freie Arztwahl, möchte aber auf die billigste Krankenkasse wechseln (wenn möglich mit gleichbleibendem Hausarzt), um Prämien zu sparen. Ist das ein Problem? Könnte die neue Kasse die Zahlungen verweigern? Muss ich dann ab 2012 trotzdem bevor ich in die Physio oder zur Arztnachkontrolle gehe, mich zuerst bei meinem Hausarzt melden?
Jonas Grossniklaus: Das sollte eigentlich kein Problem sein. Die Krankenkasse muss Sie aufnehmen. Und wenn Sie bei der günstigsten Krankenkasse das Standardmodell wählen, können Sie weiterhin zu Ihrem bisherigen Hausarzt und direkt in die Physio gehen. Wählen Sie ein alternatives Versicherungsmodell, müssen Sie zuerst abklären, ob Ihr Hausarzt da dabei ist.

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