Eine Frau mässt Bauchumfang nach dem Sport.
Foto: Getty Images

Psyche und Pfunde
Wenn uns die Seele zum Essen zwingt

Beginnt Übergewicht allenfalls in der Seele? Experten beziehen psychische Faktoren in einer Diät immer stärker mit ein.
Publiziert: 28.01.2020 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2020 um 10:59 Uhr
Franziska Agosti

Scham, Schuldgefühle, grosse Leere. Übergewichtige gehen mit sich hart ins Gericht. Dabei hat die Unfähigkeit abzunehmen nicht unbedingt mit mangelnder Disziplin zu tun. Unser Körper-Gewicht ist ein komplexes Zusammenspiel von Gewohnheiten, Körperbau, Vererbung, psychischen und sozialen Faktoren.

Ernährungsexperten versuchen deshalb immer mehr, die ganze Persönlichkeit eines Menschen in die Diät einzubeziehen. BLICK erklärt, welche psychologischen Komponenten hinter der zu grossen Lust aufs Essen stehen können.

Gestörte Wahrnehmung

Menschen mit Gewichtsproblemen haben oft Hunger, obwohl sie viel gegessen haben. Das Gefühl der Sättigung tritt einfach nicht ein. Erika Toman, Fachpsychologin und Autorin des Buches «Mehr Ich, weniger Waage», macht mit ihren Patienten Übungen, in denen diese lernen, die Signale des Körpers anders wahrzunehmen. Hinter dem ständigen Hunger könnten Gefühle wie Unruhe, Trauer oder Frustration versteckt sein.

Unterdrückte Wut kann Auslöser für Fressattacken sein.

Heftige Selbstkritik

Übergewichtige beschimpfen sich gerne, wenn sie wieder mal einen Dickmacher gegessen haben. Das führt dazu, dass der Selbsthass wächst. Als Kompensation für die fehlenden, positiven Gefühle gegenüber sich selber wird noch mehr gefuttert. E-Balance Ernährungsberaterin Ruth Ellenberger empfiehlt, sich vor Ess-Attacken zu schützen, indem man sich auf diese vorbereitet: «Wer weiss, dass er nach der Arbeit den Kühlschrank leer frisst, soll sein Lieblings-Magazin bereitlegen und erst 10 Minuten darin lesen.» Durch die Ablenkung verflüchtigt sich der Heisshunger. «Wer es schafft, sich dem Sog der unkontrollierten Esslust zu entziehen, fühlt eine grosse Entspannung», erklärt Ellenberger. Dieses Erlebnis stärkt dann das Selbstvertrauen.

Emotionale Leere

Wer als Kind wenig geliebt wurde, hat öfters Mühe sich wertzuschätzen. Betroffene fühlen eine grosse Leere, sind verunsichert und isoliert. Kommen die Gefühle hoch, sind sie schwer auszuhalten. Zwanghaftes Essen verspricht Ablenkung vom Schmerz. Therapeuten helfen, die Ursache der negativen Gefühle zu finden. So kann man sie besser akzeptieren.

Schlechtes Selbstwertgefühl

Nur wegen ein paar Kilos weniger auf den Hüften, hat uns niemand lieber. Trotzdem definieren sich viele Menschen über ihr Äusseres. Wird die Figur zu wichtig, besteht die Gefahr, dass die Gedanken andauernd ums Essen kreisen. Das kann zu ernsthaften Essstörungen führen. Wer sich immer nur an anderen Frauen- oder Männerbildern orientiert hat, muss sich neu entdecken und sich mit seinen Fähigkeiten wie Intelligenz, Fürsorglichkeit oder Humor identifizieren.

Verborgene Wut

Unterdrückte Wut kann Auslöser für Fressattacken sein. Statt die aggressiven Gefühle angemessen auszudrücken oder diese zu kanalisieren, stopft man einen Kuchen oder eine Bratwurst in sich hinein. So richtet sich die Wut anstatt auf jene Person, die sie ausgelöst hat, auf einen selber. Fachfrau Ruth Ellenberger rät, sich in dieser Situation bewusst zu werden, dass man sich so noch mehr schadet. «Dem anderen sollte man den Gefallen, dass man sich noch dicker frisst, nicht machen.»

Grosser Stress

In Stresszeiten übernehmen tiefer gelegene Hirnregionen die Führung. Damit der Instinkt überlistet werden kann, lohnt es sich zu wissen, wie man in Extremsituationen reagiert. Wer bei einer belastenden Sitzung immer zum Gipfeli statt zu Früchten greift, kann sich im Vornherein vorstellen, wie er den Apfel wählt und sich dann ganz zufrieden fühlt. Praxisbeispiele zeigen, dass das hilft.

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