Sprung ins kalte Wasser
Kneippen Sie doch mal im Freien!

Das ist der schönste Weg, sein Immunsystem zu trainieren: Kneipp-Anwendungen im Freien. Probieren Sie es selbst an einem der 1484 Schweizer Seen.
Publiziert: 18.04.2016 um 14:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:48 Uhr
Attila Albert

Es gibt Menschen, die warten bis in den Sommer, um im See baden zu gehen. Und es gibt andere, die wagen den Schritt ins Nass schon jetzt. Für Letztere sind die 1484 Schweizer Seen die schönsten öffentlichen Kneipp-Bäder der Welt.

Kneipp-Anwendungen in der Schweiz

Der bayerische Priester und Hydrotherapeut Sebastian Kneipp hatte im 19. Jahrhundert die uralte Heilkraft des kalten Wasser neu entdeckt und weltweit populär gemacht. 210'000 Familien im deutschsprachigen Raum sind mittlerweile aktive Kneipper – darunter 7000 Schweizer, organisiert in 30 Vereinen. Bei schönem Frühlingswetter spricht alles dafür, von der Badewanne oder dem Wassertretbecken ins Freie zu wechseln und als Extras die frische Luft und die Natur zu geniessen.

Bei 16 Grad ins Wasser

«Für einen gesunden Kältereiz sollte die Wassertemperatur höchstens 16 Grad betragen», sagt Edith Meyer (47), Vorstandsmitglied des Schweizer Kneippverbands. «Das ist jedoch nur ein Richtwert. Je nach körperlicher Verfassung empfinden manche 24 Grad als kalt und andere spüren die Kälte erst bei 10 Grad.»

Die Schweizer Seen eignen sich perfekt für Kneipp-Anwendungen im Freien: so auch der Engstlensee.
Foto: Gaetan Bally

In diesen Tagen sind die Schweizer Seen zwischen 10 (Brienzersee) und 14 Grad Celsius (Luganersee) kalt. Höher gelegene liegen noch nahe am Gefrierpunkt, etwa der Untersee in Arosa mit drei Grad – perfekt für Winterschwimmer, zu kalt für kommune Kneipp-Anwendungen.

«Jeder muss selber herausfinden, bei welcher Temperatur sein persönliches Kältegefühl liegt», sagt Expertin Meyer. Einzig Menschen, die bereits Erfahrung mit Kneipp-Anwendungen haben, sollten vollends ins kühle Nass eintauchen. Für alle anderen gilt Vernunft und Zurückhaltung – zwingen Sie sich also zu nichts.

Erst aufwärmen, dann 2 Stunden ruhen

Für welches Mass Sie sich auch immer entscheiden: Die Kneipp-Grundregeln gelten immer. Wärmen Sie also den Körper vor dem Schritt ins Wasser auf, etwa in der guten Stube oder mit einem kurzen Lauf am Ufer. Dasselbe gilt für die Minuten nach der Abkühlung: Auch hier ist Bewegung gefragt – oder das nahe, warme Bett.

Eine Kneipp-Runde reicht übrigens vollkommen aus, danach zwei Stunden ausruhen. «Darüber hinaus sollte man vor und nach der Anwendung mindestens 30 Minuten nichts essen», so Meyer. Auch wichtig: In der klassischen Kneipp-Methode trocknet man sich nicht mit dem Handtuch ab, das Wasser wird mit den Händen abgestreift – das hat einen Massage-Effekt und fördert die Durchblutung der Haut.

Wassertreten bis zum Kälteschmerz

Für Einsteiger empfiehlt sich klassisches Wassertreten in der flachen Uferzone. Das Wasser sollte Ihnen bis etwa zur Hälfte der Wade (circa 30 cm Tiefe) reichen. Dann im Storchenschritt durchs Wasser waten: Abwechselnd heben Sie einen Fuss nach dem anderen aus dem Wasser, die Zehenspitzen zeigen immer nach unten. Ob einige Sekunden bis eine Minute – hören Sie auf, wenn der Kälteschmerz eintritt. Danach gilt auch hier: Das Wasser nur mit den Händen abstreifen, sofort warme Socken und Schuhe anziehen und schnell aufwärmen.

«Mit Kneipp-Anwendungen wird ein kurzer kalter Reiz gesetzt», erklärt Meyer. Der Körper reagiert darauf und sorgt sofort für Ausgleich. Das trainiert die Gefässe und stärkt das Immunsystem. Der Körper kann in der Folge besser mit Infekten und mit Stress, ja sogar mit schlechtem Wetter umgehen. «Jeder Mensch, ob gesund oder krank, jung oder alt, kann seine
Abwehrfähigkeit und Lebensqualität durch Kneipp-Therapien steigern», sagt die Fachfrau. «Je abwechslungsreicher die Anwendungen sind, umso grösser ist auch der Erfolg.»

Kontraindikation: Blasen- und Nierenkrankheiten

Kneipp-Behandlungen werden traditionell bei vielen Erkrankungen empfohlen. Dazu zählen Herz- und Kreislaufstörungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats, der inneren Organe, Störungen des Stoffwechsels, der Atmungs- und Nervensysteme. Wer bei einem Arzt in Behandlung steht, sollte vorab dessen Meinung einholen. Was komplett gegen Kneipp-Kuren spricht, sind akute Harnweginfektionen, Blasen- und Nierenkrankheiten und bei Frauen die Menstruation.

«Im Masse liegt die Ordnung», sagte einst Sebastian Kneipp selbst, «jedes Zuviel und Zuwenig setzt anstelle von Gesundheit die Krankheit.» Wenn Sie das kalte Wasser also (noch) abschreckt, beginnen Sie ganz bescheiden: Schon einen Barfusslauf durch taufeuchtes Gras kann ein heilender, erster Schritt sein.

Tipps zu Kneipp-Anwendungen und Kurse finden Sie unter www.kneipp.ch

Lebensregeln nach Sebastian Kneipp

Ernährung
Kneipp empfahl abwechslungsreiche Vollwertkost und Heilkräuter für Tees, aber auch für die äusserliche Anwendung (Wickel, Bäder, Inhalation).

Wassertherapie
Mit kaltem und warmem Wasser soll der Körper Temperaturreize erhalten, die ihn zu heilenden Reaktionen anregen.

Bewegung
Moderate körperliche Bewegung wie Gymnastik zu Hause oder Gartenarbeit sah Kneipp als wichtiges Mittel gegen «Verweichlichung».

Arbeit und Ruhe
Er riet ausserdem zu einem geordneten Wechsel zwischen Aktivität («Lebensreiz») und nachfolgender Ruhe und Erholung.

Ernährung
Kneipp empfahl abwechslungsreiche Vollwertkost und Heilkräuter für Tees, aber auch für die äusserliche Anwendung (Wickel, Bäder, Inhalation).

Wassertherapie
Mit kaltem und warmem Wasser soll der Körper Temperaturreize erhalten, die ihn zu heilenden Reaktionen anregen.

Bewegung
Moderate körperliche Bewegung wie Gymnastik zu Hause oder Gartenarbeit sah Kneipp als wichtiges Mittel gegen «Verweichlichung».

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Er riet ausserdem zu einem geordneten Wechsel zwischen Aktivität («Lebensreiz») und nachfolgender Ruhe und Erholung.

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