Fasten
Mit Hungern die Zellen reparieren

Wenn wir zwischendurch auf das Essen verzichten, aktivieren wir das Gen, das unsere Zellen repariert, Krankheiten vorbeugt und das Leben verlängert.
Publiziert: 14.02.2023 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2023 um 17:00 Uhr
Werner Vontobel

Altern, meinen viele, sei eine Abnützungserscheinung. So wie eine Maschine mit der Zeit ausleiert, nützen sich auch unsere Knochen und Organe ab. Die Sache ist aber etwas komplexer: Die Maschine Mensch hat einen eingebauten Reparaturmechanismus. Unsere rund 50 bis 100 000 Milliarden Zellen werden laufend repariert, teilen sich oder sterben ab. Die an den Darmwänden überleben etwa zwei Tage lang, die der Knochen rund 15 Jahre.

Mit Hungern und Fasten repariert man Zellen

Das heisst nicht, dass es gar keinen Alterungsprozess und keine Krankheiten gibt. Diese Probleme treten dann auf, wenn sich die Zellen erneuern, bevor sie entweder repariert oder abgestorben sind. Diese Vorgänge – Reparatur, Zelltod (Fachausdruck Apoptose) oder Zellteilung – werden durch Gene gesteuert, wie etwa die Sirtuine. Diese überprüfen laufend den Zustand der Zelle und entscheiden: Zellteilung, Zelltod oder weiter reparieren. Ob die Sirtuine aktiv werden oder nicht, hängt von der Nährstoffkonzentration in den Zellen ab, und die können wir durch Fasten oder durch Nahrungsaufnahme unterhalb der Sättigung steuern. Im Klartext: Mit Hungern und Fasten sorgen wir dafür, dass unsere Zellen (und ihr Genmaterial) gründlich repariert werden, bevor sie sich teilen.

Energie und Kraft dank Buchinger-Fasten

Wer den Alltag völlig vergessen möchte, fastet in einem Kloster. Die Fastenberaterin Modesta Bersin erklärt, was das mit einem macht. Seit 13 Jahren leitet sie Fastenprogramme im Kloster Mariastein in Solothurn.

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Heil-Fasten ist eine gesunde Entgiftung und Entschlackung des Körpers. Fasten-Anhänger sprechen von innerer Reinigung, es empfehlt sich jedoch einen Arzt zu konsultieren, bevor man eine Kur startet.
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Was bringt Hungern und wie wirkt es?

In den Fettzellen aktivieren die Sirtuine zudem die Fettverbrennung und schaffen Platz für die Aufnahme von Glucose aus dem Blut. Das ist gut für Diabetiker und solche, die es nicht werden wollen. Mit Kurkuma und Rotwein (bzw. Resveratrol) kann man die Bildung von Sir­tuinen anregen und die Wirkung verstärken.

Hungern löst aber noch andere biochemische Vorgänge aus. So sondert die Magenschleimhaut das Hungerhormon Ghrelin aus, das wiederum die Produktion von Wachstumshormonen stimuliert. Gemäss Studien genügen 24 Stunden Fasten, um die Produktion des Wachstumshormons HgH bei Frauen um das 13- und bei Männern um das 20-fache zu erhöhen. Zweck der Übung: In den Ruhephasen wird Gewebe regeneriert.

Dass Fasten den Geist erfrischt und den Körper verjüngt, wusste schon Jesus. Experimente mit Mäusen und Affen haben zudem bewiesen, dass eine dauerhaft reduzierte Kalo­rienzufuhr das Leben deutlich verlängert. Relativ neu ist hingegen die Erkenntnis, dass auch kurze Hungerperioden wirksam sind. In einer Studie wurde die Wirkung von intermittierendem Fasten mit denen einer dauerhaft um 30 Prozent reduzierten Kalorienzufuhr verglichen. Zwar konnten in dem Ex­periment nur die Blutwerte gemessen werden, doch das Ergebnis war klar. Intermittierendes Fasten, bzw. periodisches Hungern, brachte bei allen Werten vergleichbare Verbesserungen.

Wie funktioniert Intervallfasten?

Es tönt wie der einfachste Diät-Plan der Geschichte. An einem Tag isst man, am anderen nicht. Intermittierendes Fasten wird dieser neue Trend genannt. Vorbilder sind die Höhlenmenschen.

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Nur eine Mahlzeit pro Tag

Mit Studien belegt sind unter anderem folgende Wirkungen: Ein tiefer Blut­zucker- und Insulinspiegel, weniger Entzündungen, weniger Zellschäden durch freie Radikale, Abbau von Fettpolstern, normalisierter Blutdruck, weniger schlechtes Cholesterin sowie bessere Herzgesundheit. Ratten und Mäuse werden durch regelmässiges Fasten sogar intelligenter. Wie lang die Essenspausen dauern müssen, hängt davon ab, wie schwer verdaulich die letzte Mahlzeit war. Ori Hofmekler und der japanische Arzt Yoshinori Nagumo empfehlen, nur einmal am Tag zu essen und zwar abends. Beide erlauben Zwischenmahlzeiten, sofern dadurch der Hunger nicht ganz gestillt wird.

Ori Hofmekler empfiehlt Shakes mit Molkeeiweiss. Nagumo knabbert Ge­müse. Gesundheitsexperte Joseph Mercola verzichtet auf das Morgenessen und isst nur zwischen 11 und 19 Uhr. Und Nagumo hält sich an diese Faustregel: «Immer, wenn ich Hunger verspüre, geniesse ich ihn noch ein wenig und denke an seine verjüngende Wirkung.»

Der Trick beim Fasten - Kokos und Kaffee

Wer fasten, aber nicht hungern will, dem hilft Kokosnussöl. Ein bis zwei Teelöffel davon im Kaffee aufgelöst dämpfen nicht nur das Hungergefühl, sondern verstärken darüber hinaus noch die Wirkung des Fastens, und zwar dreifach.

Erstens wirkt Koffein auf die Zellen ähnlich wie Fasten, wenn auch auf anderem Wege: Es be­hindert die Wirkung des Enzyms mTor, verlangsamt den Stoffwechsel und die Zellteilung.

Zweitens besteht Kokosnussöl vor allem aus mittellangen Fettsäuren, was auf bisher nicht geklärte Weise die Wirkung hat, dass das Fasten nicht behindert wird. Experimente zeigen, dass es zumindest punkto Blutwerte keinen Unterschied macht, ob man (vier Tage) fastet, oder sich von Kokosnussöl ernährt, was jedoch den Hunger dämpft. Offenbar wirkt Fasten vor allem wegen des Verzichts auf Kohlenhydrate und Eiweiss.

Drittens wirkt die Kom­bination von Hungern, Kaffee und Kokosöl wie das Spannen einer Feder. Nimmt man danach Eiweisse und Kohlenhydrate zu sich, arbeiten die Zellen mit verdoppelter Effizienz. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man zuvor noch hart trainiert hat.

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