Michèle Lehmann und Jana Pfister wogen weit über 130 Kilo
So haben diese beiden Frauen 45 Kilo abgespeckt

So dick ist die Schweiz: 42 Prozent der Bevölkerung bringen zu viel auf die Waage, davon leiden 10 Prozent an krankmachendem Übergewicht. Zwei Frauen erzählen, wie sie mit ihrer Last umgehen.
Publiziert: 05.11.2018 um 21:36 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2018 um 14:31 Uhr
Katja Richard

In einen Flieger steigen und durch die USA reisen? Vor vier Jahren war das für Michèle Lehmann (42), die gerade aus den Ferien zurück ist, unvorstellbar. Mit 137 Kilo Gewicht wollte sie niemandem zumuten, sich neben sie zu setzen. «Dazu war ich depressiv, das Übergewicht hat mich dermassen belastet. Es fühlte sich an, als ob sich mein Selbst und mein Körper total voneinander entfernt hätten.» Die dreifache Mutter gehörte zu den zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung, die an starkem Übergewicht leiden, Adipositas in der Fachsprache. Laut der aktuellen Gesundheitsbefragung des Bundes, die alle fünf Jahre durchgeführt wird, bleibt der Anteil der Personen mit Übergewicht mit 42 Prozent stabil, Adipositas hat leicht zugenommen. Und das, obwohl sich die Leute laut der Befragung gesünder ernähren und deutlich mehr bewegen als noch vor 15 Jahren, vor allem die Frauen.

Alles zu Adipositas

Bei Adipositas (lat. adeps = fett) handelt es sich um ein starkes Übergewicht, das durch eine über das normale Mass hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist.


Als fettleibig oder adipös gelten Menschen mit deutlich zu viel Körperfett und starkem Übergewicht. Ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt in der Regel bei 30 oder mehr. Der BMI berechnet sich aus dem Körpergewicht einer Person, geteilt durch das Quadrat ihrer Grösse. Übergewicht ist jedoch nicht der alleinige Grund für das hohe Gesundheitsrisiko, das Adipositas mit sich bringt. Mitentscheidend ist auch das Verteilungsmuster des Fetts. Sehr ungünstig wirken sich vor allem Fettpolster im Bauch und an den inneren Organen aus. Sie können zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen.

Bei Adipositas (lat. adeps = fett) handelt es sich um ein starkes Übergewicht, das durch eine über das normale Mass hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist.


Als fettleibig oder adipös gelten Menschen mit deutlich zu viel Körperfett und starkem Übergewicht. Ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt in der Regel bei 30 oder mehr. Der BMI berechnet sich aus dem Körpergewicht einer Person, geteilt durch das Quadrat ihrer Grösse. Übergewicht ist jedoch nicht der alleinige Grund für das hohe Gesundheitsrisiko, das Adipositas mit sich bringt. Mitentscheidend ist auch das Verteilungsmuster des Fetts. Sehr ungünstig wirken sich vor allem Fettpolster im Bauch und an den inneren Organen aus. Sie können zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen.

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An Bewegung war bei Michèle Lehmann nicht mehr zu denken. Als grazile 16-Jährige machte sie noch Eiskunstlauf, mit der ersten Schwangerschaft kamen die zusätzlichen Kilos. «Plötzlich war ich 90 Kilo und mit jeder Schwangerschaft wurde es mehr.» Ein Teufelskreis, dem sie letztendlich nur dank einer Magen-Bypass-Operation entkam. Ein Eingriff, der laut dem Spezialisten David Infanger immer häufiger durchgeführt wird. In den 1990er-Jahren waren es noch etwa 100 solcher Eingriffe pro Jahr, inzwischen sind es jährlich 5600 Magen-OPs. «Übergewicht ist ein zunehmendes Problem mit grossem Leidensdruck für die Betroffenen», so der Arzt vom Adipositas- und Stoffwechselzentrum Zürich.

Michèle Lehmann vor ihrer Magen-Bypass-Operation.
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Auch die genetische Veranlagung spielt mit

Sind Dicke selber schuld an ihren Gewichtsproblemen? «Das ist leider auch in Fachkreisen eine weitverbreitete Meinung», so Infanger. Übergewicht habe viele Ursachen und natürlich sei der Lebensstil ausschlaggebend. «Aber dazu kommt eine genetische Veranlagung», erklärt Infanger. Und wer das Gewicht erst mal auf der Waage hat, bekommt es nur noch schwer wieder runter, das hat nicht nur mit Disziplin zu tun. «Unser Steinzeithirn will das Leben lang wieder aufs Höchstgewicht zurück.» Das erklärt er am Beispiel von Zwillingen, wenn beide 70 Kilo wiegen, der eine aber mal 100 Kilo schwer war, habe letzterer «mehr Hungerhormone als der andere». Und der Stoffwechsel sei niedriger, sprich, es braucht weniger Kalorien, um wieder zuzulegen. Darum sei es oft schwierig, dauerhaft mehr als zehn bis 15 Prozent vom Maximalgewicht abzunehmen.

Gelungen ist das Jana Pfister (26). Die Kaufmännische Angestellte hat von 156 Kilo in vier Jahren 45 Kilo abgespeckt. Motivation war ihre Teilnahme an der Miss-Plus-Size-Wahl. «Eine Diät in dem Sinne mache ich nicht, ich verzichte einfach auf Zucker und esse selten Kohlenhydrate.» Auch mit Sport hat sie wieder angefangen. Als Jugendliche konnte sie sich wegen drei Knie-Operationen zu wenig bewegen, das sei der Grund für ihre Kilos. Vor dem Gang ins Fitness scheut sie sich nicht: «Klar wurde ich anfangs mal komisch angeschaut, aber inzwischen verspüre ich Respekt», so Pfister selbstbewusst. Eine Magen-OP kommt für sie nicht infrage: «Ich habe 45 Kilo geschafft, also schaffe ich auch noch mehr.» 

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