Phänomen Coregasm
Wenn Frauen beim Sport einen Orgasmus haben

Ein anstrengendes Workout kann bei Frauen einen Orgasmus auslösen. Betroffenen sind oft peinlich berührt. Wenn sie sich an diese Art von Selbstbefriedigung gewöhnen, kann es teilweise zum Problem beim Paarsex kommen, sagt Sexualtherapeutin Dania Schiftan.
Publiziert: 03.10.2023 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2023 um 15:26 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service

Dania Schiftan, Sexual- und Psychotherapeutin aus Zürich, kennt das Phänomen Coregasm aus ihrer Praxis. «Ich habe schon Frauen beraten, die erst retrospektiv realisiert haben, dass sie beim Sport einen Orgasmus hatten», sagt sie. Andere hätten beim Reiten ein angenehmes Gefühl im Unterleib gespürt und dadurch im weiteren Sinne die Möglichkeit entdeckt, sich selbst zu befriedigen. «In der Regel empfinden die Frauen das kribbelnde Gefühl als angenehm», sagt die Expertin. Aber im ersten Moment seien viele verunsichert und befürchten, dass – wenn sie sich unter Menschen befinden – man ihnen etwas ansehen könnte.

Der englische Begriff Coregasm setzt sich aus den Wörtern «core» (auf Deutsch Körpermitte) und «orgasm» zusammen und beschreibt einen Orgasmus, der rein durch körperliche Anspannung beim Sport entsteht, ohne sexuelle Fantasien. Wenn eine Frau im Training plötzlich ein kribbelndes Gefühl im Unterleib spürt, handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um dieses Phänomen.

Manche Frauen können bei Yoga-Übungen einen Orgasmus erleben.
Foto: Getty Images/Image Source

Die amerikanische Sexualforscherin und Autorin Debby Herbenick (47) fand heraus, dass Frauen vor allem bei Tätigkeiten, die die tief liegenden Bauchmuskeln beanspruchen, einen Coregasm haben können, zum Beispiel bei Bauchübungen oder beim Gewichtheben. Auch beim Hochklettern an Stangen oder Seilen sowie beim Radfahren kann er erlebt werden. Dort induzieren ihn ebenfalls die Bauchmuskeln und weniger die Reibung und der Druck auf die Vulva. Einzelne Frauen gaben in der Untersuchung von Herbenick an, bei Sportarten wie Yoga oder Wandern zum Höhepunkt gekommen zu sein.

Eine bestimmte Muskelpartie spielt eine zentrale Rolle beim Orgasmus während des Trainings.
Foto: Getty Images
Expertin für Fragen rund um Sex

Dania Schiftan arbeitet seit über 16 Jahren als klinische Sexologin und Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Jetzt ist ihr neues Buch «Das Comeback deiner Lust» im Handel, in dem sie beschreibt, wie insbesondere Frauen die Lust auf Sex entfachen können. 2018 veröffentlichte sie den Spiegel-Bestseller «Coming Soon» und drei Jahre später folgte «Keep it coming». Schiftan hält regelmässig Vorträge und Workshops und mit «Release» hat sie ihren eigenen Podcast, in dem sie echte Therapiegespräche mit Klientinnen und Klienten führt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrem Hund in Zürich.

Miriam Kluka

Dania Schiftan arbeitet seit über 16 Jahren als klinische Sexologin und Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Zürich. Jetzt ist ihr neues Buch «Das Comeback deiner Lust» im Handel, in dem sie beschreibt, wie insbesondere Frauen die Lust auf Sex entfachen können. 2018 veröffentlichte sie den Spiegel-Bestseller «Coming Soon» und drei Jahre später folgte «Keep it coming». Schiftan hält regelmässig Vorträge und Workshops und mit «Release» hat sie ihren eigenen Podcast, in dem sie echte Therapiegespräche mit Klientinnen und Klienten führt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrem Hund in Zürich.

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Was das Anspannen der Rumpfmuskulatur im Körper auslöst, ist nicht abschliessend geklärt. Es wird vermutet, dass es die Nerven im Beckenboden aktiviert. Zudem stimulieren die Durchblutung und die Bewegung das Nervensystem und den Schwellkörper der Klitoris, was zum Höhepunkt führen kann. Weil der Coregasm nicht durch sexuelle Lust entsteht, ist er gemäss Forschern weniger intensiv als der klassische Orgasmus.

Die Anspannung, die für den Coregasm verantwortlich ist, kann sich unter Umständen negativ auf den Paarsex auswirken.
Foto: Shutterstock

Gemäss Schiftan kann sich ungefähr ein Drittel der Frauen durch eine erhöhte Spannung im Körper erregen. Zum Beispiel, indem sie den Beckenboden anspannen oder die Beine überkreuzen. Das sei grundsätzlich eine gute Möglichkeit, sich selbst zu erregen, könne unter Umständen aber zu einem Problem beim Paarsex werden.

Wenn eine Frau es gewohnt ist, durch diese Art von Anspannung zum Höhepunkt zu kommen, wird sie laut Schiftan bei Stellungen, bei denen die Beine gespreizt und entspannt sind, möglicherweise kaum erregt. Oder sie verkrampft sich, was zu Schmerzen bei der Penetration führen kann. Schiftan: «Deshalb ist es entscheidend, dass Frauen üben, den Beckenboden an- und wieder zu entspannen.»

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