Functional Food
Steht Mittagsessen vor dem Aus?

Menschen, die regelmässig bessere, weil frisch zubereitete Mahlzeiten zu sich nehmen, sind gesünder und leben länger. Doch seit Jahrzehnten geht es mit dem Mittagessen bergab. Was kann man dagegen tun?
Publiziert: 19.04.2023 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2023 um 13:55 Uhr
Michael Merz

Nun mal ehrlich. Was denken Sie, wenn Sie eine Schlagzeile wie diese lesen: «Das Mittagessen verliert an Bedeutung»? Ich wette, dasselbe wie ich. Nämlich: Das ist wahr. Und: Das weiss ich schon lange, weil ich damit meine Schwierigkeiten habe. Bloss, was kann man dagegen tun?

Mittagsessen zwischendurch

Seit Jahrzehnten geht es mit dem Mittagessen bergab. Erst veränderte es sich, weil die meisten Familienmitglieder an der Arbeit und in der Schule waren. Man ass Aufgewärmtes, Aufschnitt auf Brot, Salat war geplant, aber dann fehlte die Zeit, diesen zu rüsten. Ein Schoggistängeli oder Mars-Mocken machte den Abschluss. Als Nächstes veränderte sich das Essen in der Kantine oder im Restaurant, weil die Mittagspause immer kürzer wurden. Der Duft in der Kantine entsprach der Qualität des Essens. Lieber nichts als das.

Vorgekochtes und aufgewärmtes Essen in den Kantinen

In den Restaurants war das Angebot nicht viel besser, denn das Essen musste bezahlbar sein. Für den Gast, aber vor allem für den Wirt. Also belieferten die gleichen Lieferanten Beizenküche wie Kantine. Sie brachten auch nicht mehr bloss Lauch, Sellerie und Schweinskoteletten ins Haus. Nicht nur Salate wurden fixfertig angeliefert, sondern auch Suppen, Eintöpfe, Braten. Weil vorgekochtes und aufgewärmtes Essen bloss müde Aromen bieten kann, gab man diesen Gerichten mehr Salz, Geschmacksverstärker und hin und wieder auch Zusätze mit der Bezeichnung «natürliche Aromen» bei. So, wie Saucen sowieso nur noch auf Puderbasis entstanden und Desserts fixfertig tiefgekühlt eingelagert wurden. Eine Stunde auftauen genügt. Wie sie schmecken? Ist «süss» okay?

Menschen, die regelmässig qualitativ bessere, weil frisch zubereitete Mahlzeiten zu sich nehmen, sind gesünder.
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Alle diese Veränderungen geschahen nach und nach und doch rascher, als man es sich vorstellen konnte. Wenn man ihrer gewahr wurde, waren sie schon lange da. Und immer wieder waren die Erklärungen die gleichen: Es fehlt das Geld. Es fehlt die Zeit. Anders rum: Es muss bezahlbar sein.

Das falsche Essen macht krank

Es gab und gibt allerdings auch Veränderungen, die nicht so schnell sichtbar werden. Wer jahrelang unter Zeitdruck sein Mittagessen einnimmt, leidet unter Verdauungs- und bald unter anderen Gesundheitsproblemen. Wer jahrelang das Falsche oder «nicht Richtige» isst, hat früher oder später Probleme mit Übergewicht und damit eines Tages mit dem Kreislauf. Vor allem aber: Die in der «Frankfurter Allgemeinen» zitierte Studie besagt, dass Menschen aus reichen und mittelständischen Schichten von diesen Veränderungen weniger betroffen sind wie die Unterschicht (was für ein Wort!). Oder anders ausgedrückt: Obere und untere Bevölkerungsschichten driften in ihren Essgewohnheiten auseinander. Und damit auch in den Auswirkungen. Denn: Menschen, die regelmässig qualitativ bessere, weil frisch zubereitete Mahlzeiten zu sich nehmen, sind gesünder, leben länger und tauchen in der Gesundheitsstatistik als pekuniär sichtbar günstiger auf.

Ist Ernährungsunterricht in Schulen sinnvoll?

Die Lösung? Der Artikel zitiert den Vorstandschef eines Nahrungsmittel-Multis. Er verlangt nach Ernährungsunterricht in Schulen (also durch den Staat). Er sagt: «Man muss nicht kochen können, aber man muss etwas über gesunde Ernährung wissen.» Und was gesunde Ernährung ist, weiss dann die Nahrungsmittelindustrie. Wie bei der Babymilch, dem Wasser … Sie nennen es «functional food».

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